Bettler - gebt Ihr was?

Begonnen von Sonne1978, 15. Januar 2013, 20:30:03

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Sonne1978

Hallo,

das "Geschäft" mit dem Mitlleid ist heute morgen voll aufgegangen bei mir. Daher möchte ich mal in die EO-Allgemeinheit fragen, was Ihr macht, wenn Ihr an Bettlern vorbeigeht.

In meinem konkreten Fall war es eine alte Dame, die in ihren wenigen Sachen, die sie trug, auf dem Gehweg kniete / saß. Es war bitterkalt, sie schaute traurig drein, aber niemanden an und hielt die Hand auf. Ich habe sie schon einmal gesehen und bin mit einem schlechten Gefühl vorbei gegangen. Heute habe ich Ihr beim Bäcker eine Brezel und ein Teilchen gekauft, statt Geld gegeben. Kaffee / Tee zum Aufwärmen gab es dort leider nicht.

Im Kopf geistern immer wieder Geschichten über Bettler-Mafia und sowas... daher fällt es mir schwer, Geld zu geben. Andererseits könnten es auch einfach Leute aus irgendwelchen "Ost-Staaten" sein, die falschen Versprechungen gefolgt sind und nun schauen, dass sie irgendwie über die Runden kommen.

Was meint Ihr? Was macht Ihr?

Mathilda

Hallo,
ja ich gebe etwas. Aber überwiegend auch Naturalien. Sind Hunde dabei gerne auch etwas für die.
Bisher gab es nur positive Resonanz.
LG

Sabrina

also ich bin ja der meinung, dass jemand, der legal in deutschland ist, keinen hunger leiden und auch nicht auf der straße leben muss. Hmm

Tini

Hier bei uns im Ort habe ich bisher kaum einen Bettler gesehen. Wenn ich in Frankfurt bin, gebe ich meist nichts, weil die Zeil eigentlich nur noch von bettelnden Sinti/Roma-Gruppen bevölkert ist und die sehr aggressiv vorgehen.

Mein Stiefvater hat mal einem Bettler etwas beim Bäcker gekauft und der hat darauf sehr undankbar reagiert. Klar wollte der Geld um Alkohol zu kaufen.

Ich bin da zwiegespalten, manchmal tun sie mir leid, auf der anderen Seite sehe ich das auch kritisch und bin mir nie sicher, wie "echt" das ist.
She *7/2006
He   *7/2014

A.n.j.a

Ich gebe so gut wie immer. Und zwar - leider- meist Geld. Weil ich im Gegensatz zu meiner Freundin hier im Zweitweltland mit vielen Roma-Bettlern keine Muesliriegel oder Suesskram im Handschuhfach hab.

Meine Devise ist da immer, mir tut es nicht weh, den Leuten hilft es. Dem alkohokranken Poebler auf der Schnellstrasse, der nur gleich in Fusel umsetzt hier, geb ich nix. (den gibt es, der haut jeden Abend aufs Autodach).

Aber sonst - immer. Und da ich lange in sehr armen Laendern mit sehr vielen bettlern lebte, viel. Auch in Deutschland.

Sabrinschn: und wie willst Du wissen, wie "legal" die Person hier ist?  Dieses 'in Deutschland leidet keiner Not" ueberzeugt mich nicht.

schwarzesgiftal

Es kommt drauf an, es gibt hier auch betrügerbanden.. die einerseits betteln und dann um die ecke nen fetten schlitten stehen haben...

ich entscheide das nach bauchgefühl... hier ist das nur selten so... früher bin ich viel mit punks unterwegs gewesen als ich noch "jung" war denen hab ich beim schnorren geholfen..
" I'd rather be hated for who I am, than loved for who I am not."

guest1707

Wir haben einen "Lieblings"Obdachlosen in Bonn mit Hund. Der ist super nett und der bekommt immer was wenn wir ihn sehen. Wir waren auch schon einige Male mit Ihm Gassi - er hat auch einen großen Hund.
Der freut sich über alles. hundefutter, Essen, Trinken und natürlich Geld.

