AfD, Trump und co.

Begonnen von Katie, 15. März 2016, 18:36:36

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Katie

Die die mich kennen wissen dass ich nicht oft sprachlos bin, aber das Phaenomen Trump, der Erfolg der Afd, dieser allgemeine Ruck nach Rechts macht mich doch ein bisschen stutzig.

Ich wuerde gern mal von euch was dazu hoeren. Wir haben ja nicht so oft politische Threads hier, aber wenn, dann fand ich die immer sehr spannend.

Momentan kenne ich eher die amerikanische Seite (weil ich gerade hier lebe), wuerde gern mal mehr zur Stimmung in Deutschland hoeren.

Ich komme deshalb darauf, weil ich neulich ein Gespraech mit zwei Leuten hatte die sich vorstellen koennten fuer Trump zu stimmen. Ich war recht geschockt, denn das kam von zwei alleinerziehenden, gering verdienenden schwarzen Frauen die ohne staatliche Hilfe nicht ueber die Runden kommen. Beide meinten: klar er sagt rassistische Dinge, aber sie faenden es gut, wenn mal jemand die Sozialhilfe abschaffen wuerde   :o

Verstehe also irgendwie nicht warum es immer gerade die sind die die Wahl einer solchen Partei am haertesten treffen wuerde. Also Menschen die gegen ihre eigenen Interessen stimmen.

Wir leben doch oft alle in unserer eigenen "Bubble", unserer kleinen Seifenblase in der wir von aehnlich gesinnten Leuten umgeben sind. Wenn man da mal raustritt stellt man mit entsetzen fest dass etliche Menschen ein bisschen nach rechts driften. Ein praesident Trump ist gar nicht so unwahrscheinlich  :-\

Wie seht ihr die Lage?


Edit: hier noch was zum lachen (weinen?) https://www.youtube.com/watch?v=zWlUgI4cB4M

some&leni&ben

#1
Ich blicke auch mit Schrecken ruber nach Amerika. Der Typ setzt sich ja immer wieder durch - ich kann es nicht verstehen!

Was hier in D gerade abgeht, also so allgemein, verstehe ich ebenso wenig  :-X

Das ist alles Unwissenheit und daraus resultierende Verzweiflung. Und bei manchen auch blanker Trotz. So wie die zwei Amerikanerinnen, von denen Du schreibst. Bei ihnen tippe ich auch eher auf Unwissenheit  :-[

Das Gros der Jugend interessiert sich null für Politik, ist aber bereits wahlberechtigt. Junge Leute springen vermutlich eher auf einen Zug mit auf als jene, die sich die Mühe machen, wirklich die Interessen der Parteien zu verfolgen  :-\


scarlet_rose

Some zu sagen es wären primär junge Leute, die so wählen bzw desinteressiert sind ist frech, uninformiert und überheblich! Laut Statistiken verteilt sich die Wählerschaft bei der AfD ziemlich gleichmäßig auf alle Altersklassen!

Politikverdrossenheit ist mitnichten ein Problem der Jugend oder jungen Erwachsenen und es macht mich ehrlich gesagt wütend, solche Vorurteile und Schuldigen abgestempelt zu sehen  :-(

Ansonsten bin ich immer noch fassungslos und gerade Trump macht mir große Angst. Mehr noch, als die AfD. Trump kennt keinerlei Zügelung und kommt damit irgendwo an. Wie kann so etwas sein?
Und wo führt es hin? Schlechte Information und Bereitschaft, sich mit Hintergründen zu beschäftigen, führt bei solchen Extremen zu Wahlen, die die eigene Gruppe benachteiligen, da man sich nur mit dem Vordergrund beschäftigt, wenn überhaupt.

Der Rechtsruck in Deutschland ist enorm. Ich persönlich denke, es kommt von einer generellen Unzufriedenheit und Ängsten, die schon seit Jahren brodeln. Wohnungsnot, schlechte Arbeiten und Löhne usw. Da ist es leicht, einen schwachen Sündenbock zu finden, die Migranten, als das tatsächliche Übel, die Wirtschaft, da es weniger greifbar ist und nicht so leicht zu Instrumentalisieren. So bietet eine Partei eine "einfache Lösung" und einen simplen Grund an. Das zieht, wie man hier wieder sieht. Die Hoffnung, dass es tatsächlich eine einfache Lösung gibt!

