"Mein Kind geht nicht zur Schule"

Begonnen von Tini, 31. Oktober 2015, 19:11:54

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Tini

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Diesen Artikel habe ich heute gefunden. Gerade nach der etwas entgleisten Diskussion in einem anderen Thread fand ich dieses Interview sehr interessant und würde das Thema gerne einfach mal hier zur Diskussion stellen. Ich schreibe bewusst erstmal nichts weiter dazu.

Was haltet Ihr von "Unschooling"?
She *7/2006
He   *7/2014

Fliegenpilz


Honigbluete

Für mich ist das unvorstellbar, es geht über die Grenzen meiner Vorstellungskraft hinaus.
Ich arbeite an einer Schule und finde es total wichtig, dass es die Schulpflicht gibt. Oft erlebe ich, dass ältere Schüler (so ab 8. Klasse aufwärts, teilweise aber auch schon viel früher) nicht kommen können, weil sie sich um die (kranken) Eltern oder kleinere Geschwister kümmern müssen. Dazu die vielen bildungsfernen und wenig anregenden Elternhäuser, da ist für viele Schüler die Schulpflicht Gold wert!

Es gibt sicher auch positive Seiten davon, aber für mich und meine Lebensweise passt es absolut nicht

Meph

ich weiss von einigen kindern, dass ihnen unschooling sehr gut tun würde und sie wesentlich erfolgreicher lernen könnten als in unserem System.

Es ist eine von vielen Möglichkeiten

Homeschooling in D würde ich übrigens sehr begrüssen
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Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
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Pedi

Zitat von: Meph am 31. Oktober 2015, 19:48:11
ich weiss von einigen kindern, dass ihnen unschooling sehr gut tun würde und sie wesentlich erfolgreicher lernen könnten als in unserem System.

Es ist eine von vielen Möglichkeiten

Homeschooling in D würde ich übrigens sehr begrüssen


Ich unterschreib das einfach mal so :)
04/2008
02/2012
01/2015



*Unser Sternenmädchen wurde am 24.02.14 in der 19. SSW still geboren.Wir werden dich nicht vergessen!

schwalbe

wie hat die Familie es geschafft, seit 2 Jahren ihr Kind nicht zur Schule zu schicken und niemandem fällt es auf?

Ich kann die Arumentation der Familie zwar verstehen und in dieser speziellen Familie scheint es ja auch zu funktionieren, trotzdem sehe ich da viele Probleme.
Es gibt z.B. Familien, in denen wird praktisch gar nicht gelesen, wie soll da die Neugier auf Buchstaben geweckt werden? Was ist mit Sprachen und Musik? Ich meine, die Kinder in dem Artikel scheinen in einer Umgebung aufzuwachsen, in denen es Bücher und andere Anregungen zum Lernen gibt, aber das ist nicht immer so.

Andererseits finde ich auch, dass unsere Schulsystem längst überholt ist. Und auch die Schulpflicht würde ich in Frage stellen, allerdings fällt mir keine andere Lösung ein.
Klar, hier bei EO gibt es Erziehungsmodelle, die von Zwang absehen und ihre Kinder anders anleiten und vor allem motivieren können, aber klar ist auch, dass das nicht alle Familien leisten können.
Bei uns im Dorf war es damals üblich, dass die Kinder in die Hauptschule gingen. "das duats dem, ich bin doch au was worre" "der soll mit 16 schaffe"  was wohl mit diesen Kindern wäre, wenn deren Eltern nicht zur Schule gegangen wären und nicht lesen und schreiben gelernt hätten?

Evtl wäre denkbar, die Schulpflicht in eine Art Nachweispflicht umzuwandeln? Die Kinder müssen mit 10 Grundschulniveau nachweisen? Aber das wäre ja wieder Zwang...

Ihr merkt vielleicht, dass ich bei dem Thema keine feste Meinung habe, müsste man abstimmen würde ich wohl für die Schulpflicht stimmen, naja und für eine radikale Überarbeitung des deutschen Schulwesens.
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

D@nce

Zitat von: Fliegenpilz am 31. Oktober 2015, 19:24:59
Nichts.

Ebenfalls... und seine Pseudo-Argumentation überzeugt mich da auch nicht vom Gegenteil.

Once

#7
Ich kann absolut keiner Pseudoargumenation erkennen. Im Gegenteil.

