Er tanzt uns auf der Nase rum - Ich verzweifle total

Begonnen von Barbia+LuJo, 01. Januar 2012, 21:20:02

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Barbia+LuJo

Hallo,

wir sind vor 5 Wochen umgezogen. Dadurch hat sich für den Großen so einiges geändert, neuer KiGa, neue Freunde suchen, neuer Ergotherapeut, alles neu. Das so einen Änderung nicht ohne Schwierigkeiten von Statten geht ist uns klar gewesen. Aber das es so eine Katastrophe wird, hätten wir nie und nimmer gedacht.

Seit dem 1.12. geht der Große nun in die neue KiTa und dort läuft es gut. Ich frage mindestens einmal die Woche nach, immer wird mir berichtet, dass er lieb ist, keinen Ärger macht, auch das Essen klappt prima.

Sobald ich ihn abgeholt habe, geht es los. Egal was ich sage, es wird erstmal gebockt, gezickt, rumgeschrien und auch noch gestampft. Selbst wenn ich ihm erkläre, warum er das nun machen soll, muss, darf, wird so verfahren wie eben beschrieben. Es ist völlig unabhängig davon was wir machen wollen, Tisch decken, Finger waschen, Schuhe anziehen, Dreckwäsche ins Bad bringen, Zähne putzen, Essen, Einkaufen gehen.

Es ist auch völlig egal was wir dann sagen, ob er dann wenn er keine Finger wäscht, kein Abendessen bekommt, oder wir nicht rausgehen können wenn er keine Schuhe anhat. Das ist egal, ihm zumindest. Er kann auch ewig diskutieren, egal ob er Recht hat oder nicht.

Auch Auszeiten bringen nix, Erklärungen werden ins Lächerliche gezogen vom Großen, er schneidet Grimassen wenn wir ihm erklären, warum er Zähne putzen soll usw.

Essen ist auch ein ganz großes Thema. Im KiGa isst er ALLES, Gemüse, Fleisch, ALLES.....Zu hause ist es das reinste Kampfthema. Er isst bei uns keine Wurst, bis auf Leberwurst, keinen Käse, nur Bananen, nur Schnitzel und Frikadellen, einzig und alleine beim Fisch ist er unkompliziert. Er sagt zu allen mag ich nicht, ess ich nicht, schmeckt mir nicht und das ist völlig egal, ob er es schon bei uns gegessen hat oder nicht. Er kann dann, wenn er beschlossen hat, es diesmal nicht zu essen, richtig schön spielen, so mit allem drum und dran. Mit Würgen, Schütteln und auf den Teller kot*en. Wir hatten schon alles.

Wir wissen nicht mehr weiter und streiten uns nun auch oft deswegen, weil wir unterschiedliche Wege einschlagen die dem anderen nicht passen. Ich bin oft zu nachsichtig, mein Mann oft anders seinen Wunsch und Willen durchsetzend.

In meiner Familie hab ich das schon mal durch. Mein Kleiner Bruder war ähnlich gestrickt nur nicht ganz so ausdauernd. Daran sind meine Eltern fast zu Grunde gegangen und das will ich für mich, meine Familie und meine Ehe nicht. Ich wüsste so gerne wie ich diesen Teufelskreis durchbrechen kann, alle Tipps von Juul und Co. die es dazu gibt, haben wir durch. Wir gehen mit ihm nun schon seit 9 Monaten zur Ergotherapie, suchen derzeit einen neuen Psychologen, da eine genaue Diagnostik noch aussteht und auch noch Tests gemacht werden müssen.

Für jeden Lösungsansatz bin ich dankbar, denn wir gehen auf dem Zahnfleisch.

Meph

also beim essen könnt ihr definitiv den dampf rausnehmen- im kiga isst er alles? Prima, dann gibt es dort seine warme mahlzeit!
Was er abends aufs brot will kann er dann selbst entscheiden und sich das brot beim abendessen selber machen.
Isst er am Wochenende nicht was auf dem Tisch steht (lass ihn selbst entscheiden was und wieviel er vom zubereiteten will, ihn also selbst auffüllen) hat er wohl keinen hunger und kann bis zur nächsten mahlzeit aushalten.
Freya ist ja auch so ne pienzige esserin, aber irgendwas isst sie immer mit, und wenn es trockene Kartoffeln sind....

Ansonsten: Alles hat sich für ihn verändert, da kann man ja auch mal versuchen gegen die statik zu rebellieren ;) warum sollte die nicht auch veränderbar sein?
Dazu kommt auch einfach das Alter, irgendwie haben doch da fast alle eine Phase, die echt zum Brechen sein kann.... Eine weitere Autonomiephase- sie werden zu Schulkindern und lassen das Kleinkind hinter sich!
Ansonsten ist euch ganz bestimmt sehr geholfen, wenn ihr euch als eltern einig seid und auch verständnis für ihn entwickeln könnt.

