Dicke Kinder

Begonnen von Tini, 27. August 2012, 09:41:57

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Tini

Dieses Thema beschäftigt mich immer mal wieder, aber in den letzten Tagen wieder häufiger, nachdem ich auf dem Spielplatz und gestern im Indoor-Spielplatz wieder einige doch deutlich übergewichtige Kinder gesehen habe.

Ich bilde mir ein, dass das in meiner Kindheit (Ende 70er / Anfang 80er) noch nicht so ausgeprägt war. Dicke Teenager ja, das gabs hin und wieder, aber ich erinnere mich ehrlich nicht an viele dicke Kinder im Kindergartenalter. Ich frage mich, woran das liegt? Ernährung? Veranlagung?

In der Schule meiner Tochter sind 2 Schwestern, die beide deutlich übergewichtig sind, die Mutter ist total dünn! Und - übergewichtige Eltern und dünne Kinder - gibts ja auch. Aber woran liegt das bloß, dass Übergewicht bei Kindern so häufig geworden ist. Oder bilde ich mir das nur ein?
She *7/2006
He   *7/2014

~ Oma Netti ~

Ich glaube nicht, dass du dir das einbildest. Ich denke auch, dass es heute mehr dicke Kinder gibt als früher zu unserer Kinderzeit, wir sind ja ziemlich gleich alt.

An was es liegt - keine Ahnung. Vielleicht nicht mal in erster Linie an der Ernährung, vielleicht eher daran, dass Kinder sich heute weniger bewegen als früher.
Wir zB hatten früher kein Auto. Mein Vater machte erst einen Führerschein, als wir nach Ba-Wü gezogen sind und er das Auto brauchte um zur Arbeit zu kommen. Da war ich 15. Vorher sind wir ALLES zu Fuß gelaufen (mein heutiges Trauma haha  ;D) oder wenn es wirklich weit weg war eben mit dem Bus gefahren. Aber zur Bushaltestelle hin und von der Bushaltestelle zum Zielort musste man ja auch laufen.
Wir waren viel draußen und verbrachten wenig Zeit vor der Glotze, Pc usw gab es ja nicht.

Hier, wo ich wohne ist das noch ein wenig wie früher, hier sind die Kinder auch viel draußen, spielen Fußball usw. Aber je mehr man in Großstadtnähe kommt, desto weniger denke ich, dass die Kinder alleine draußen unterwegs sein können. Viele sitzen wahrscheinlich wirklich den halben Nachmittag vor Konsolen usw.

Ernährung spielt sicher immer eine Rolle mit dazu.

Ich kenne aber auch mehrere Familien, in denen wirklich nur ein Familienmitglied dick ist und alle anderen schlank. Da frag ich mich dann auch immer wie das kommt.

Fliegenpilz

Nein, ich glaube nicht, dass es früher schon so extrem war wie heute. Wobei früher in meinem Alter natürlich ein sehr lustiger Begriff ist.

Ich bin ziemlich erschrocken als ich damals in die Mädchenumkleidekabine kam der örtlichen Grundschule. Die Schulkinder haben Sport vor den Turnkindern - und es waren wirklich sehr viele übergewichtige Kinder dabei, sogar krankhaft übergewichtig!
Zuhause habe ich mir erstmal all meine Schulfotos angeschaut und zumindest in meiner Klasse, in meinem Jahrgang, auf den Fotos die ich habe gibt es immer 1 - 2 "Quotendicke", aber keine breite Masse der Übergewichtigen zu verzeichnen.

Tini

#3
Wir hatten zwar ein Auto, aber mit dem war mein Vater tagsüber auf der Arbeit. Und meine Mutter hatte erst später eins. Wir sind auch viele Strecken gelaufen, zur Schule sowieso, aber auch zum einkaufen, zum Spielplatz. Und wir waren sowieso den ganzen Tag draussen auf der Straße oder im Garten....