Ich könnte mir vorstellen das er Recht hat mit all seinen Behauptungen - die Frage ist eher, ob ich mein Kind noch guten Gewissens in die Gesellschaft entlassen könnte. Zumindest wäre es mit der starken Sorge verbunden, dass es nicht mit den Werten einer leistungsorientierten Gesellschaft zurechtkäme und später womöglich in  Drogen, Suff und Depressionen enden könnte (um mal in etwas krasseren Szenarien zu denken).

Samika

Zitat von: Pedi am 31. Oktober 2015, 19:50:15
Zitat von: Meph am 31. Oktober 2015, 19:48:11
ich weiss von einigen kindern, dass ihnen unschooling sehr gut tun würde und sie wesentlich erfolgreicher lernen könnten als in unserem System.

Es ist eine von vielen Möglichkeiten

Homeschooling in D würde ich übrigens sehr begrüssen



Ich unterschreib das einfach mal so :)
Ich unterschreibe auch.
Puddingbrumsel 2007 Stolpervogel 2010 Zappergeck 2011

Tini

Zitat von: Meph am 31. Oktober 2015, 19:48:11
ich weiss von einigen kindern, dass ihnen unschooling sehr gut tun würde und sie wesentlich erfolgreicher lernen könnten als in unserem System.

Es ist eine von vielen Möglichkeiten

Homeschooling in D würde ich übrigens sehr begrüssen

Das kann ich auch unterschreiben! Es ist sicher nicht für alle Kinder bzw Familien eine Option, aber durchaus ein Ansatz.

Eine Pseudo-Argumentation kann ich hier auch nicht sehen!
She *7/2006
He   *7/2014

schwalbe

#10
Aber wie soll man zwischen Kindern und Familien unterscheiden, die davon profitieren und solchen die dabei unter gehen? Man kann ja nun keine Schulpflicht für manche haben.
Andererseits sind momentan ja die im Nachteil, die in die Schule müssen, obwohl sie sich vielleicht anders besser, schonender und freier entwickeln könnten.

Alles in allem halte ich es für absolut unwahrscheinlich, dass die Schulpflicht in Deutschland in den nächsten 30 Jahren abgeschafft wird  :P
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

schwalbe

Zitat von: D@nce am 31. Oktober 2015, 20:30:23
Zitat von: Fliegenpilz am 31. Oktober 2015, 19:24:59
Nichts.

Ebenfalls... und seine Pseudo-Argumentation überzeugt mich da auch nicht vom Gegenteil.

Das trägt leider gar nicht zur Diskussion bei  :P
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

D@nce

Gar nicht schwalbe... jeder hat die Freiheit zu tun und zu lassen was er möchte... Und damit auch die Freiheit zu entscheiden, ob er davon profitiert oder nicht. EIn Leben ohne Zwang und Regeln...  s-:)

Ich hatte mir grad überlegt auf die Argumentations-Sache einzugehen... aber die Zeit ist mir dieses Thema nicht wert, nehmt es mir nicht übel.
Sorry, ich steig an dieser Stelle wieder aus, ich kann das nämlich beim besten Willen nicht ernst nehmen und behindere sonst die Diskussion... ;)

/Schwalbe: Überschnitten ;D ;D ;D Wir sind uns einig und ich entziehe mich der Diskussion S:D

Once

Zunächst einmal, finde ich, sollte man die These abwägen, den hypothetischen Gedanken zulassen - ganz unabhängig von bürokratischen Problemen die nachgelagert natürlich auftreten würden. Und wenn man sich mal frei macht von dem was gesamtgesellschaftlich oder auch rechtlich im Wege stünde finde ich den Denkansatz und das Lernmodell erstmal nicht schwer nachvollziehbar.

Dance, das find ich jetzt ein wenig überheblich wenn ich ehrlich bin.

Fliegenpilz

Ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Kinder gibt (aber ich halte sie für die Minderheit, ein persönliches Gefühl ohne statistische Beweise o.ä.), sie von "Unschooling" profitieren würden bzw. besser mit sich selbst auch klar kämen. Allerdings denke ich auch, dass die allerwenigsten Eltern - und ich würde mich da sogar einschließen - die Möglichkeiten, Fähigkeiten und Ressourcen hätten all das zu leisten was der Mann in diesem Artikel anspricht.
Es würde in meinen Augen absolut zu Lasten der Kinder gehen und ggf. sogar größere Schäden verursachen langfristig als die "Zwangsinstitution Schule".

Daher meine kurze und knappe Antwort im Vorfeld.

Nipa

Ich hab mir das jetzt nicht angeschaut, aber von unschooling halte ich gar nix.

