Gewaltbereitschaft, was fällt euch zu diesem Thema ein?

Begonnen von Izzie mit Lia, 03. August 2012, 11:57:24

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Izzie mit Lia

Mich würde mal allgemein alles zu diesem Thema interessieren. Also, woher denkt ihr kommt diese Neigung zur Gewalt? Wird es immer schlimmer, oder war es schon immer so schlimm, (gerne auch historische Fakten und Daten)? Was steckt dahinter? Herrscht Gewaltverherrlichung? Warum Gewalt, wie könnte man Gewalt evtl. vorbeugen? Wer oder was trägt in euren Augen die Haupt Schuld/ wer oder was ist mit Schuld? Sind die Lobbyisten Schuld? S:D
Einfach mal so freiweg, was euch so einfällt, auf dem Herzen liegt.


Das Thema ist mir in den Sinn gekommen, angeregt durch einen anderen Thread und weil Gewalt leider schon immer ein brisantes Thema war und die Altersgrenze/ Hemmschwelle, immer weiter sinkt..

Honigbluete

Ganz wichtig finde ich die Unterscheidung von Aggression und Gewalt!

Und dann kann ich von meiner Arbeit an einer weiterführenden Schule sprechen: Tatsächliche, körperliche Gewalt hat stark abgenommen, immer mehr passiert durch Drohungen, Gesten, übers Inet etc. Früher haben sich Kinder auf dem Schulhof geschlagen, spätestens wenn einer auf dem Boden lag, war es gut. Heute darf sowas nicht mehr passieren und wenn dann doch mal jemand zuschlägt, wird es dann ganz gerne richtig böse, weil es kein Ende gibt.

Ich merke an meinem Sohn, dass da viel Aggression in ihm steckt, die irgendwie raus muss. Mir persönlich fällt es total schwer, das zuzulassen, aber ich merke und fühle, dass er es braucht. Damit sich seine Aggression nicht in sinnloser Gewalt zeigt, muss er Gelegenheiten haben, dies in geregelten Bahnen zu machen. Dazu gehört raufen, rangeln, Wettrennen, sich beim Toben auspowern etc. Und diese Möglichkeiten haben heutige Kinder immer weniger, eben weil Raufen überall verboten ist und Eltern direkt eingreifen und/oder ein riesen Brimborium darum machen. Welches Kind kann sich denn heute noch draussen völlig frei bewegen und austoben? Nur die Glücklichen, die ländlich wohnen oder Eltern und Erzieher haben, die ihnen das ermöglichen...


♥ іηѕαηіtу ♥

#2
@Honigblüte...so seh ich das auch!...kleine Raufereien sind doch normal,das wird immer vorkommen. Aber heut zu Tage wird daraus gleich ein riesen Theater. Die meisten Jugendlichen kommen dann mit den Worten ich hol meine Freunde oder Brüder und die haben dann mal eben nen Messer inner Tasche.
Ich geb es zu,hier in Gelsenkirchen gibt es teilweise Gewalttaten die sind unfassbar. Auf offener Straße am helligten Tag und dann 'Kinder' im Alter von 12/13/14/ wo wir damals noch draußen rumgerannt sind und im übertriebenen Sinne mit Puppen gespielt haben.

Wir haben hier in einem Stadtteil ein Schild hängen,was echt so überflüssig ist wie ne erneute Baustelle. OTON: Gelsenkirchen - Stadt ohne Gewalt s-banghead

Ich mag jetzt ein PO sein,aber zuviele Arbeitslose jeglichen Alters...zuviel Langeweile, Unzufriedenheit und Aggressionspotenzial - was dann entweder in körperlicher Gewalt rausgelassen wird oder sich an wehrlosen Gegenständen vergriffen wird.
...per aspera ad astra [Login or Register]

Izzie mit Lia

#3
Honigblüte:

Der Unterschied ist wichtig, da gebe ich dir Recht.