Wenn in einer Familie nur ein Familienmitglied dick ist, denke ich häufig, dass vielleicht gerade diese person zu viel isst und die anderen eben nicht. Aber diese Familie, von der ich geschrieben habe, da ist die Mutter total dürr (ja ok, den Vater kenne ich nicht) und alle 3 Mädchen (2 in der Schule, eins noch im KiGa) sind schon deutlich übergewichtig....

@"Quotendicke"
Ja, die hatten wir auch, merkwürdigerweise waren das aber fast immer Jungs. Keine Ahnung, ob das Zufall war. Ich war auch kein zierliches Kind, aber weit davon entfernt, dick zu sein.
She *7/2006
He   *7/2014

lotte81

Die Gründe sind ja denke ich zu genüge bekannt. An erster Stelle zu wenig Bewegung und süsse Getränke. Zweitens Fertiggerichte/Fast food in zu grossen Mengen und drittens unregelmässiges essen als Nebensache (vor dem TV)..... Dazu dann noch das zeitige gewöhnen an Zucker, Geschmacksverstärker etc....Falsche Ernährung im Baby- und Kleinkindalter....
und so wie ich es einschätze auch oft ein grosses Unwissen ..... Wenn ich teils höre wie Menschen verschiedene Lebensmittel und Getränke einstufen, wundert mich nix mehr....

Wobei ich sagen muss, dass es hier im Ort wirklich NICHT auffällig viele dicke Kinder gibt.....Klar VEREINZELT in Kiga und Schule - aber nicht so auffallend viele wie es laut Medien sein müsste....Bei meinem Sohn in der Gruppe war ein Kind bei dem ich von übergewichtig sprechen würde...bei 30   1. klässlern ist es auch nur eben dieses Mädchen...alles anderen sind "normalgewichtig bis schlank und sehr dünn".....
Mag aber evtl am Wohnort liegen...ich denke Grossstädte sind eher betroffen und laut Studien ja auch eher Kinder aus armen Familien und "bildungsschwachen" ...
Evtl. also auch ein oft ein Trugschluss, weil Fertigessen/ungesunde Sachen auf den ersten Blick günstiger erscheinen?

Edit...wenn ich nun drüber nachdenke, gibt es allerdings auch hier dann so ab Klasse 3-4 doch mehr übergewichtige....scheint im Kiga und frühen Grundschulalter noch weniger zu sein...ich vermute mal, dass da dann auch das viele drinne hocken/Unlust an Sport etc dran beteiligt sind, die sicher mit den "Jahren" dazu kommt....Ob das "früher" anders war versuche ich mich grad zurückzuerinnern....(wobei ich ja in den späten 80ern - 90ern Grundschüler war  ;) das ist ja noch nicht soooo lang her)....

03/2006 ♂️
03/2008 ♀️
10/2018 ♀️

~ Oma Netti ~

Bei meinen Nachbarn zB war die eine Tochter schon immer dick. Ich kenne sie seit sie 5 war. Aber die kochen ja immer dasselbe für alle. Ich finde das schon auch immer komisch.

Fliegenpilz

Also im Kindergarten finde ich es auch noch nicht so auffällig. In unserem gibt es genau ein Kind, welches wirklich starkes Übergewicht hat. Sie ist gerade 3, so groß wie meine große Tochter (knapper Meter), hat aber mehr als 5kg mehr auf den Rippen. Da meine Tochter schon keine Zarte ist sondern eher in die Kategorie "normal" eingestuft wird, machen 5kg+ auf dieser Größe schon einen massiven Unterschied.

