Schwierige Dreierfreundschaft - Wie damit umgehen?

Begonnen von charli, 19. März 2014, 09:45:19

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charli

Hallo,
Meine Tochter geht in die erste Klasse. Sie ist zusammen mit ihrer Kindergartenfreundin in der Klasse. Die beiden mögen sich gerne, spielen in der Schule viel zusammen, verabreden sich außerhalb der Schule weniger, was für beide völlig ok ist.
Meine Tochter hat sich noch mit einem anderen Mädchen in ihrer Klasse angefreundet, das sie sehr gerne mag und mit der sie sich auch gerne noch nach der Schule verabredet.  auch ihre Kindergartenfreundin spielt und verabredet sich mit ihr, was ja ersteinmal kein Problem ist.
Jetzt haben sich in der letzten Zeit die beiden enger angefreundet, allerdings passiert es dadurch nun häufiger, dass meine Tochter ausgeschlossen wird und das teilweise auf recht unfaire Art und Weise.
So sind sie z.B. einmal in der Pause vor ihr weggelaufen. Wenn sie zusammen spielen, darf sie nicht wirklich mitentscheiden, zieht sie sich dann zurück, wird sie nicht in Ruhe gelassen sondern geärgert, oder sie darf nicht mehr mitspielen. Das passiert dann wohl häufiger in der OGS. Einmal war sie so traurig, dass sie sich auf dem Mädchennklo eingeschlossen hat und ersteinmal geweint hat.
Ich weiß wie schwierig Dreierkonstellationen in dem Alter sind und vielleicht wäre es auch nicht so das Problem, wenn die Rolle des Ausgeschlossenen immer mal jemandem anderen zufallen würde, leider aber scheint meine Tochter gerade diese Rolle inne zu haben.
Gestern dann sind sie zu dritt bei der Mutter von einer der Dreien gewesen, die dann wohl ziemlich an ihre Grenzen gestoßen ist.

Die Tochter der Mutter wollte was anderes als die anderen beiden spielen und war dann beleidigt. Die Kindergartenfreundin hat sich dann auf ihre Seite geschlagen und meine Tochter durfte dann nicht mehr mitspielen. Die Mutter hat sich dann um meine Tochter gekümmert und mit ihr gespielt, was für meine Tochter eher ein Notnagel war. ;)
Nun ist sie darüber häufig traurig, wenn soetwas passiert, zumal meine Tochter soetwas bisher noch nicht erlebt hat.

Gestern war Elternsprechtag und ihr Lehrer sagte, dass meine Tochter viele Kontakte in der Klasse hat, gerne als Spiel- und Arbeitspartner gewünscht ist und, so sein Wortlaut, im Gegensatz zu einigen anderen Mädels in der Klasse sich zwar gut behaupten kann, aber dabei überhaupt nicht zickig oder unfair ist.
Leider hat sie sich da allerdings wohl mit Mädels zusammengetan, die da anders sind.

Bisher habe ich einfach zugehört, ihr vorgeschlagen, ob da nicht vielleicht noch ein anderes Mädchen ist, was sie mit in diese Dreiergruppe aufnehmen können, damit das Verhältnis ausgewogener ist. Aber irgendwie findet sich da wohl keine.
Außerdem habe ich ihr den Rat gegeben, sollten die Mädels wieder mal unfair werden, ihnen nicht nachzulaufen sondern die Chance zu nutzen, mal zu schauen, wer da vielleicht noch so ist, mit dem sie spielen kann. Aber das sind natürlich für meine Tochter eher Notlösungen, weil sie am liebsten mit den beiden spielt.
Tja, nun kam eben aufgrund dieser Verabredung gestern das Thema wieder auf den Tisch und insgeheim bin ich natürlich als Mutter stocksauer. Wäre wahrscheinlich jeder, der das bei seinen Kindern mitbekommt.
Ich hoffe natürlich, dass die Mutter gestern das ganze auch nochmal mit ihrer Tochter thematisiert hat.
Hätte meine Tochter gestern so gehandelt, hätte ich sie mir auf jeden Fall zur Brust genommen, denn jemanden so auszuschließen, wenn' s bei einer Verabredung nicht nach der eigenen Nase läuft, geht meiner Meinung nach gar nicht.