Ansonsten bin ich da recht "kalt" und gebe nix. Gerade die Damen mit "lumpgigen" Sachen die kniend irgendwo sitzen sind meist gar nicht Mittellos. :P
Was ich aber gerne mache wenn jemand was darbietet da geben wir öfter was wenn es uns gefällt.

Sonne1978

@Anja
So in etwa sehe ich das auch ("mir tut es nicht weh") *like*

In Deutschland muss keiner Hunger leiden... Nein, sicher MUSS das keiner. Aber Leute, die mit der Aussicht auf einen Job hierher gelockt werden und dann auf sich gestellt sind - wie sollen die sich hier zurechtfinden? Die Sprachbarriere ist hier sicher ein Hauptgrund. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder Einwanderer grundsätzlich Anspruch auf irgendwelche soziale Unterstützung hat. Also sind sie letztlich doch auf sich selbst gestellt. Für mich sind das leere Floskeln, die man leicht daher sagt, wenn man nie in der Situation war, hilfsbedürftig zu sein.

Sonne1978

Woher wisst Ihr, dass manche "nur so tun"? Die Frau heute saß drei Stunden in der klirrenden Kälte. Das macht doch keiner freiwillig.

A.n.j.a

Sonne :-* sehe ich genauso . Schoen gesagt.

Sabrina

Zitat von: A.n.j.a am 15. Januar 2013, 20:48:00

Sabrinschn: und wie willst Du wissen, wie "legal" die Person hier ist?  Dieses 'in Deutschland leidet keiner Not" ueberzeugt mich nicht.

Keine Ahnung, aber so ist halt meine (Wunsch?)Vorstellung. Ich kann es mir halt nicht vorstellen, dass man in Deutschland sich auf die Straße setzen muss, um Essen (Geld) zu bekommen. Die Menschen können sich an irgendwelche Hilfsstellen wenden, aber manche wollen ja anscheinend auch nicht, aus welchen Gründen auch immer.

Sabrina

Zitat von: Sonne1978 am 15. Januar 2013, 21:06:51
Für mich sind das leere Floskeln, die man leicht daher sagt, wenn man nie in der Situation war, hilfsbedürftig zu sein.

Da magst du recht haben.

Schildi

Ich gebe nichts, ehrlich, würde ich jedem was geben wäre ich blank.
Wenn ich in Düsseldorf auf die Straßenbahn warte werde ich jedes Mal minimum 3 mal angeschnorrt..  :-\

Und bei uns vor dem Supermarkt steht so gut wie immer eine Frau, die jeden mit "Hallo" begrüßt und auf Geld oder Lebensmittel wartet (ähnliche Personen verkaufen das fiftyfifty Straßenmagazin - Obdachlose sind das aber nicht, eher eine andere "Organisation" :P).


Ich spende regelmäßig an "Ärzte ohne Grenzen". Das ist meine gute Tat.

regenbogen78

ab und an....kommt auf meinen eigenen tag und mein empfinden der person an
"Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie die Unerreichbare, für die Furchtsamen ist sie die Unbekannte, für die Tapferen ist sie die Chance."

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Flower Eight Revival

#14
 :)

A.n.j.a

Sabrinschn: doch, leider gibt es das oefter als man so denkt. Leute, die eben nicht legal in Deutschland sind, und daher auch keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Da kann man dann die Gruende und den Hintergrund diskutieren und kritisieren, ohne Frage, aber meist kommen solche Menschen aus Laendern mit einem weitaus schlimmeren bzw. nichtexistenten Sozialsystem...

Drops


starlet

bin gerade wieder in frankfurt täglich, nein ich gebe nichts, kein geld, keine zigaretten und bei essen überlege ich immer, aber tue es dann doch nicht


heute auch, ein junger und eigentlich echt hübscher junger mann schnorrt mich an. nee versteh ich echt nicht.