Aggression führt normalerweise auch nicht gleich zur Gewalt. Aber trotzdem merke ich, dass es z.B. immer mehr Choleriker gibt. Leute, die sich nicht im Zaum haben, nicht nur verbal angreifen, sondern auch physisch.
Ich kann da auch einige Beispiele nennen. Z.B.: Ich, gerade den Führerschein gemacht, noch übervorsichtig, gerade was Fahrradfahrer, Fußgänger und andere Autofahrer angeht, halte an einer roten Ampel. Mit einmal kommt ein Radfahrer (älterer Herr, mit Vollbart) an mich rangefahren und fängt an mich zu beschimpfen und tritt ohne Grund gegen mein Auto. Ich dachte, ich steh im Wald. Der hatte wohl Frust, wegen irgendwas und ich war halt grad mal so in der Nähe :P. Anzeige geg. Unbekannt brachte leider nicht viel.

Oder: Meine Schwester kommt aus der Disco und wird von 2 Männern anzüglich beleidigt. Ihr Freund verteidigt sie, verbal. Gegenüber 1 zückt ein Messer und hält es ihr an die Kehle, Gegenüber 2 schlägt ihren Freund nieder. :-X
Und wir wohnen, bzw. ich wohnte damals in einer Stadt, die nicht gerade zu den Metropolen wie Hamburg, oder Berlin zählen. Die Stadt hat aktuell ca. 53.000 Einwohner.
Aber ich glaube eh, dass das weniger mit der größe der Stadt/des Ortes zusammenhängt.

insanity:
Genau, Unzufriedenheit, Langeweile, in die Ecke gedrängt fühlen, nicht als der Schwache dastehen zu wollen, weil man kann ja zuhauen etc.

Stadt ohne Gewalt: OK?! Da fällt mir persönlich ja sofort: Diktaturstadt ein :P Das andere Extrem. Oder Gotham City (halt als Gegenteil, also Stadt mit Gewalt). Wo sind eigentlich Batman & Co, wenn man sie mal braucht? :P ;D

♥ іηѕαηіtу ♥

Also Batman hab ich letzten Samstag im Kino gelassen,LEIDER  S:D

Ich mein,ich wohn hier ganz gern,in unsrem Stadtteil (eher ländlich und angrenzend an Recklinghausen) ist es ganz angenehm...aber wenn man morgens die Zeitung aufschlägt und liest was wieder passiert ist,da wird einem schon mulmig.

Da fällt mir grad ein eher harmloses Beispiel ein. Maya geht ab dieser Woche in den KiGa. Ganz viele neue Kinder kamen mit Maya an. Unter andrem ein kleines 'garstiges' Mädchen ;D ...kniff Maya beim Kennenlernen feste in die Wange und Maya dank großem Bruder weiß wie man sich wehrt und haut Sie zurück. Da sagt die Mutter: Siehste Louisa endlich mal jemand der dich in die Schranken weißt.
Da fängt das ganze schon an ;D

Nebenbei finde ich es schon krass,wenn ich manchmal so höre was im KiGa so vorfällt ist es auch eindeutig extremer als ich im KiGa war.
Es gibt einige Jungs die echt total aggressiv sind...Nico ist auch kein Engel,aber so richtig wütend hab ich ihn noch nicht erlebt wie diese besagten Jungs. Da biss z.B. einer dem andren in den Bauch und mit was für einer Inbrunst..ich hab gedacht jetzt gehts rund. Aber da muss ich ja jetzt auch sagen ohne das ich daraus ein Vorurteil schüre...gelangweilte,arbeitslose - vllt. auch überforderte Mutter die grad noch einen Säugling bekam und insgesamt 3 Kinder hat. Ich kann das dann aber auch wieder irgendwie verstehen das der große Junge von ihr aggressiv ist,weil er von allen die wenigste Aufmerksamkeit bekommt.
...per aspera ad astra [Login or Register]

Izzie mit Lia

#5
Ja, Batman war einfach nur 8) Endlich mal wieder ein geilo Film!