Mir tut es echt leid, weil ich merke, dass sie es ziemlich beschäftigt und ich mich eben nur als Gesprächspartner anbieten kann.
Ich bin auch schon den Weg gegangen, dass wir andere Mädels aus ihrer Klasse zu uns eingeladen haben, damit sich vielleicht auch andere Kontakte intensivieren, das klappt auch ganz gut, nur sind die beiden ihre "besten" Freundinnen in der Schule. Nur sehen die beiden das wohl zurzeit anders.
Ich weiß auch, dass sich das vielleicht auch wieder ändern wird, doch das geht jetzt bestimmt schon gute zwei Monate so. Mal klappt es eine Woche lang gut und dann ist wieder der Wurm drin.
Ich weiß, dass sie da ihren Weg irgendwie alleine finden muss, kann mich da nur als Zuhörer und Ratgeber anbieten, aber irgendwie schmerzt es mich auch, das zu hören, vor allem, wenn sie erzählt, dass sie deswegen weinen muss.
Kennt ihr sowas und wie seid ihr damit umgegangen? Was könnte ich ihr vielleicht noch raten, was ihr in der Situation helfen könnte.

Danke für's Lesen, ist ja doch nun recht lang geworden. ;)

Liebe Grüße

Svenja2411

#1
......

zuz

Ja ich kenne das in ähnlicher Form (leider) auch, und kann auch Deine Bandbreite an Gefühlen (Mitleid, sauer auf die anderen usw) voll und ganz nachvollziehen.
Ich denke, Du machst das schon richtig - sie ernst nehmen, auch anerkennen, dass die Situation wirklich schwierig und traurig ist, sie bestärken, weitere Kontakte zu knüpfen.

Wir haben darauf geachtet, die andere nicht als "böse" hinzustellen, sondern eher als jemanden, der das noch lernen muss. Aber schon so, dass es eine Schwäche ist, wenn man das noch nicht so kann, dass da vielleicht Angst dahintersteckt usw.
Wir haben ihr (also unserer Tochter) beigebracht, dass sie zwar sagen soll, dass sie das jetzt schade findet, wenn sie ausgeschlossen wird, aber nicht alles tun, um ja akzeptiert zu werden. Also faire Kompromisse eingehen, klar, aber unfaire nicht. Sie konnte das ganz gut unterscheiden, z.B. "jeder bestimmt abwechselnd, was gespielt wird" ist fair, "immer nur ich" ist nicht fair. Ich denke, Kinder haben da ein gutes Gespür.
Auf jeden Fall sollte sie auf unfaire Erpressungen (dann spiel ich nie mehr mit dir, bin nicht mehr deine Freundin usw) nicht eingehen.

Nun ja, es hat sehr, sehr lange gedauert, letztlich Monate. Aber dann war es zum einen so, dass meine Tochter sich ein wenig aus der zu engen Freundschaft lösen konnte, neue Kontakte geknüpft hat. Und die andere, als sie gemerkt hat, dass ihre "Giftpfeile" wirkungslos bleiben, hat irgendwann ihre Strategie geändert und kann jetzt auch Kompromisse eingehen. Die Freundschaft besteht noch, ist aber nicht mehr so eng.

Und kurz danahc hatten wir einen zweiten Fall, wo ein Mädchen ziemlich heftig intrigiert hat, mit dem meine Tochter sich eigentlich anfreunden wollte. Sie hat sich das nicht bieten lassen, jetzt herrscht allerdings auch Funkstille, eine Freundschaft wird wohl nicht mehr möglich sein.

Es kann also so oder so ausgehen.
Ich würde wohl schauen, dass Deine Tochter andere Sozialkontakte knüpft, vielleicht mal ein anderes Mädchen aus der Klasse einladen usw.