Ich bin in großer Sorge und hoffe, alles beruhigt sich bald, wie auch immer.
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some&leni&ben

#3
Scarlet, das war ein Beispiel. Das es sich natürlich nicht nur auf die Jugend beschränkt ist jedem klar, dachte ich ;) anderenfalls habe ich mich einfach unglücklich ausgedrückt, sorry!

Ich denke auch, dass es viel mit Ängsten zu tun hat. Zugegebenermaßen weiß ja auch niemand, was mit all den Flüchtlingen passiert.

Ich selbst bin gerade auch von solch einer "Angst" betroffen. Genau an die Begrenzung unseres Kigas wird gerade ein Flüchtlingslager eingerichtet. Es werden nur Männer einziehen, die auf ihre Abschiebung warten. Das macht mir Angst. Und obwohl ich politisch auch nicht sonderlich bewandert bin, wähle ich deshalb nicht die AfD.

deep_blue

Katie, wir haben schon einiges die letzten Tage seit der Wahl im Motz Thread darüber geschrieben. Vielleicht magst du da schon einmal nachlesen? :)

Fliegenpilz

Ich blicke voller Schrecken in alle Richtungen und bin erstaunt wie viel Xenophobie scheinbar wieder Gesellschaftsfähig ist...

Katie

Zitat von: deep_blue am 15. März 2016, 20:29:30
Katie, wir haben schon einiges die letzten Tage seit der Wahl im Motz Thread darüber geschrieben. Vielleicht magst du da schon einmal nachlesen? :)

Ah, danke, jetzt hab ich's gesehen.

Wie Scarlet schon schreibt, das erschreckende ist, dass sich dieses Gedankengut durch alle Altersklassen zieht und auch mit Uninformiertheit nicht unbendingt was zu tun hat.

Mein Vater ist z.B. ein intelligenter Mensch und politisch sehr informiert und ist fuer Trump. Am schlimmsten aber finde ich diesen Fanatismus, den man gerade bei Trump-Befuerwortern findet. Wenn mein Vater bei uns zu Besuch ist redet er von nichts anderem.

Honigbluete

Ich habe heute bei Stern online über das Programm der AfD gelesen (das erst noch verabschiedet werden muss?) und bin ehrlich gesagt schockiert, gerade was Frauenrechte angeht... Alleinerziehende sollen keine Unterstützung mehr erhalten, Abtreibeungen erschwert oder verboten werden, alle den gleichen Steuersatz zahlen (damit werden ausnahmslos Gutverdiener entlastet)... Arbeitslosenversicherung soll abgeschafft bzw. privatisiert werden... da brauchen dann die AG keine Beiträge mehr zu zahlen, wer arbeitslos wird, soll 30 Stunden gemeinnützig arbeiten etc... Schulbücher sollen angepasst werden, sowohl historisch als auch in Bezug auf alternative Familienmodelle...
Irgendwer schrieb, dass gerade Viele aus der Generation unserer Eltern, die eigentlich gebildet und interessiert sind, diese Partei wählen oder zumindest nicht kategorisch ausschließen. Oft aus diesem "man hört so viel...", ohne eigene (negativen) Erfahrungen, aber aus einer diffusen Angst vor der Veränderung oder Unzufriedenheit mit der  aktuellen Politik.

deep_blue

Katie, darf ich bitte wissen, oder besser wir alle, warum dein Papa für Trump ist? Also vorausgesetzt falls du das preisgeben magst...

Fliegenpilz

Ich kann diesen Trump-Hype so gar nicht nachvollziehen, verfolge Trump aber auch schon seit Jahren in der YP. Als seine Kandidatur öffentlich wurde war mein erster Gedanke, dass es ein Aprilscherz zur falschen Zeit ist ...

Katie

@deep blue, klar. Weil Trump alle Probleme dieses Landes loesen wird.  s-:) Er bringt die Arbeitsplaetze zurueck, und er baut eine Mauer an der Grenze zu Mexico.  s-:)

Trump ist ihm sympathisch weil er kein "Politiker" ist, sondern ein Geschaeftsmann der mit seinem Geschaeftsmodell das Land retten wird.