Maya ;D  :P
Dass mit dem Beißen kenn ich auch aus der Kita. Wir hatten in unserer Gruppe auch so ein paar *Kanibalen*.

Ich denke auch, dass viele Kinder sich vieles von den Eltern, bzw. Geschwistern, Cousins/Cousinen etc. abschauen. Aber das weitere Umfeld spielt auch eine Rolle. Im Kiga, in den Lia geht, ist gerade das Erschießen Trend. Lia macht das natürlich auch zu Hause nach. Wenn ihr was nicht passt wird die imaginäre Pistole gezückt. :-\ Ich habs schon mit Humor und Strenge versucht. Nichts hilft so wirklich. Ist so ne blöde Phase. Als nächstes kommt bestimmt dann Köpfen oder so. Hatten wir alles schon :-\  :-X

Ach ja btw: Wie geht ihr damit um, wenn euer Kind mal haut, beißt etc?

zuz

Also genaue Zahlen hab ich nicht, aber angeblich hat Gewalt insgesamt abgenommen, denn die Morde pro Einwohner sind weltweit gesehen gesunken (wenn auch absolut gestiegen, aber es gibt ja auch ein paar mehr Leute als früher). Also inkllusive Kriege usw., das wird eher weniger.
Grundsätzlich glaube ich, dass Gewalt ganz viel damit zu tun hat, wie jemand gelernt hat, Emotionen in der frühen Kindheit zu bewältigen. Wenn er/sie einfühlsame Bezugspersonen hatte, Empathie ausbilden konnte und gelernt hat, mit negativen Emotionen/Stress sinnvoll umzugehen, dann dürfte es recht unwahrscheinlich sein, dass derjenige mal gewalttätig wird (ok, es gibt noch einige genetische Faktoren, psychische Störungen, die einfach angeboren sind usw., aber das mal außen vor). Umgekehrt braucht es bei anderen, die eben keine so behütete Kindheit hatten, nicht viel, um Gewalt auszulösen. Ist sicher auch typabhängig, der eine wird eben gewalttätig, der andere eher drogenabhängig o.ä.
Und: Es ist wohl so, dass es eher robuste und eher sensible Menschen gibt. Die robusten leiden nicht so sehr unter einer schlechten Kindheit, profitieren umgekehrt auch nicht so enorm von einer guten. Die Sensiblen sind in beiden Fällen extremer, man kann also bei ihnen enorm viel Potenzial wecken oder aber sie extrem versauen.
Die Medien spielen m.M.n. nur eine untergeordnete Rolle. Zwar heißt es, Kinder, die viel konsumieren, sind im Schnitt gewalttätiger. ICh glaube aber, es ist andersrum: Kinder, die viel fernsehen etc. hatten tendenziell eher Eltern, die sich nicht so um sie gekümmert haben, daher sind sie gewalttätig.

Honigbluete

@zuz Kinder/Jugendliche, die viel fernsehen haben einfach weniger Möglichkeiten kennen gelernt, ihre Agggressionen angemessen los zu werden...  und weniger soziale Kontakte, in denen sie lernen können, Konflikte zu lösen, ohne zu schlagen. Dafür aber viele Emotionen, die sie nicht verarbeitet bekommen und Rollenvorbilder, die nicht real sind... Da kommt dann vieles zusammen, eben auch wenig Nähe zu den Eltern und kaum tragfähige Bindungen. Wenn dann Frust erlebt wird, sei es durch schlechte Noten in der Schule oder kaum berufliche Perspektiven, dazu Langeweile und vielleicht Alkohol und falsche Freunde, dann kann es schon krass werden...

@izzies Lukas ist ein recht aggressives Kind mit teilweise sehr starken Wutanfällen. Wir besprechen mit ihm die Situationen und überlegen gemeinsam, wie er sich anders besser hätte verhalten können. Mittlerweile klappt da ganz gut, Ausnahmen bestätigen die Regel ;)