Mondlaus

Ich gebe kein Geld, aber ich habe die Nummber des Kältebus gespeichert. Wenn ich spät Abends jetzt im Wintern einen Obdachlosen sehe, dann rufe ich da an, die kommen dann und bringen Decken und Tee und laden ihn ein, mit in eine Unterkunft zu kommen. Bisher zwei Mal angerufen, es ging immer recht unproblematisch. Ich nicht geblieben, um abzuwarten, ob sie wirklich kommen - ich gehe aber mal davon aus.

Hin und wieder, wenn ich etwas dabei habe, gebe ich Essen, also eine Breze oder eine Banane, sowas. Mal wurde es gern genommen, mal wurde ich blöd angemacht. Es gibt halt solche und solche.
Kind 2011
Kind 2014
...

A.n.j.a

Ja, es gibt solche und solche. Auch viele Banden und organisierten Mist, wo kleine Kinder Kohle abliefern muessen, statt im Kindergarten zu sein. Es haermt mich so sehr.

Aber Starlet, wieso, denn nicht? Du musst ja keine soziologische Diskussion mit demjenigen anfangen, aber wo tut Dir denn 1 Euro z.B. weh?

Das ist so gar nicht meine Denke, sorry.

guest4811

Wir geben da nichts, weil ich meist kein Bargeld habe. Und wenn ich ehrlich bin, brauch ich mein weniges Bargeld meist selbst  s-:)

Sonst würde ich wohl schon öfter was geben.

A.n.j.a

Blume , ganz genau. Schlepperbanden und Co.

Schildi, Spendenengagement fuer so tolle NGOs wie Aerzte ohne Grenzen find ich super.

Sweety

Ich geb auch. Fast immer, außer wenn mir direkt eine Standarte entgegenweht, als wäre derjenige bei Puschkin in den Brautopf gefallen.

Ja, auch das 'ne arme Sau, Alkoholismus ist übel, aber da dauert mich das Geld dann echt wirklich.
Sonst - immer. Naja fast immer - das ist ein bisschen wie bei Schildi... wenn sie Spalier stehen, müsste ich irgendwann zur Bank, um weiter auszuteilen. Ansonsten bin ich zahlendes und aktives Mitglied bei einer... hmmmm... kleinen Menschenrechtsorganisation und unterstütze sowohl finanziell als auch aktiv zwei Tierschutzvereine.

Straßenmusiker nehme ich hier mal von den "Bettlern" aus, das seh ich eher als kulturelles Statement, da was zu geben (und ja, ich weiß, was das oft für arme Schweine sind).

Aber auch sonst - in BS gibt es einen Arbeitslosen, der kann eigentlich leben von seinem Geld, aber die Rechnungen für seinen befreiten Laborbeagle fressen ihn halt auf und er bettelt. Ich weiß das deshalb, weil ich echt die Behandlung dieses Hundes dauer-co-finanziere und auch selber schon mit war beim TA. Aber auch sonst - wie schon gesagt, mir tut es nicht weh, da ein bissel was reinzuschmeißen.

Und entgegen allen Gerüchten sind die mit dem dicken Merci eher selten diejenigen, die selber sitzen und betteln.

Starlet - was müsste geschehen, dass du dich der Demütigung preisgibst, dich hier im Erstweltstaat Deutschland auf die Straße zu setzen und Leute offen anzubetteln? Ich könnte mir das nicht vorstellen. Im Leben nicht. Ich glaube, ich würde eher auf den Strich gehen als zu betteln. Und so empfinden viele Leute.
Ich mag mir die Verzweiflung oder den absoluten Mangel an Selbstwertgefühl gar nicht vorstellen, der Menschen dazu treibt, sich selbst soweit zu erniedrigen.