Ich glaube Trump spricht die Leute auf der emotionalen Ebene an und nicht auf der rationalen. Wenn man sich mal seine Reden anhoert wird das klar, viele grosse Sprueche, Saetze werden eigentlich kaum zu Ende gebracht. Nur dramatische Wortfetzen die die Menge zum toben bringen. Ist schon gruselig. Dazu kommt dass er sich als politischer Aussenseiter praesentiert. Scheint fuer ihn zu funktionieren.

Meph

ich dachte anfangs auch an einen sehr sehr schlechten scherz- und mein entsetzen wuchs je mehr ich realisierte, dass es bitterer ernst ist und er verdammt reelle chancen hat.
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Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
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deep_blue

#12
Ich habe das von Anfang nicht für einen Scherz gehalten und ich wusste auch er würde durchkommen damit. Das liegt wohl daran, dass ich längere Zeit in den USA gelebt habe. Ich weiss nicht wie du das gefühlt hast zu Anfang, Katie. Hattest du seine Kandidatur für möglich gehalten?

Und klar, er wird alle Probleme lösen können so wie man damals hoffte, dass Obama alle Probleme würde lösen können, die ihm George W. hinterlassen hatte. Doch in wievielen Bereichen traf Obama auf eine viel zu starke Lobby, völlig egal ob es sich um die Reform des Gesundheitswesen handelte oder er versuchte, nach jedem Amoklauf etwas gegen die Allmacht der NRA zu unternehmen.

Nun was die Illegalen angeht. Da spielt Trump natürlich in die Hände, dass Obamas Einwanderungspolitik rund um DACA und seine Verlängerung schon von Anfang an sehr umstritten war und zur Folge hatte, dass sich unzählige Jugendliche aufmachten und über die Grenzen strömten und nun in Auffanglagern vor sich hin vegetieren.

Alles sehr sehr schwierig.

Wie sehen denn die aktuellen Prognosen aus? Habe das ein wenig aus den Augen verloren. Zuletzt waren es noch 55%, die für Clinton stimmen wollten. Hat sich das Blatt eventuell gewendet?

SarkanaM

Ich stelle mal provokativ in den Raum:
Viele AfD Wähler sind von der CDU abgewandert, weil diese inzwischen "zu links" ist. Merkel ist doch für viele Leute sehr progressiv und das AfD Wahlprogramm gleicht in seinem Konservatismus denen der CDU von vor 20 Jahren.


Ist das gruselig und rückwärtsgewandt? Meiner Meinung nach ja, aber vielen Leuten, die sich heutzutage abgehängt fühlen, finden dort vermeintliche Sicherheit.
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"In the age of information, ignorance is a choice."

Meph

Sarkana, mein Vater äusserte sowas in der Richtung am Samstag... nach dem Motto "hätten sie sich nicht so dämlich in der flüchtlingspolitik positioniert wären sie jetzt das, was er sich von der cdu eigentlich verspricht, die sei schliesslich mittlerweile viel zu links"
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SarkanaM

Ich finde das ehrlich richtig erschreckend.
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Meph

ohja, ich bin aktuell sehr in einer schreckstarre... ok entsetzensstarre träfe es besser..

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Cosima

#17
Zitat von: Katie am 16. März 2016, 14:44:15
Ich glaube Trump spricht die Leute auf der emotionalen Ebene an und nicht auf der rationalen. Wenn man sich mal seine Reden anhoert wird das klar, viele grosse Sprueche, Saetze werden eigentlich kaum zu Ende gebracht. Nur dramatische Wortfetzen die die Menge zum toben bringen. Ist schon gruselig. Dazu kommt dass er sich als politischer Aussenseiter praesentiert. Scheint fuer ihn zu funktionieren.

