ADHS-Kind, extreme Gewaltbereitschaft... ratlos

Begonnen von Alexa, 03. Dezember 2012, 19:39:24

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Alexa

Hallo,

ich komme gerade vom Elternsprechtag, an dem das Hauptthema aller Eltern die Gewaltbereitschaft eines einzelnen Jungen gegenüber aller anderen Kindern war.
Hier mal einige Verletzungen diverser Kinder:

Biss in den Arm mit Blutungen, der gebissene Junge wurde abgeholt und von seiner Mutter zum Arzt gebracht
Mit Fäusten ins Gesicht geboxt, Junge wurde abgeholt, 3 Tage nicht in der Schule, als er wieder am Unterricht teilnahm kam er mit einem lilafarbenen Veilchen
Tritt in den Bauch, das Mädchen hat sich übergeben, wurde abgeholt
Stein an den Kopf geworfen, Mädchen wurde abgeholt und zum Arzt gebracht
Die *leichteren* Übergriffe wie Haare ziehen, vor das Schienbein treten, kneifen, boxen usw. zähle ich nicht auf, weil es den Rahmen sprengen würde. Zu den körperlichen Übergriffen kommen zahllose Zerstörungen von Büchern, Heften, Anziehsachen (werden bemalt mit Edding), Schulmaterial (Radiergummis werden zerschnitten und zum Teil zerbissen).

Ein normaler Unterricht ist nicht möglich da dieser Junge einfach nicht auf seinem Stuhl bleibt, er rennt durch die Klasse, fegt die Tische leer, nimmt anderen Kindern die Hefte weg in denen sie gerade schreiben, schmeißt seine Schuhe durch das Klassenzimmer, ist unglaublich aggressiv.

Wie seht ihr das? Ist das noch in einem Rahmen, in dem man sagt: Ja, ist halt so, muss der Klassenverband mit leben oder ist das zuviel?
Die Lehrer sind, so erscheint es uns Eltern, überfordert. Die Eltern des Jungen sagen dass er angeblich in Therapie ist, ich schreibe extra angeblich weil auch die Lehrerin zweifelt, auch sagen die Eltern oft zu den Lehrern dass sie den Jungen einfach nur *härter rannehmen* (keine Ahnung was genau damit gemeint ist) sollen, bzw. ihn auch körperlich davon abhalten müssen andere zu verletzten. Körperlich halt dass man ihn an den Armen wegziehen muss, da er auf Zurufe nicht reagiert.

Saskia ist nur insoweit betroffen, als dass er ihr den Pulli mit Edding bemalt hat, ebenso ihr Mathebuch, ihr in den Bauch treten wollte. Sie aber macht seit einem Jahr Teakwon Do und konnte den Tritt entsprechend abwehren und ihn zu Boden drücken.

Aber kann es so weiter gehen? Darf es so weiter gehen? Was muss die Schule unternehmen, was können wir unternehmen? Wir Eltern (damit meine ich auch andere Elternpaare) sind hilflos und ratlos, einige haben wirklich Angst um ihre Kinder.

Bitte, hier sind doch einige die immer gute Ratschläge haben und hilfreiche Tips. Was würdet ihr machen?

Liebe Grüße  :)



kruemel35

Oh weh, euch erst mal gute Nerven. Was sagt denn der Lehrer bzw. die Schule?

Honigbluete

Diese Übergriffe gehen weit über das normale Maß hinaus, auch die Häufung der "alltäglichen" Auseinandersetzungen und Störungen ist nicht normal. Was ihr als andere Eltern tun könnt? Eure Kinder bestärken, sich zu wehren, Strategien zu entwickeln, sich zu schützen etc. Die eigentliche Aufgabe liegt in den Händen der Schule, wenn ein Kind so dermaßen aus dem Rahmen fällt, sollte es möglich sein, dieses Kind anders zu beschulen, bis es in der Lage ist, halbwegs am normalen Klassenunterricht teil zu nehmen.
Ihr könnt dieses Kind nicht ändern, vielleicht auf die Eltern einwirken, ihnen Unterstützung anbieten, das Gespräch suchen. Ihr könntet den Lehrern vorschlagen, externe Kräfte mit einzubinden, um die Situation für die Kinder erträglicher zu machen... Letztendlich müssen die Eltern des betreffenden Jungen zusammen mit den Lehrern eine Lösung erarbeiten, die auch dem Jungen gerecht wird.

zuz

O weh!  :-[
Ich kann Dir leider keinen guten Rat geben, nur meine Einschätzung, dass ich das nicht mehr als normal empfinde. Gerade mit 3 schweren Verletzungen, aber auch die Sachbeschädigungen finde ich in der Häufung schon extrem. Offenbar ja auch ganz gezielt - Edding ist ja kein Bleistift.
Was Ihr machen könnt, außer den Lehrern sehr deutlich zu machen, dass es so nicht weitergehen kann, weiß ich leider auch nicht  :-[ Ich würde auf jeden Fall als Eltern geschlossen auftreten, den Elternsprecher schicken. Da MUSS eine Lösung her. Notfalls würde ich mich eine Stelle höher wenden. Also erst Lehrer, dann Direktor, dann Ministerialbeauftragter, Schulamt, Schulaufsicht etc. Ich würde da echt mobil machen, damit da was in die Gänge kommt. Zum Schutz Eurer Kinder, aber auch zum Wohl des Jungen, dem ja auch dringend jemand helfen muss.
Toll, dass Deine Tochter sich so gekonnt wehren konnte! Ich muss sagen, ich hätte auch Angst um mein Kind.