Auffällig finde ich es auch erst ab Grundschulalter. Würde mich da auch lotte81 anschließen - 3.Klasse+!

lotte81

Zitat von: ~Netti~ am 27. August 2012, 10:16:18
Bei meinen Nachbarn zB war die eine Tochter schon immer dick. Ich kenne sie seit sie 5 war. Aber die kochen ja immer dasselbe für alle. Ich finde das schon auch immer komisch.
Wobei man dann einfach nicht weiß: bewegt sich dieses Kind weniger als die anderen? Isst es 2 Portionen Mittag, die anderen nur wenig? Isst es noch was Süsses danach? Greifen die anderen nachmittags eher zum Apfel und sie zum Keks? trinkt sie evtl lieber "süss"..... Bei uns in der Familie war immer ich kräftiger als meine 2 jüngeren GEschwister - wenn ich auch nie richtig dick war als Kind (meine grosse Schwester klammer ich mal aus....die ist eher immer bei Oma und Opa gewesen und wurde da gemästet).... Ich habe mich aber auch immer deutlich weniger bewegt.....AUSSERDEM habe ich die ersten Jahre meines Lebens mit meinen Eltern bei Oma und Opa gegessen und bekam da von anfang an direkt ungünstige Anlagen "eingetrichtert"...meine Mutter berichtet, dass meine Oma mich und meine ältere schwester immer mehrfach am Tag "vollgestopft" hat, sobald meine Mutter ausser Sichtweite war....So gab es abends vor dem schlafen gern noch mal eine Portion Bratkartoffeln oder hier und da mal eine handvoll Chips..... Als meine Geschwister geboren wurden, sind wir dann umgezogen.....Bis heute sieht man, dass wir irgendwie unterschiedlich veranlagt sind und ich muss viel mehr tun um mein Normalgewicht zu halten.....(Keine AHnung, ob es wirklich zusammenhängt...vermute aber schon...in der frühen Kindheit werden ja viele Anlagen gelegt)

Und ich denke auch, dann gibt es sicher trotz allem acuh noch "gute und schlechte" Futterverwerter....Aber ich denke tini spricht hier ja nicht von 2 kg zu viel,sondern von massiven Übergewicht...und ob das "Nur" durch einen langsameren Stoffwechsel zu begründen ist?
Wie gesagt, krankhafte Dinge mal ausgeschlossen....
03/2006 ♂️
03/2008 ♀️
10/2018 ♀️

AnJa06

Ja mir ist das auch schon aufgefallen, heute gibt es meiner Meinung nach auch wesentlich mehr übergewichtige Kinder als früher. Zu meiner Schulzeit waren es in einer Klasse von 30 Kindern vielleicht 2-3 die deutliches Übergewicht zeigten, heute wenn ich mir die Kinder ansehe sind das wesentlich mehr.

Bei einigen Kindern fängt das ja auch schon im Babyalter an, ich hab oft genug erlebt, dass Babys überfüttert worden sind, die eigentlich schon lange satt waren. Ich denke es macht ja doch einen Unterschied, ob man darauf achtet, dass ein zu leichtes Baby sein Fläschchen austrinkt, oder ob ein eigentlich eh schon zu dickes Baby das Fläschchen austrinken muss. Das setzt sich dann meist weiter fort, dass später die Teller überfüllt werden, meist noch mit den falschen Lebensmitteln und natürlich wird dann oft auch viel zu wenig Bewegung gemacht.

Wenn ich mir zB Fotos der zukünftigen Klasse meiner Tochter ansehe finde ich es dann doch erschreckend, dass man dort mind. 5 übergewichtige Kinder sieht (von höchstens 20).

Ich denke, dass bei übergewichtigen Kindern die Eltern viel mehr eingreifen müssten, vor allem für mehr Bewegung draußen zu sorgen. Weil, wenn ich mich so auf den Spielplätzen bei uns umsehe, dort finde ich seltsamerweise selten übergewichtige Kinder, scheint dann ja doch auch damit was zu tun zu haben...