Mal abgesehen von den Punks. Ich glaub, die fühlen sich nicht erniedrigt, sondern die setzen auf ihre Art auch ein Zeichen. Da gibbet auch 'nen Euro für :)

liadan

#23
Ja nach Situation, diejenigen die knieend an der Straße sitzen und hier bei uns oftmals noch mit Kind im Arm oder sie rennen mit Baby auf dem Arm rum halten mir ein pappschild unter die Nase und betteln wirklich herzzerreißend. Das ist keine Armut das ist für mich organisiertes Betteln und in dem Moment wo die Leute da eben Geld bekommen wird man an der Situation nichts ändern, die Leute werden das weiter tun. Vor allem wenn sie immer etwas bekommen werden diese organisierten Banden eben so weiter machen und ja mal ganz ehrlich im Gegensatz zu einigen anderen Länder kaufe ich das diesen Personen leider nicht ab und ich finde es ganz schlimm das da noch Babys und Kinder mit rein gezogen werden. Da ist auch der Staat gefragt diesen leuten das Handwerk zu legen das eben keiner, wie auch immer gezwungen werden kann so auf der Straße zu betteln. Und gebe ich diesen Menschen etwas, gehe ich einfach davon aus das sie selber davon nichts behalten können und somit helfe ich den Menschen nicht sondern nur demjenigen der dafür Sorge trägt das die leute auf der Straße sind.

Punks bekommen von mir nichts, da diese nicht gezwungen werden auf der Straße zu betteln, die bei uns (damit meine ich hier den Ort, über diese Punks gab es sogar schon einen Bericht im TV wo sie genau geschildert haben wie sie leben und das dieses leben selbst gewählt ist!) hier die haben den Weg selbst gewählt sie sind gegen das System nehmen aber Geld von den Leuten die in dem System arbeiten und leben und wenn man sich rumdreht dann wird sich lustig gemacht.

Derjenige der eben nicht penetrant mich anfasst und mir 2cm vor der Nase ein pappschild hinhält dem gebe ich gerne was und da laufe ich auch los und kauf Lebensmittel.

Ein obdachloser Mann hat mich an einem Pizza Stand mal gefragt ob ich ihn abbeißen lasse von meiner Pizza, das habe ich gemacht, er war erstaunt hat sich zig mal bedankt er hat nicht damit gerechnet das ich das mache, warum sollte ich das nicht tun?

Ebenso habe ich auch schon einem Obdachlose essen gekauft und bin wieder zurück hab ihm das hingestellt und trinken noch dabei. Da hat man gesehen das er sich wirklich freute und er hat sich zig mal bedankt, muss er nicht.

Geld gebe ich ungern da ich nicht weiß ob es in Alkohol umgesetzt wird.

Allerdings flog uns auch schon mal eine Brötchentüte hinterher mit den Worten, "Ich will kein Essen, ich will Geld." Wohlgemerkt hat derjenige vorher gesagt er hätte Hunger und wir haben ihm unser gerade frisch gekauftes Brötchen gegeben.

Wir haben einen Obdachlosen auch mal bei uns übernachten lassen, er konnte sich duschen, bekam was zu essen und durft im warmen ausschlafen bei uns (das war vor meiner jetzigen Beziehung und da hatte ich noch kein Kind).

Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!

Once

ja, ich gebe meistens was, es sei denn mir kommt da was nicht ganz kocher vor.

Wenn Straßenmagazine verkauft werden, gebe ich einen Euro, nehme aber das Magazin nicht. Auch bei den Rosenverkäufern oder Straßenmusikanten gebe ich Geld ohne die 'Leistung' in Anspruch zu nehmen. Ich gehe da demselben Leitprinzip nach wie Anja! Mir tuts nicht weh!

Auch wenn ich nett gefragt werde, gebe ich Geld. Ansonsten lieber Getränke und Essen um zu verhindern dass es direkt in Stoff oder harten Fusel umgesetzt wird.

Vorletzte Woche hingegen wurde ich von einem Kerl im REAL angequatscht. Er hatte einen Zettel dabei auf dem stand, dass er taub sei und Geld für eine Gehörlosenschule sammeln würde. Da konnte man laut Formular auch minimum 10 Euro "spenden". Mir war das zu abgefahren. Zudem verstand er ganz offensichtlich als ich sagte "Ich hab nur meine EC-Karte dabei", was nicht gelogen war. Und ich glaube nicht, dass er meine Lippen gelesen hat. Also ja, es gibt auch Fälle  wo ich nichts gebe, das ist aber eher die Ausnahme.