Viel Glück und Erfolg Dir und Deiner Tochter!

charli

Danke ersteinmal für eure ausführlichen Antworten. Es hilft mir ganz gut, mich da ein bisschen zu sortieren, auch in Bezug auf das, was ich ihr sagen kann.  :)

Ich hoffe, zumindest gebe ich ihr den Rat, dass sie da eine selbstbewusste Haltung zu findet. Es ist nur so schwer, dass so von außen mitanzusehen.
Für sie ist die Schule gerade wirklich Lebensmittelpunkt und dem entsprechend wichtig sind ihr diese Freundschaften in der Schule.
Wir haben gestern mit ihr ein paar Sätze besprochen, die sie sagen kann, sollte wieder eine solche Situation entstehen, damit sie sich in der konkreten Situation nicht so allein und wehrlos fühlt.
Wenn sie merkt, dass es jetzt wirklich unfair wird, soll sie die Situation verlassen und die beiden allein lassen.
Grundsätzlich soll sie ja ruhig weiter mit ihnen spielen, irgendwas geben ihr diese Freundschaften ja auch.
Nur müssen wir ihr gerade dabei helfen, die Grenze zu ziehen, wo hören Kompromisse auf  und wo fängt das "Sich Verbiegen" für andere an.
Ich denke, das weiß sie eigentlich schon ganz gut, nur ist es natürlich ersteinmal schwer, dass dann auch umzusetzen, wenn die beiden sich wieder zusammentun.

Puh, da merkt man echt, dass jetzt auch andere Dinge in so ein Kinderleben einziehen. Das muss man als Mutter auch erstmal lernen.  ;)





Sweetkofski

Wir haben eine ähnliche Situation gerade im Kindergarten.

Die beste Freundin meiner Tochter scheint es ihr sehr übelzunehmen, dass meine Tochter im Urlaub war - sie quasi alleine gelassen hat.

Schon während dem Urlaub hat die freundin beshclossen, dass sie nun sauer auf meine Tochter sei - und nun versucht sie diese aktiv auszuschließen.
Allerdings bin ich jetzt nicht so sehr überrascht, denn die Freundin ist so ein "ganz-oder-gar-nicht-Typ" und mir war immer etwas mulmig dabei, dass meine Tochter und sie jeden Tag nuuuur noch miteinander gespielt haben, weil mir irgendwie klar war, dass bei der Freundin irgendwann aus "ganz"  die "garnichtVariante" wird.

Zum Glück bei uns noch früh genug, da es noch andere Mädels gibt und die Zeit der Abschottung und Fixierung noch nicht zu lange war, aber es ist einfach manchmal ein doofes Gefühl, wenn die eigen Tochter mit so Situationen umgehen muss.
Vor allem, wenn man das sonst so gar nicht gewohnt ist.

Also, nen Tipp habe ich gerade nicht, bloß Verständnis für dich.....  :-*

Sommernachtstraum

Wir hatten das auch. Ich hab meine Große immer wieder ermutigt, sich andere Freundinnen zu suchen und habe immer wieder das Gespräch im KiGa mit den stänkernden 5jährigen gesucht. Irgendwann war gut. Sie hat sich bestens mit anderen Mädchen verstanden und hatte ihre Ruhe.

Es hat eine Zeit gedauert, aber die Gewißheit, daß ich meine Maus nicht hängen lasse, hat ihr unheimlich viel gegeben. Das Band zwischen uns ist dadurch noch enger geworden.
Ich bin eine gereifte Frau mit jugendlichem Aussehen. Und wenn Ihr das nicht glaubt, geb ich Euch die Nummer von dem Typen, der das gesagt hat!

zuz

Ich denke auch, dass solche Situationen die Kinder auch weiterbringen. Sie lernen was draus, werden stärker, auch wenn das in dem Moment so gar nicht danach aussieht.
Mir hat auch geholfen, selbst mal zurückzudenken, im Grunde kennt man ja solche Situationen aus eigener Erfahrung und weiß, dass man da durchkommt.