Tini

#9
Also mir sind die übergewichtigen Kinder ja gerade am Wochenende auf dem Spielplatz bzw. dem Indoor-Spielplatz aufgefallen. Aber ansonsten stimme ich zu. Wenn ich so drüber nachdenke, wie sich generell die Verhaltensweisen verändert haben. Bei uns gab es Frühstück, Mittagessen und Abendbrot wenn mein Vater kam. Dazwischen höchstens mal im Sommer ein Eis, meist Wassereis, das haben wir immer selber gemacht. Wenn wir zum Spielplatz gegangen sind, dann meist in Gruppen, aber meist ohne Eltern und vor allem ohne Proviant. Und der Spielplatz lag nicth neben dem Haus sondern war einige Straßen entfernt (war allerdings ein kleiner Ort, ruhige Wohngegend). Wenn wir Durst hatten, sind wir wieder nach Hause gegangen. Heutzutage habe ich das Gefühl, selbst ein Spielplatzbesuch ist für viele ein geplanter Picknick-Event mit Großverpflegung.

Mein Bruder und ich waren gewichtsmäßig wie Tag und Nacht. Er fand Essen komplett überflüssig, sah teilweise total unterernährt aus, während ich am liebsten in der Küche gewohnt hätte  ;D. Kein Wunder, dass ich also immer schon ganz gut im Futter stand, wenn ich mittags seine Portionen mitgegessen habe. Aber ich hab mich auch immer viel bewegt, insofern war ich bis zur Pubertät halbwegs normalgewichtig. Auf jeden Fall nicht so übergewichtig wie die Kinder, von denen wir hier sprechen. Dafür hat sich mein Bruder mittlerweile mir doch etwas angenähert und ist mittlerweile doch ein seeeehr guter Esser  ;D

Mir tun die Kinder einfach total leid! Klar kann ich nicht wissen, ob das jetzt krankheitsbedingt ist oder falsche Ernährung.
She *7/2006
He   *7/2014

Sweety

Zitat von: Tini am 27. August 2012, 10:51:10

Mir tun die Kinder einfach total leid! Klar kann ich nicht wissen, ob das jetzt krankheitsbedingt ist oder falsche Ernährung.

Ja sicher... aber es werden ja nicht ALLE dicken Kinder die berüchtigten schlechten Drüsen haben ;D

Wir waren gestern auch im Indoor und holla, da flogen ein paar ganz schöne Wuchtbrummen rum salopp gesprochen. Andererseits konnten die sich wenigstens bewegen und haben es voller Genuss getan.
Eine Freundin von uns ist Sportlehrerin und berichtet nicht nur von um sich greifender Verfettung, sondern auch von immer mehr quasi Bewegungslegasthenikern. Ich finde das schon befremdlich, wenn Elfjährige nicht seitwärts bzw. rückwärts gehen können, von hüpfen ganz zu schweigen.
Und wir reden hier von körperlich gesunden Kindern, also nicht Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, -störungen oder einer körperlichen Behinderung.

Das wird schätzungsweise nichts mit Ernährung, sondern mit dem Bewegungsprofil zu tun haben.

Gruselig. Und traurig :(

Mondlaus

Hier die wissenschaftliche Seite:

Ja, klar, rein statistisch hat das Uebergewicht bei Kindern ueber die letzten Jahre drastisch zugenommen, in Deutschland und allen westlichen Laendern. In Deutschland ist jedes 5. Kind zu dick, also 20%, um die 7%, also fast jedes 10. hat sogar Adipositas. So vor 50 Jahren pendelten die dicken Kinder um die 1%-Marke. Tendenz leider zunehmend, wie bei den Erwachsenen. Und leider ist auch erwiesen, dass ein dickes Kind das nicht einfach verwaechst.  :( Es gibt aber auch Unterschiede - in Grossstaedten ist das Problem gravierender. Ausserdem ist es wesentlich staerker ausgepraegt bei einkommensschwachen Familien.

Dort liegt es erst einmal daran, dass die Eltern sich teilweise kein gesundes Essen leisten koennen bzw glauben, es mit ihrem Einkommen nicht hinzubekommen. Und nicht zuletzt auch an der geringeren Bildung, was gesunde Ernaehrung angeht. Dazu noch wenig Bewegung, was aber in allen Schichten zum Problem geworden ist.

