Heirat nach Tod des Partners

Begonnen von Sonne1978, 16. Oktober 2015, 22:26:34

« vorheriges - nächstes »

Once

Zitat von: Christiane am 17. Oktober 2015, 17:17:13
Beziehen wir uns rein auf das Eingangspost, dann steht dort "nach längerer Krankheit". Befassen wir uns genauer mit dem Thema "Trauer", erfahren wir das die Trauerarbeit bei Erkrankungen schon viel früher beginnt als bei einem nicht vorhersehbaren Tod wie z.B. durch einen Unfall.

? Ist es nicht etwas theoretisch und pragmatisch zu konstatieren, das Krankheitsverläufe und Trauerarbeit bei jedem Menschen schematisch ablaufen...? 

pirANhJA

Zitat von: Once am 17. Oktober 2015, 20:10:53
Zitat von: Christiane am 17. Oktober 2015, 17:17:13
Beziehen wir uns rein auf das Eingangspost, dann steht dort "nach längerer Krankheit". Befassen wir uns genauer mit dem Thema "Trauer", erfahren wir das die Trauerarbeit bei Erkrankungen schon viel früher beginnt als bei einem nicht vorhersehbaren Tod wie z.B. durch einen Unfall.

? Ist es nicht etwas theoretisch und pragmatisch zu konstatieren, das Krankheitsverläufe und Trauerarbeit bei jedem Menschen schematisch ablaufen...?

Das "Schema" besagt ja, dass es kein Schema gibt ... ob nun 6 Monate oder 8 Jahre oder sogar noch mehr oder weniger. Und Frauen trauern anders als Männer ...
Das Andere anders sein lassen.

Fliegenpilz

Danke, Piranjha  :)

Schema hin oder her: Stirbt mein Partner morgen ohne Vorhersehbarkeit, dann zerreißt es in einer Sekunde mein Leben. Ist mein Partner tödlich erkrankt, dann habe ich Zeit mich in Etappen von unseren Träumen und Zielen, Wünschen und Hoffnungen zu verabschieden - es sind so gesehen viele kleine Tode statt der grosse Knall.

maike

Natürlich würde ich jetzt gerne wie viele andere schreiben: es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, ich gönnen jedem sein Glück von Herzen, egal wie schnell das nach dem Tod des verstorbenen Partner auch sein mag...

Aber: in der Realität sieht das dann doch noch einmal anders aus und ich glaube, das kann man nur beurteilen, wenn man so etwas im engsten Umfeld schon erlebt hat.
Denn ja, natürlich gönnt man dem Menschen sein Glück, so wie ich es in unserem Fall auch von Herzen gönne und ja, ich weiß, dass er ohne die neue Beziehung unglücklich und immer noch in Trauer versunken wäre und auch deswegen freue ich mich, dass er dies nicht muss, aber dennoch sehe ich manchmal fassungslos zu und habe sehr ambivalente Gefühle dem neuen Partner und der ganzen Beziehung gegenüber.

Niemals aber würde ich diese Gefühle der betreffenden Person gegenüber äußern, das sind meine Gefühle und es steht mir nicht im Ansatz zu, etwas in Frage zu stellen, was dem Menschen gut tut.
Everything will be okay in the end--if it's not ok, it's not the end!

Sweety

Aber du weißt doch gar nicht, wer von denen, die "Es steht mir nicht zu, zu urteilen..." schreiben, sowas schon erlebt oder bei nahen Menschen beobachtet haben.
Oder möchtest du sagen, wenn man das schon selbst erlebt oder beobachtet hat, dann würde man nicht mehr so schreiben?

maike

So meinte ich das. :) Also wenn man es schon erlebt hat, dann weiß man, dass dieser Satz "es steht mir nicht zu zu urteilen" leicht geschrieben, aber nahezu nicht umsetzbar ist, weil jeder Mensch urteilt (im Sinne von: sich ein  Urteil bildet), so gerne man auch nur der herzensgute Mensch sein möchte, der jedem das größte Glück gönnt. Man schafft es nicht.
Wobei das eine das andere ja sicher nicht ausschließt, wie ich oben schon schrieb. Gönnen ja, sich dabei aber nicht doch ein Urteil bilden, sich Gedanken machen, irritiert sein...unmöglich.
Everything will be okay in the end--if it's not ok, it's not the end!