...klingt wie 1933! 😨

Trump <- no go
AfD <- no go

lotte81

Ich habe mir die Statistiken hier in der Stadt der einzelnen Wahlbezirke angeschaut. Sehr, sehr auffallend ist wirklich: Je mehr "Brennpunkt" eine Gegend ist, desto höher die Prozente bei der AFD. Insgesamt kommt die Stadt auf 9,5%..... In meinem Vorort (eher teure Gegend), dem "reichen" Viertel und "Stadtmitte" (bunt gemischt) kommen kaum 5% zustande..... Und dann steigt es und im Brennpunkt sind es dann bis zu knapp 15%..... Mit der Anzahl der Flüchtlinge hat es irgendwie nicht so viel zu tun...klar, bei 2 Orten "überschneidet" es sich, weil sie Brennpunkt sind und viele Flüchtlinge dort leben (günstiger Wohnraum)...Aber bei uns im Vorort gibt es verhältnismäßig viele Flüchtlinge und wie gesagt kaum AFD Wähler und auch in dem Ort mit der Erstaufnahme (doppelt so viele Flüchtlinge wie Einwohner) sind es grad mal 7%.....
Mir scheint also eher ein Zusammenhang zwischen Bildung und / oder Einkommen/ sozialem Stand zu bestehen, als zu den Tatsächlichen Zusammenstößen mit Asylbewerbern.Wobei unsere Erstaufnahme hier auch nur 800 Menschen aufnimmt...
Ansonsten meinte meine Chefin sei es aber wohl schon so, dass in den Ortschaften mit Erstaufnahmeeinrichtungen in RLP die Anzahl der AFD Wähler verhältnismäßig hoch ist.... Da sprechen wir dann auf Aufnahmeeinrichtungen von mehreren 1000  Menschen...vielleicht gibt es da dann auch mehr Zusammenstöße und Schwierigkeiten?
Aber das kann ich nicht beurteilen...ich kann nur für die Stadt hier sprechen.....
Und Sachsen Anhalt haben wohl auch die Orte mit den meisten AFD Wählern, teils die wenigsten, bis gar keine Menschen mit ausländischen Wurzeln.... Es scheint also auch teils eine Angst vor dem Fremden zu sein?
Die AFD selber spielt ja mit Ängsten..... Und fängt eben die Menschen, die den Eindruck haben bei Technisierung und Fortschritt nicht mithalten zu können, ein..... Ich hab es im anderen thread geschrieben, aber das Wahlprogramm liest sich für mich teils, wie eine Zeitreise nach 1990 (oder noch weiter zurück)...also "damals" als vielleicht noch für diese Leute alles vermeintlich gut war?
Da diese Menschen im AFD Wahlprogramm aber die Verlieren sind, werden sie vermutlich negativ überrascht.....Wobei die AFD ja eh nur platte Forderungen ohne Inhalt hat...geschweige denn mit Lösungsvorschlägen...
Meph hat heute bei facebook einen ZDF Bericht geteilt, da ging es um dieses Wahlprogramm..... und es war teils schon erschreckend, wie wenig Ahnung die zukünftigen Abgeordneten von ihrem eigenen Programm haben, geschweige denn von den Ideen, wie man die Forderungen auch umsetzen kann. Beispiel war: Arbeit muss lohnen im Vergleich zu Sozialgeldern...Frage: Wie wollen sie das umsetzen? Mindestlohn steigern und Hartz 4 senken.... Was antworten 2 Abgeordnete? Der eine sagt: Mindestlohn steigern, der zweite: Hartz 4 senken  s-:) S:D .... Es gibt also meiner Meinung nach viele platte Forderungen und wenig echte Lösungsansätze.....
Traurig finde ich, dass der Hauptpunkt für die meisten wohl die rigide Flüchtlingspolitik der AFD ist, diese zu wählen.... Traurig natürlich, weil wir ja derzeit in Griechenland sehen, was wir mit solchen Forderungen produzieren, auf der anderen Seite traurig, weil viele Menschen so verblendet von diesem einen einzigen Gedanken waren, dass sie den Rest des Wahlprogramms vermutlich nicht gelesen haben?!
Dies wird natürlich nicht für alle gelten.... Es wird auch absolut überzeugte AFD Wähler geben.... Wobei ich da nicht weiss, welche Gruppe mit am unheimlichsten ist...Jene , die überzeugt sind, jene die nur Flüchtlinge loswerden wollen und den Rest der Wahlprogramms ungesehen mit kaufen oder als letzte Gruppe die Protestwähler, die evtl. mit so gut wie nichts übereinstimmen, aber es den anderen Parteien mal "zeigen wollen" ....ich glaube am gefährlichsten sind die ersten, am dämlichsten die letzte Gruppe und die zwischendrin sind die, die dann im schlimmsten Fall eben wieder die Masse sind "die von nichts gewusst haben will"....das hatten wir in Deutschland ja schon mal..... Millionen Mittäter und keiner wusste von was
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