Wir stecken ja gerade in einer grob ähnlichen Situation, auch wir haben uns Hilfe von Aussen gesucht bzw. sind noch dabei.... aber alleine, dass wir diesen Schritt getan haben hat in dieser halben Woche unglaublich viel bewegt!
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Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
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Bri Tta

Uff, da habt ihr ja ganz schön was zu bewerkstelligen mit eurem Sohnemann.
Viel kann ich dazu leider nicht sagen, ich würde bei der Heftigkeit wohl auch den Weg/die Wege über Therapeuten/Psychologen gehen.

Habt ihr denn eine Ahnung/Idee, woher das rühren könnte? War er schon immer so drauf? Ich glaube, du hattest mal was geschrieben, das es mit der Geburt des Kleinen so schlimm wurde?

Wir haben hier mit der Großen auch ab und zu ähnliche Sachen, aber halt beweiten nicht in diesem Ausmaß, und hier hilft es immer, wenn wir sie aus der Situation nehmen. (Als Beispiel: Sie ärgert ihre Schwester, auf die Bitte hin, das zu lassen, wird nicht reagiert. Eine zweite und dritte Bitte bleiben ignoriert, dann nehmen wir sie an der Hand und gehen mit ihr in ihr Zimmer. Dort sprechen wir mit ihr, und bleiben ein paar Minuten in der "Ruhe". Danach ist hier immer wieder alles im Lot, also eher nicht vergleichbar mit deiner Situation, aber ich wollts erklärt haben)

Die Situationen und Reaktionen beim Essen kommen mir auch bekannt vor. Sie würgt zwar nicht, und das Essen rausgek*otzt hat sie auch noch nie, aber es heißt hier aus prinzipiell immer "Das esse ich nicht, das mag ich nicht, das schmeckt mir ekelig"- egal ob sie das schon oft gegessen hat, oder im Kindergarten isst - zu Hause wird das erstmal verweigert.
Hier sind wir absolut böse Eltern S:D. Entweder sie isst mit uns, oder sie lässt es. Es gibt nichts anderes für Sie und auch nicht 2 Stunden später einen Ersatz. Es ist Essenszeit, da wird gegessen oder eben nicht. Punkt.
Es gab anfangs Tage, da hat sie dann eben nichts gegessen, und abends wollte sie dann zuschlagen. Da gabs dann aber nur die normal gewohnte Portion, mehr nicht. Nach zwei oder dreimal Essensverweigerung hat sie das nicht mehr gemacht, und zumindest ihr Essen probiert.
Sie ist keine große Esserin, aber mittlerweile isst sie alles brav mit. Die Sprüche kommen immer mal wieder, aber im Endeffekt isst sie dann trotzdem mit, weil sie genau weiss, es gibt nichts anderes, und es gibt auch kein gläseweise Wasser dazu, das sie sich satt trinken kann. (Hat sie dann auch versucht s-:))

Die Methode habt ihr bestimmt auch schon probiert, oder? Wie reagiert er da drauf, falls ihr das schon getestet habt? :-\

Was meiner Meinung nach ganz wichtig wäre, setz dich mit deinem Mann an einen Tisch und besprecht Eure GEMEINSAME Vorgehensweise bei bestimmten Sachen. Wenn ihr da nicht an einem Strang zieht, kann das auch nicht so klappen.

Ich wünsche Euch wirklich alles Gute mit Eurem Kleinen Großen, das ihr das schnellstmöglich in den Griff bekommt, und das Familienleben wieder eingermaßen erträglich wird. s-druecken s-druecken
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ehemals Fannilein :-)

Bettina

#3
Hier dasselbe Spiel. Quinn ist zum ..... abgewöhnen im Moment  :-X!

Im Moment fahre ich recht gut mit direkten Konsequenzen, die sich auch schon rein aus seinem Verhalten ergeben. Das ist manchmal fies oder wirkt zumindest so, aber das scheint das einzige zu sein, was dagegen ankommt. Außer ignorieren.

Heute Abend beim Abendessen, bzw. davor hab ich Quinn gebeten Messer für alle zu decken. Geht er an die Schublade, nimmt für sich ein Messer raus. Ich schau ihn nur an, pampt er mich an, dass er nicht immer ALLES für mich machen will  ??? und überhaupt er nur noch seine Sachen macht.