Once

Zitat von: pirANhJA am 17. Oktober 2015, 20:42:29
Zitat von: Once am 17. Oktober 2015, 20:10:53
Zitat von: Christiane am 17. Oktober 2015, 17:17:13
Beziehen wir uns rein auf das Eingangspost, dann steht dort "nach längerer Krankheit". Befassen wir uns genauer mit dem Thema "Trauer", erfahren wir das die Trauerarbeit bei Erkrankungen schon viel früher beginnt als bei einem nicht vorhersehbaren Tod wie z.B. durch einen Unfall.

? Ist es nicht etwas theoretisch und pragmatisch zu konstatieren, das Krankheitsverläufe und Trauerarbeit bei jedem Menschen schematisch ablaufen...?

Das "Schema" besagt ja, dass es kein Schema gibt ... ob nun 6 Monate oder 8 Jahre oder sogar noch mehr oder weniger. Und Frauen trauern anders als Männer ...

und Frauen trauern anders als Frauen.
Das sind einfach so Schuhe, Phrasen und Verallgemeinerungen mit denen niemandem geholfen ist (finde ich) - ganz unabhängig vom Kontext und womit ich euch inhaltlich ja alles andere als widerspreche - im Gegenteil. Ich habs nur gern wenn man die eigene Sicht nicht unweigerlich auf andere projiziert.


Sweety

Nein Maike, du weißt nur, dass es DIR nicht leicht von der Tastatur geht. Dass DU das nicht schaffst.
Urteilen ist nicht das gleiche wie Verurteilen, auch wenn es häufig synonym verwendet wird.

Du weißt nämlich in keiner Weise, ob ich das schon erlebt/beobachtet habe, sondern schließt einfach von dir auf andere.
Ich bin nicht "man" ;)

Ich beurteile das in der Ausgangsfrage beschriebene Tun als etwas zutiefst Privates und ich bin - als es in meiner unmittelbaren Umgebung einen mir nahestehenden und vertrauten Menschen betraf - nichtmal ansatzweise auf die Idee zu kommen, von der Zeitdauer zwischen Tod des vorigen Partners und neuerlicher Verehelichung auf die Intensität der ersten Beziehung zu schließen. Nichtmal ein bisschen. Mir fehlt da komplett der Zusammenhang.

Weil Menschen unterschiedlich trauern. Die einen kurz und intensiv, die anderen lang und intensiv und wieder andere lang, aber mit nicht so hohen Schmerzamplituden, weil sie sich ablenken.
Alles absolut legitim und individuell.
Und nichts davon sagt aus, wie sehr der verblichene Partner geliebt wurde.
Ergo auch nicht der Zeitpunkt, an dem der Prozess durchlitten ist.

Mir geht diese Einteilung in "Sache der Beteiligten, hat keiner was dran zu nörgeln" also immer noch sehr leicht von der Tastatur. Jetzt sogar leichter als früher, wo das für mich nur eine rein hypothetische Frage ohne jeden Wirklichkeitsbezug war :)

Muse

Natürlich ist es eine Sache der Beteiligten, aber ich bin mir sicher dass im echten Leben Vielen hier ein Gedanke in der Art von "Oh, so schnell?" Durch den Kopf huscht bevor er sich für die neue Liebe freut.
Und auch wenn Außenstehende für zu schnell empfinden kann man sich doch trotzdem für das neue Glück freuen.  ???