Fruher gab es zwar auch einkommensschwache Familien - aber in den 50er-Jahren z.B. hatte das zur Konsequenz, dass man weniger zu essen verfuegbar hatte, bzw selbst anbauen musste. Damals gab man den Kindern noch Sanost+ol oder aehnliches, der reinste Zucker :P

Im Endeffekt ist es ganz einfach, we mehr isst, als er verbrennt, der nimmt zu. Natuerlich sind in erster Linie mal die Eltern in der Verwantwortung, aber was ist, wenn die es einfach nicht besser wissen? Teufelskreis halt.

Das Krankheitsbedingt dick sein hoert man ja immer wieder - das gibt es aber sehr sehr selten. Oder aber die Regierung/Terroristen/Kommunisten etc haben schlechte Druesen unters Volk gestreut, ohne, dass wir was davon mitbekommen haben.
Kind 2011
Kind 2014
...

mausebause

Sweety, das was du schreibst, ist so was - das Thema hatten wir zum "Elternabend" in der Schule - da meinten Direktorin und Schulärztin auch, dass es erschreckend viele Kinder gibt, die nicht auf einem Bein stehen/ hüpfen können, nicht rückwärts laufen können und-und-und..und da ging es ebenfalls um "normale" Kinder - ich finde das wirklich erschreckend.. :-\

Und ich sehe es wie die meisten hier - ich kann mich nicht erinnern, dass das zu meiner Schulzeit so extrem war mit den Übergewichtigen Kindern - das nimmt zu! Definitiv!

Solar. E

Also was die Ernährung anbelangt, hab ich eher das Gefühl, dass Eltern heutzutage eher ein Bewusstsein für gesunde Ernährung haben als das früher der Fall war.

Wenn ich mir überlege, was meine Mutter früher gekocht hat - fast täglich Fleisch auf dem Tisch, mit Panade und Sauce, auch Gemüse nie ohne Sauce, Saucen gerne mit Sahne und/oder aus der Tüte und mit Geschmacksverstärker  :P Und das war für mich nichts unnormales, das war, wenn ich mal bei Freunden mitgegessen habe, auch nicht anders. Trotzdem war bei uns keiner dick.
Und trotzdem gibts das alles bei mir nur selten. OK, meine Kinder sind nun auch nicht dick, aber ich achte dennoch auf ausgewogene Ernährung (was das Nutella auf dem Schulbrot meines Sohnes einschließt ;))

Ich glaube, dass Kinder von heute sich einfach weniger bewegen, mehr vor dem Bildschirm sitzen - und auch mehr Taschengeld haben und davon Süßes gekauft oder der zusätzliche McD-Besuch oder das nächste Computerspiel finanziert wird.
Viele Kinder sind ja mittlerweile auch ganztags aus dem Haus, da kommt es dann drauf an, wie gut die Betreuung ist, wie gut das angebotene Essen und wieviel Bewegung die Kinder bekommen. Und ob dann das Abendessen gemeinsam als Familie eingenommen wird oder jeder für sich vor der Glotze (ist bei uns mal so, mal so).

*edit* 4 Beiträge, die ich gleich erst noch nachlesen muss.

Once

Zitat von: Tini am 27. August 2012, 09:41:57

Ich bilde mir ein, dass das in meiner Kindheit (Ende 70er / Anfang 80er) noch nicht so ausgeprägt war. Dicke Teenager ja, das gabs hin und wieder, aber ich erinnere mich ehrlich nicht an viele dicke Kinder im Kindergartenalter. Ich frage mich, woran das liegt? Ernährung? Veranlagung?

Das bildest Du Dir nicht ein, das ist so. Der Trend ist doch schon seit Jahren bekannt. 9% der deutschen Kinder sind übergewichtig, 6% bereits adipös. Macht 15% an mindestens übergewichtigen Kindern, Tendenz steigend (Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).