OK, hab ich seinen Teller genommen und wieder in den Schrank gestellt. Essen? Davon will er sicher nichts, weil das hab ja ich gekauft. Er hat seine Maoam bekommen, weil die hat er sich selbst bei Martini ersungen. 10 Minuten, dann saß er wie eine 1 am Tisch und hat sich ordentlich benommen.

Essen ..... "ih Mama, bäh, das mag ich nicht". Ich ignoriere es, stelle die Schüsseln auf den Tisch und er isst IMMER mindestens einen Teller voll. Von "ih" und "Ich mga das nicht" kein Wort mehr.

Und manchmal, wenn ich die Möglichkeit dazu habe (sprich mein Mann kümmert sich um die beiden anderen Kleinen), dann setz ich mich auch schon mal mit ihm in ein Zimmer und versuche einfach in Worte zu fassen, was ihn bedrücken könnte, was gerade schwierig sein könnte für ihn. Ich versuche es für ihn zu verbalisieren und je nach Reaktion weiß ich selbst dann auch besser, was das Problem sein könnte. Macht dann auch die Sache mit dem Verständnis etwas einfacher.

Vorgestern bin ich mit ihm ins KiZi. Er wollte nicht kuscheln, überhaupt keine Nähe. OK respektiere ich. Ich hab einfach vor mich hin geredet, was mir in den Kopf gekommen ist. Nach ein paar Minuten hab ich zu ihm gesagt, dass es bestimmt gar nicht immer einfach ist großer Bruder zu sein. Besonders weil er halt ja doch auch erst 5 Jahre alt ist und ein kleiner Junge. Und dass ich mir vorstellen kann, dass es sich ganz komisch anfühlt, wenn man groß und klein zusammen ist. Ich hab ihm gesagt, dass seine kleinen Geschwister ihn toll finden, weil er schon so viel kann, auch alleine und dass er die Zeit, wo mein Großer jetzt hier ist genießen soll, weil er da ja dann auch mal wieder der kleine Bruder ist.

Da steht er auf, holt sich ein Buch und sagt ich soll ihm vorlesen. Das haben wir dann auch gemacht. Er hat sich auf meinen Schoß gekuschelt und ich hab ihm das Buch vorgelesen. Später ist er mit Papa und dem Großen auf den Spielplatz und es war ein super Nachmittag. Irgendwie scheint ihm das geholfen zu haben.

Wenn auch nicht dauerhaft  s-:) ;D.

Es ist irre anstrengend, aber ich hoffe, dass es bald vorbei ist  :P.
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

dane_80

Kann es nicht sein dass er im Kindergarten alles an gutem Benehmen aufbraucht was er so in sich hat? Alles neu, alles anstrengend, dabei ist er nett, kooperativ, benimmt sich. Und dann kommt Mama, die muss ihn ja mitnehmen ;), dann kommt alles raus.
So ist das bei uns oft in neuen Situationen, dort will man ja nicht unangenehm auffallen, zu Hause geht das ( und das ist ein Kompliment).

Vielleicht gibts da was was ihm guttut? Eine Pause, oder sich richtig austoben? Und ich denke die Zeit wird da auch was dran tun.

Beim Essen würde ich ihn lassen, es gibt was es gibt, evtl. Obst oder Joghurt und gut.
Ich seh grad den Sinn nicht jemandem Essen zu verweigern der bei der Mahlzeit zuvor weniger gegessen hat oder das Trinken. Ich mach das auch so, wenns was gibt was ich nicht mag ess ich weniger und dann evtl. bei der Mahlzeit danach mehr. So lange das alles grundsätzlich gesundes Essen ist würde ich da keinen Druck machen. Wir führen hier übrigens öfter folgenden Dialog:
" Komm bitte essen!"
" Ich mag das nicht! Was gibts eigentlich?"
s-:)
Muss ne Phase sein, er isst dann doch.
Don't worry that children never listen to you; worry that they are always watching you. (R. Fulghum)


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Barbia+LuJo

Vielen Dank für eure ganzen Anregungen.

Momentan sind noch KiGa-Ferien, so ist er den ganzen Tag zu hause. Da das Wetter natürlich nicht immer so ist, dass man rausgehen kann, hocken wir oft drinne. L. geht dann immer in sein Zimmer alleine spielen. Nicht das ich das nicht gut finde, aber ich komme mir doch manchmal einsam vor, vor allem wenn der Kleine dann schläft. L. will aber alleine spielen, kommt man hinzu wird man "hinaus geschmissen".