Ich frage mich übrigens auch bei Personen ohne Trauerfall warum man zB innerhal eines halbes Jahres heiraten muss weil ich das eben nicht gemacht habe. Trotzdem kann ich mich mitfreuen und von Herzen alles Gute für die Zukunft wünschen.  :)

Sweety

"Oh, so schnell?"... klar. Weil es eben ungewöhnlich ist. Das zu bemerken, find ich völlig legitim. Geht mir eben auch so, wenn Leute nach 3 Monaten verheiratet sind.
Etwas zu bemerken und für sich zu konstatieren, dass es für einen selbst vielleicht nichts wäre, ist aber etwas völlig anderes als zu verurteilen. Es befremdlich zu finden. Daraus Rückschlüsse auf Trauerintensität und Intaktheit der durch den Tod getrennten Beziehung zu ziehen. Das ist ja nichtmal ansatzweise das Gleiche.

Andererseits bin ich total Mrs "Gut Ding will Weile haben und man braucht und sollte nichts überstürzen" und ebenso bin ich zu 100% und aus totaler Überzeugung Madame "Ich muss die vorige Beziehung erst verarbeitet haben und eine Weile Single gewesen sein, bevor ich mich richtig auf jemanden einlassen kann."
Und als diese Mrs und Madame, die ich bin, bin ich mit meinem Mann zusammengekommen, während ich noch einen Freund hatte, mit dem ich auch zusammengelebt habe (und den ich zwar nicht mehr innig liebte, aber doch sehr schätzte und noch schätze) und obendrein bin ich nach stolzen sechs Wochen mit Sack und Pack bei ihm eingezogen. Also meinem Mann.

Das hat mich sehr nachhaltig gelehrt, kleine Brötchen zu backen, wenn es um "Ich mach das nicht so, also kann ich es nicht nachvollziehen, wenn andere es machen" und "Wie kann man nur?" geht.

maike

Muse beschreibt das ganz gut, was ich meine.
Nirgends habe ich geschrieben, dass man die Situation verurteilt, wenn man sich Gedanken darüber macht. Es ging nur darum, dass diese Gedanken da sind, kurz, lang, intensiv oder nicht so sehr, aber sie sind da.
Und ja, diese Gedanken unterstelle ich tatsächlich jedem und schließe nicht mit meinem "man" von mir auf andere. Denn es wäre meiner Meinung nach doch ziemlich bedenklich, wenn es so wäre, dass man die Geschehnisse um sich herum in völliger Neutralität beobachten würde.
Everything will be okay in the end--if it's not ok, it's not the end!

pirANhJA

Zitat von: Once am 18. Oktober 2015, 13:46:52
und Frauen trauern anders als Frauen.
Das sind einfach so Schuhe, Phrasen und Verallgemeinerungen mit denen niemandem geholfen ist (finde ich) - ganz unabhängig vom Kontext und womit ich euch inhaltlich ja alles andere als widerspreche - im Gegenteil. Ich habs nur gern wenn man die eigene Sicht nicht unweigerlich auf andere projiziert.

Projizieren möchte ich gar nichts damit ... habe mich mit dem Thema beruflich und privat befasst, div. Ausbildungen (Hospiz, Sterbebegleitung, Kontakte zu Trauertherapeuten, ...) ... möchte damit niemandem zu nahe treten.
Mein Schwiegeropa hatte nach, pff 3 Monaten eine neue Partnerin, seine Frau ist Ende der 50 Jahre erkrankt und hat immer wieder neue Schübe und Krankheitsausbrüche erlebt (Krebs) an denen sie letzendlich 1993 gestorben ist ... ich war froh, dass er im und am Leben geblieben ist. Wir hatten damit kein Problem. 
Das Andere anders sein lassen.

Anders

#37
edit

scue

Auch ich möchte nicht anmaßen darüber zu urteilen, schon garnicht verurteilen.
Niemand weiß, was genau IN einem anderem Menschen vorgeht. Und solange alle Beteiligten! damit zufrieden sind, ist es gut.
Das Leben ist bunt und manchmal ist es kurz, leider. Viell. ist ja auch das die Motivation wieder schnell zu heiraten. Derjenige wird schon seine Gründe haben. Und man kann schliesslich auch trauern und trotzdem eine weitere Person lieben. Viell. hat es sich ja auch die Frau für ihn gewünscht. Wisst ihr es? Nein.
Also:
Ich würde ihn beglückwünschen und alles erdenklich Liebe für diese Beziehung wünschen.