Gründe gibt es viele:
* ungesundes Essen ist billiger als gesundes (gleichwohl nimmt die soziale Disparität zu, heißt: arm wird dick - reich bleibt dünn).
* Lügen der Lebensmittelindustrie (Fleisch, Käse und Milch sind gesund , in Fruchtgummi sind Vitamine, in Milchschnitte Milch usw.)
* Zivilisationskrankheiten die den Kindern schon in der Schwangerschaft eine Disposition zur Übergewichtigkeit (z.B. Schwangerschaftsdiabetis)
* Unwissenheit darüber was gesund ist und was nicht (geht ieL bereits von den Eltern aus)
* aus der Nachkriegszeit stammender, antiquierter Umgang mit Essen ("es wird aufgegessen", "wenn Du heute nicht aufisst gibt es morgen schlechtes Wetter".)
* Essen als Belohnungssystem
* Die Qualität der Nahrung nimmt ab:
--> mehr Fertigprodukte & weniger frisch Gekochtes
--> mehr E's, A's, Konservierungsstoffe etc. wirken sich auf einen gesunden Metabolismus aus und machen zudem süchtig nach mehr
--> Trend zu "mehr Zucker" und "mehr Salz" (Siehe Bubbletea, Softdrinks etc.)
* weniger aktiven Sport & mehr Konsolensport (passiv)

ich könnte ewig weiter machen...

mausebause

@Solar.E: Stimmt, das glaube ich auch, dass das Ernährungsbewußtsein anders (oft besser) geworden ist - aber das kommt sicherlich schon auch auf die Lebensumstände usw. an!

Bei uns im KiGa gab es ein Mädel, das bekam zum Frühstück kalte Pizza und Co mit - aß fast nur so Zeug, nur Süßes, wenig Bewegung-Papa Diabetes vorbelastet, Eltern beide dick- - joah, das Mädel bekam mit 5 schon vom Arzt gesagt, es müsse mindestens 6 kg (!!!) abnehmen - bis heute(sie ist nun 8)  ist nichts passiert, während aber immerhin die Mama gut abgenommen hat seitdem - sowas ist mir unverständlich!! :-\ (Ach ja: Bildungsstand in dem Fall sehr hoch)

Once

Solar, ich glaube das kommt auch ein wenig darauf an in welchen Schichten man verkehrt. Also hier kann man von Stadtteil zu Stadtteil auf den Spielplätzen unterschiedliches Ernährungsbewusstsein beobachten. In den rändlichen Stadtgebieten mit hoher Arbeitslosen- und Migrantenquote beobachtet man ganz andere Dinge als hier in meinem sehr bohèmen Stadtteil wo fast nur Tofu verfüttert wird (mal etwas überspitzt formuliert). Ich rede hier nur von Diskursen. Es soll sich dabei niemand angegriffen fühlen, bitte. Auf dem Land hingegen kann das schon wieder ganz anders aussehen.

In Mittel- und Oberschichten nimmt das Bewusstsein für gesunde Ernährung tatsächlich zu. Insbesondere in den letzten Jahren konnte man diesbezüglich einen starken Trend verzeichnen. Leider wirkt die Lebensmittelindustrie und auch gesellschaftliche Diskurse dem mit Niedrigpreisangeboten entgegen. Wer nicht viel zum Leben hat nimmt halt das was nichts kostet. Grillschnitzel €1,50 bei Aldi. Vegetarische Grillbratline €3,50.

Ann

Ich denke auch, daß das ganze Eßverhalten anders geworden ist. Wir OSSIS bekamen ja eh nicht alles und somit hatten wir nicht sooo die Chance dick zu werden. Was nicht heißen will, es gab keine dicken Kinder. Die gab es auch, aber es wurde mehr für sie in ärztlicher Hinsicht getan. Ich weiß, daß übergewichtige Kinder viel zur Kur waren. Dort nahmen sie unter ärzlicher Aufsicht ab. Das gibt es heute denk ich mal gar nicht mehr so im großen Stil.
Dann haben sich die Kinder doch wesentlich mehr bewegt wie heute. Wir kannten keine Computer, PC-Spiele oder all das eben. Wir waren noch  jeden Nachmittag draußen spielen. Heute hat man Angst, sein Kind alleine raus spielen zu lassen.
Da kommen also ganz viele Faktoren zusammen.
Was ich auch so beobachte, die Frühstücksdosen und deren Inhalt. Klar ist es einfach und auch bequem so Fertigzeug bzw. Riegel einzupacken. Ich kenne aus meiner Schulzeit nur Brote und Obst. Es gab nichts anderes.