Aus dem Essen haben wir nun erstmal die Brisanz raus genommen. Mittags hilft er mir beim Zubereiten und abends gibt es Stulle, die er sich selber macht. Und da gibt es jetzt jeden Abend Leberwurst mit Ketchup und Gurke. Klappt im Moment ganz gut.

Ab Montag geht der KiGa wieder los und dann bin ich gespannt wie es wird. Ein Termin beim KJP ist nicht so einfach zu bekommen, momentan sind alle noch im Urlaub und den einen den ich erreicht habe, sagt mir Wartezeiten AB 3 Monaten aufwärts, Termin realistisch erst ab MAI. Das bedeutet, dass wir hier komplett wieder von vorne anfangen müssen, da der letzte KJP-Termin in der alten Heimat im Oktober war. Was wiederum bedeutet, dass die Frage nach Einschulen oder nicht, wirklich erst für 2013/2014 entschieden ist.

zuz

Schön, dass es zunächst mal besser läuft.
Wenn es mit dem Kiga-Start wieder losgeht, würde ich aber versuchen, ein wenig Druck rauszunehmen. Für ihn ist alles neu und der Kiga sicher besetzt mit viel Frust: Neue Erzieher, neue Kinder, neue Regeln - feste und ungeschriebene. Das ist ganz schön verwirrend und viel für ein doch noch relativ junges Kind. Und dann kommt Mama, endlich und eeeendlich kann er all den aufgestauten Frust loswerden. Puh! Du hast ihn nämlich trotzdem lieb, was er von den neuen Erziehern/Kindern noch nicht sicher weiß. (Im alten Kiga schon, da hat er ja bestimmt auch mal ein wenig getestet und gemerkt, davon geht die Welt nicht unter).
Ich würde ihm also zunächst mal ein wenig Verständnis signalisieren, dass es grad für ihn sehr anstrengend ist. Ihn in so einem Trotzmoment einfach mal in den Arm nehmen und trösten (wenn er das zulässt, sonst eben einfach nur mit Worten).
Und ich würde manche Forderungen einfach nicht stellen. Ich würde fragen, ob er beim Tisch decken helfen will, wenn nicht, dann eben nicht. Auch Hände waschen kann zur Not mal ausfallen. Falls es Dir sehr wichtig sein sollte, dann überliste ihn, indem Du ihm ein Wasserexperiment aufbaust, so dass er gar nicht merkt, dass er jetzt grad Hände wäscht. Selbst bei Schuhen wäre ich gelassen. Zieht er sie nicht an - ok, dann geht er eben ohne. Er wird dann schon selbst merken, dass es zu kalt ist. Notfalls hat er einmal nasse Socken (Wechselsocken hast Du natürlich einstecken ;)). Wenn er merkt, sein Protest geht ins Leere, wird es ihm langweilig werden.
Ganz wichtig finde ich aber auch, dass Du das vorher mit Deinem Mann besprichst. Mach ihm klar, wie schwierig grad die Situation für den Kleinen sein muss, argumentier aus der Sicht des Kleinen aus. Und überlegt, was für Euch unbedingt nötig ist und was ihr auch mal durchgehen lassen könnt. Und dann wird es schon wieder werden ;)

Alles Gute!

Giraffe

Zitat von: dane_80 am 04. Januar 2012, 02:34:47
Kann es nicht sein dass er im Kindergarten alles an gutem Benehmen aufbraucht was er so in sich hat? Alles neu, alles anstrengend, dabei ist er nett, kooperativ, benimmt sich. Und dann kommt Mama, die muss ihn ja mitnehmen ;), dann kommt alles raus.
So ist das bei uns oft in neuen Situationen, dort will man ja nicht unangenehm auffallen, zu Hause geht das ( und das ist ein Kompliment).

exakt dasselbe habe ich mir auch gedacht.

gerade eben, weil er dort alles isst  - was ja für ein kindergartenkind nicht unbedingt selbstverständlich ist - will er dann eben zuhause das kommando haben. relativ egal was es gibt.

er hat sehr viele veränderungen im moment zu bewältigen, das ist nicht zu unterschätzen. bei uns gehts immer besser, wenn wir das eskalationspotential rausnehmen und ruhig reden. er auch versuchen kann, sich zu artikulieren.

ich würde gerade in der jetzigen phase versuchen, nicht zuviel zu verlangen und zu "erziehen": sicher, gewisse grundsätze müssen eingehalten werden, aber wenn eine kompromissmöglichkeit da ist, nach möglichkeit auch kompromisse schließen und ihn - wo möglich - mitbestimmen lassen. ich denke, er fühlt sich einfach ziemlich hilflos im moment.
sohn * 25. september 2007 spontan bei 25+4 SSW- 900g, 35 cm