Homeschooling finde ich ok, aber da fände ich es sinnvoll wenn es verpflichtende Stufenpruefungen gaebe, damit nur die es machen dürfen, die es zum Wohl der Kinder machen.
Denn es birgt auch eine grosse Gefahr, vorallem z.B. in Familien wo beispielsweise die Bildung von Frauen als unnötig gesehen wird und das sollte man unterbinden!

Ansonsten gibt es mittlerweile neben dem Regelschulsystem Alternativen. Aber die sind nunmal privat und Kosten Geld.

D@nce

Zitat von: Once am 31. Oktober 2015, 21:38:43
Zunächst einmal, finde ich, sollte man die These abwägen, den hypothetischen Gedanken zulassen - ganz unabhängig von bürokratischen Problemen die nachgelagert natürlich auftreten würden. Und wenn man sich mal frei macht von dem was gesamtgesellschaftlich oder auch rechtlich im Wege stünde finde ich den Denkansatz und das Lernmodell erstmal nicht schwer nachvollziehbar.

Dance, das find ich jetzt ein wenig überheblich wenn ich ehrlich bin.

Ja, das ist es wohl auch. Sorry. Aber in dem Punkt bin ich es auch, weil ich es wirklich ehrlich nicht ernst nehmen kann. Drum klink ich mich auch aus, weil mit mir da keine sinnvolle Diskussion möglich sein wird.

BiDi

Ich halte sowohl Homeschooling als auch Unschooling für Blödsinn. Hatten wir doch auch schon mal.
Die Kinder lernten das, was die Eltern für wichtig hielten. Waren die Eltern arme Bauern lernten sie das, was ein Bauer so braucht. Waren die Eltern reiche Gutsbesitzer, lernten sie das was ein reicher Gutsbesitzer so braucht. Natürlich schaffte das ein oder andere Kind auch den Ausstieg aus den vorgezeichneten Rollen - der Bauernsohn, mit der ganz besonderen mathematischen Begabung, vielleicht. Aber die meisten Kinder blieben genau da, wo die Eltern / die Gesellschaft sie haben wollte.
Und heute wäre es nicht viel anders. Wieso ist denn Homeschooling gerade in radikalen religiösen Gemeinschaften so populär? Weil die Kinder gefälligst nur das Lernen sollen, was die Eltern für wichtig und richtig halten.

Und dieser Blödsinn, das Mathe ja nicht so wichtig sein könnte, weil sich ja eh kaum ein Erwachsener noch an die Grundzüge der Differentialrechnung erinnert. Ich kann's. Dafür kann ich kein Birkenblatt mehr von einem Eichenblatt unterscheiden: Lassen wir Bio auch gleich weg. Und Kommas setze ich nach Instinkt: Deutsch ist überflüssig. Und Musik erst...

Ich denke, es ist unbestritten, das das deutsche Schulwesen reformbedürftig ist. Deswegen die Schulpflicht auf den Prüfstand zu stellen, ist Käse. Es geht um Bildung. Und genau um die, die jenseits des Tellerrands der Eltern liegt.

Grüsse
BiDi 


Mattis: * 3.2004
Moritz: * 4.2005

Once

zu erkennen, dass die Schule nicht allen Kindern gut tut finde ich zunächst einmal progressiv. Wie man sie alternativ hingegen bilden möchte und wie qualitativ dieses vorgehen ist, ist natürlich eine wichtige Frage.

Honigbluete

In anderen Ländern zahlen Kinder einen hohen Preis beim Kampf für ihr Recht auf Bildung. Dass wir die Schulpflicht haben, ist eine großartige Errungenschaft, die wir als selbstverständlich halten. Ist sie aber nicht. Ich kann bei Fliegenpilz unterschreiben (die Namensänderung verwirrt mich), es gibt sicher einige Kinder, die davon profitieren würden, aber auch ich traue mir nicht zu, ohne Unterstützung von aussen meinen Kindern eine allumfassende Bildung zu ermöglichen.

Mamba

wobei un/-homeschooling doch nicht bedeutet dass sie nix lernen sollen.

Schulpflicht halte ich eigentlich für doof. Es geht dabei ja nicht darum verpflichtend in ein Gebäude zu gehen. Es sollte eher Bildungspflicht heißen.

Was dann auch heißen würde, dass man in diversen Abständen (Monat/Semester/Jahr) nachweisen muss, dass man xy gelernt hat. Wegen meiner im Gespräch mit einem Lehrer oder in einer Gruppe oder eine Woche Präsenztage oder einfach Tests... je nachdem wie es dem Kind am besten passt.