Ich bin auch sehr erschrocken, wie Jugendliche hemmungslos jedes Röllchen unter viel zu enger Kleidung zu Tage tragen. Da ist einfach kein Schamgefühl mehr da. WEIL es machen ja alle und es gibt genug Gleichgesinnte mit zu vielen Pfunden auf den Rippen.

Mag gar nicht in die Zukunft blicken, das wird sicher noch viel mehr werden.

Ich möchte hiermit nicht krankheitsbedingte Dicke gleich stellen, mit denen, die wirklich sich absolut falsch ernähren.

Fliegenpilz

Zitat von: Ann ♥ am 27. August 2012, 11:24:49Ich weiß, daß übergewichtige Kinder viel zur Kur waren. Dort nahmen sie unter ärzlicher Aufsicht ab. Das gibt es heute denk ich mal gar nicht mehr so im großen Stil.

Den Aufschrei heutzutage würde ich gerne hören, wenn vierjährige für 3 - 6 Wochen alleine zur Kur geschickt werden S:D

Ann

ich auch, aber es war so und funktionierte komischerweise ja auch.

Meine Cousine war glaub ich ganze 2 oder 3 mal zu so einer Kur.

Ann

Fliegenpilz

Das war aber nicht nur im Osten so, auch im Westen wurden die Kinder alleine zur Kur geschickt in dem Alter.

Heute wäre es nicht mehr machbar, da wird sogar verlangt, dass 10jährige für eine Krankenhausnacht begleitet werden s-:)

~ Oma Netti ~

#21
Ich bin ja nun im tiefsten Osten aufgewachsen, 1970 geboren und ich widerspreche der These, dass wir nicht die Chance hatten durch Essen dick zu werden. (Ich war als Kind übrigens dürr und 6 GANZ SCHRECKLICHE Wochen allein zur Kur, weil ich zu dünn und zu kränklich war. Da war ich 5 Jahre alt. Und dauernd krank war ich weil ich mit 5 Jahren schon mehr AB intus hatte als andere 80-jährige in ihrem gesamten Leben, aber anderes Thema)
Was ich sagen wollte ist, dass ich als Kind mehr Süßkram gegessen habe als es vernünftig gewesen wäre. In der DDR gab es velleicht nicht alles zu jeder Zeit des Jahres zu kaufen, aber es gab schon die normalen Lebensmittel  UND auch jederzeit Schokolade, Softeis und anderen Zuckerkram (OT kennt jemand noch die Dropsrollen?) Ich hab als Kind oftmals jeden tag eine Tafel Schokolade gegessen. Hat 80 Pfennig gekostet, ich hatte alle Omas in greifbarer Nähe und 80 Pfennig waren pillepalle und jederzeit zu beschaffen.  :P Ein Softeis kostete 20 Pfennig, wie oft haben wir uns nach der Schule 5,6,7 Eis geholt....
Also dass man weniger dick werden konnte vom Essen, das glaube ich nicht. Meine These ist eher, dass wir uns VIEL mehr bewegt haben. Man hat eben alles zu Fuß erledigt.
Wenn ich nachmittags zu meiner Freundin wollte, dann musste ich einmal quer durch die gesamte Stadt laufen, das waren sicher 4 km schätze ich jetzt mal. Und abends wieder heim. Wie oft bin ich zu meinen Großeltern gelaufen, die wohnten im Dorf nebenan. ich schätze locker 5-6 km, auch noch nen ewig blöden Berg nach oben. Und abends wieder heim...usw...Heute werden die Kinder doch überallhin gefahren - und da nehme ich mich auf keinen Fall aus, ich spiele auch ständig Taxi. Wenn meine Kinder 5 km zum Freund LAUFEN sollten täten die gleich mal in Ohnmacht fallen, allenfalls fahren sie hier mit dem Fahrrad, aber das ist in anderen Gegenden vielleicht auch nicht so möglich.