Ist für die unschooler vermutlich immer noch zu viel SCHULpflicht, aber ganz ohne ist schon doof.

UND: Homeschooling sollte es mMn nur auf Antrag geben und wenn das Kind es braucht, weil es mit großen Gruppen nicht klar kommt oder mit wwi was es in der Schule sonst für Probleme gibt *aufholzklopfweilwirbisherkeineProblemehaben*

Für mein Tochter wäre das Modell übrigens garnienichts. Sie braucht Freunde um sich herum und das am besten den ganzen Tag. Wenn ich sie früher abhole bzw. noch früher als erlaubt abholen würde, wäre die erste Frage, mit wem sie sich verabreden soll.

lg Mamba

tue nichts online, was du nicht auch offline tun würdest




Once

Klar, Bildung ist das höchste Gut. Insbesondere freier Zugang zu Bildung. Die Pflicht dahinter hingegen würde ich nicht zwangsläufig damit verquicken wollen.

Tini

Ich traue mir das auch nicht zu. Und ja, Bildung halte ich für wichtig und richtig.

Dennoch stört mich die PFLICHT dabei. Und ich fühle mich unwohl dabei, dass die Kinder in ein System gezwungen werden.

Beispiel Religionsunterricht: in der Grundschule meiner Tochter gehen alle Kinder entweder in den katholischen oder evangelischen Unterricht, es gibt keine Alternative dazu. Auch für die muslimischen oder nichtreligiösen Kinder nicht. Das kann doch nicht sein!

Wie gesagt bin ich froh, dass es Schulen gibt und dass diese für jeden frei zugänglich sind. Aber sollte man nicht die Wahl haben?
She *7/2006
He   *7/2014

Meph

Für mich persönlich ist unschooling/homeschooling auch erstmal nichts.

Hier aber mal ein Fallbeispiel, bei dem es Sinn machen könnte

ein Kind- Es ist eines dieser Kinder, die nicht ins System passt, die JETZT durch ein tolles, seltenes Lehrerteam optimal betreut ist- wo aber selbst die Lehrer sagen: ab Klasse 5 gibt es im herkömmlichen System den psychologischen Supergau.
Es gibt im Umkreis von 50 km keine alternativen Schulen, selbst zur nächsten Monte sind es mindestens 80 km und wäre in den Metropolen drumherum. Also keine Option.
Der sinnvolle Weg und der Weg den sich das Kind selber wünscht wäre also Internat mit speziellem pädagogischen Ansatz.
Nur können die Eltern es nicht zahlen! Hier stehen Schulkosten zw. 20000 und 36000 im Jahr an- je nach geeigneter Schule. Über Stipendien könnte es vielleicht auf 10-20000 gesenkt werden. Bezahlbarer wirds dadurch aber nicht. Jugendamt greift nicht, erst, wenn das Kind bereits in der geschlossenen Psychiatrie eingewiesen war und auch dann nur in Ausnahmefällen...
Ein Umzug steht nicht zur Debatte, die berufliche Situation beider Eltern lässt es absolut nicht zu, das familiäre Umfeld sowie das Haus lassen dem keinen Spielraum.

Die Familie kennt noch ein paar Familien mit ähnlichen Problemen, alle kennen sie Menschen mit Expertisen. Denn klar ist: niemand kann es alleine schultern, durch Vernetzung wäre also einiges möglich! Es könnten Lerngruppen, auch via Skype über grössere Entfernung gebildet werden, einem erfolgreichen Lernen mit externen Prüfungen stände nichts im Wege. Auch ein soziales Aus wäre nicht gegeben, denn die Kinder hätten Freunde- im häuslichen Umfeld durch Nachbarschaft und Vereine, im "globalen" Sinne durch Lernpartnerschaften Deutschlandweit.

Das wäre ein Modell, wie viel Leid erspart bleiben könnte. Und wenn man eine Grundbildungsnachweispflicht (wie es ja z.b. auch für Kinder aus Zirkussen oder anderen wandernden Einrichtungen gibt, die aber dennoch meist katastrophaler weise alle paar tage in eine andere schule gesteckt werden und so garkeine chance haben) statt einer schulpflicht setzen würde wäre auch das Problem nicht gegeben, dass Kinder aus bildungsfernen Familien noch mehr durchs Raster fallen als bisher: denn die hätten nachwievor keine Wahl ausser staatlicher Schule.
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Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
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KoenigRaffzahn

mfg die welt liegt uns zu füßen denn wir stehen drauf wir gehen drauf für ein leben voller schall und rauch bevor wir falln falln wir lieber auf