Geunevive

hab jetzt nicht alle beiträge gelesen, aber ich finde es auch erschreckend.
wobei es bei uns auf dem land noch geht. dadurch das die kinder eben viel draussen rumtoben.

wozu ich aber noch was sagen wollte ist das eine person in der familie dick ist und der rest dünn. das muss nicht unbedingt daran liegen das diese eine person zuviel isst ;) ich bin bei uns diejenige welche der einige kilo weniger absolut nicht schaden würden. esse aber von allen am wenigsten ;) allerdings ist es bei mir krankheitsbedingt. und das kann ja bei anderen auch der fall sein.

Schnukki

Die Frage hätte von mir sein können *g*.

Waren gestern unterwegs bei einer Rodelbahn und während Mann und Kind Runde um Runde drehten, hatte ich Zeit die Leute zu betrachten.
Dabei ist mir aufgefallen das - gerade bei Mädchen - extreme Extreme vorhanden sind. Entweder sehr schlank/dünn oder sehr übergewichtig.

Woran es liegen kann, wurde ja hier schon aufgeführt.
Damals bei der Suche nach einem Kindergarten erinnere ich mich noch deutlich an ein Gespräch mit einer Kitaleitung bezüglich den täglich zu Verfügung gestellten Getränken. Da hieß es dann: es gibt nur gesüssten Tee, ungesüsst würden viele Kinder nicht trinken! Zudem Saft.
Bei uns in der Kita gibt es Wasser und ungesüssten Tee.

Auch das Essverhalten. Wir haben das Glück, dass in der Kita täglich frisch gekocht wird. Quark wird mit Früchten gesüsst .. trotzdem gibt es auch mal Nutella zum Frühstück oder Kekse zur Vesper.
Die Kinder sind viel draußen, bei Wind und Wetter.

In Amy´s Gruppe gibt es lediglich ein Mädchen, was etwas kräftiger ist.

Was ich von früher auch nicht kenne und was heute ja bei viele *in* ist, dass Essen immer und überall. Klar ich nehme für Amy auch Obst/Gemüse mit .. oder mal eine Brezel. Aber manche Kinder haben ja dauernd was zu Essen in der Hand.
Und wenn es z.B. gerade Mittag gabe und wir gehen raus, dann nehme ich bis auf ein Getränke auch nichts mit. Finde diese Angewohnheit schrecklich.

zuz

Zitat von: Solar. E am 27. August 2012, 11:02:02
Also was die Ernährung anbelangt, hab ich eher das Gefühl, dass Eltern heutzutage eher ein Bewusstsein für gesunde Ernährung haben als das früher der Fall war.

Wenn ich mir überlege, was meine Mutter früher gekocht hat - fast täglich Fleisch auf dem Tisch, mit Panade und Sauce, auch Gemüse nie ohne Sauce, Saucen gerne mit Sahne und/oder aus der Tüte und mit Geschmacksverstärker  :

Stimmt schon, das macht schon auch dick. Aber: Heute kommt zusätzlich noch dazu: Chips, Schoki, MacDoof usw. Ich  habe als Kind, wenn es Schnitzel gab, nicht viel davon gegessen. Burger und Chips hätte ich vermutlich wesentlich mehr verdrückt, hätte es die gegeben.
Plus die schon mehrfach angesprochene Bewegung. TV gab es doch zu unserer Kindheit kaum, nur 3 Programme, wo die meiste Zeit langweilige Nachrichten liefen  :P
Cartoon schon zum Frühstück, das kam ja erst viel später. Also selbst wenn wir gewollt hätten, wir hätten gar nicht so viel fernsehen können.