BiDi

In Moritz Klasse ist auch ein Kind mit extremer ADHS. Er zerstörte, verletzte, brüllte, tobte. ABER: Nach diesen Anfällen war er ein heulendes Bündel Elend, weil er das alles gar nicht machen wollte. Und die Mutter war extrem kooperationsbereit. In ganz schlechten Phasen blieb sie mit in der Klasse, holte ihn nach solchen Anfällen ab und setzte Stein und Bein in Bewegung, damit ihr Sohn auf das richtige Medikament eingestellt wird.

Das Verbleiben in der Schule hing wohl von der Einschätzung der Klassenlehrerin ab. Hätte sie 'Nein, geht nicht mehr gesagt', hätte die Schulleitung ihn wegen Unbeschulbarkeit von der Schule verwiesen. Auch das ist schon vorgekommen. In der Klasse wurde viel über den Jungen gesprochen, erklärt warum der Junge so ist, woran die Kinder im Vorfeld erkennen, das er wieder ausrastet und wie sie sich dann verhalten sollen. Das gab den Kindern Sicherheit.

Nun sind alle in der zweiten Klasse, der Junge ist eingestellt, seine Ausraster nur noch selten und Moritz findet ihn z.B. mittlerweile richtig nett.

Ich hatte allerdings - im Gegensatz zu Euch - immer das Gefühl, das die Lehrerin weiss was sie tut und Vertrauen in ihre Entscheidung.

Grüsse
BiDi
Mattis: * 3.2004
Moritz: * 4.2005

Alexa

Guten Morgen, danke schon mal für die Antworten, schreibe heute nachmittag mehr, muss nu erst zur Arbeit huschen  ;)

Landei

Hört sich an wie ein Junge, der damals während meiner Ausbildung in der Kinder- und Jugendpsychatrie war.
Der wurde morgens zu Hause abgeholt und war dann tagsüber in der Klinik, wo er auch in einem sehr kleinen Rahmen (4 Schüler) unterrichtet wurde und abends ging es wieder nach Hause.

So etwas wäre für mich erstmal eine Lösung, um die anderen Schüler zu schützen und ihnen einen Unterricht zu ermöglichen, in dem sie auch lernen können.
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Ich bin nur für das verantwortlich, was ich sage (schreibe) und tue, nicht für das, was Ihr versteht (lest) und daraus macht!!!

Spatzlmama

klingt schon heftig.

Ich kann mich an meine Schulzeit erinnern, daß wir einen ähnlichen Schüler hatten. Er rastete enorm aus, schmiss mit Stühlen um sich, aber wir Schüler provozierte ihn auch enorm, weil wir eben Kinder waren bzw die Jungs machten das... Als er dann mehrmals mit einem Zirkel in den Handrücken einer Mitschülerin stach, haben wir ihn nie wieder gesehen. Ich vermute er flog von der Schule. Ich glaube das muss so .. 3/4 Klasse gewesen sein.

Ich habe ja meistens erstmal ein "Herz" eher für den ADHSler, weil die meisten Eltern sich so garnicht reinversetzen können, in die Lage der Eltern eines betroffenes Kindes, aber das klingt schon einige Nummern zu heftig. Ich hoffe, da passiert bald was.
WENN AUS LIEBE LEBEN WIRD...

unser Turbospatz  30.09.2006
unser Kuschelbär  10.07.2009

Bubule

Beruflich arbeite ich in eben diesem "Feld"

Ich denke du und auch alle anderen Eltern solltet gemeinsam, mit den Eltern des Jungen eine Lösung finden. Die Lehrerin natürlich inbegriffen.
Gemeinsam Probleme aufschreiben, Elternvertreter mit Lehrerin zum(r) Schulleiter(in), gespräch suchen !
Nicht anprangern ! um Hilfe und Rat bitten !
Therapeuten mit einbeziehen, auf Problematik in der Schule hinweisen. 
Schulpsychologin zu Rate ziehen, SPZ zu Rate ziehen ! Die Eltern brauchen Unterstützung um weiter Aktiv zu bleiben.

Es kann nicht sein, dass ein Schüler die gesamte Klasse sprengt.
Alle Schüler dieser Klasse haben ein Recht auf Bildung und Teilhabe. Die Schule muss hier den Rahmen schaffen, dass alle Schüler der Klasse in einem guten Umfeld lernen und die Lehrerin in einem guten Umfeld Lehren kann.

Nicht hauen und stechen, sondern gemeinsame Aktion sollte euer Ziel sein.

Ich wünsche euch für die gesamte Klasse eine Lösung die für alle beteiligten gut ausfällt.

LG


zuz

Bubule, ja, das klingt in der Theorie gut. Aber was, wenn die Eltern des Jungen nicht kooperativ sind? Und danach sieht es ja aus.  :-\ Damit steht und fällt doch alles...

Zwergenwunder

Wenn die Eltern nicht kooperativ sein wollen, müssen Sie eben "gezwungen" werden!
Die Schule könnte doch Vorschlagen das Gespräch mit den Eltern und einer zuständigen Schulpsychologin zu suchen. Vielleicht schafft diese den Eltern die Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit des Problems klar zu machen. Wer weiss, wie ihr schon sagtet, vielleicht ist das Kind wirklich in keiner Therapie und die Eltern sagen dies nur aus Scham oder Angst!

Ich kann mir gut vorstellen wie es den Eltern des Jungen gehen könnte, ich denke sie haben evtl einfach Angst, vor den Eltern, der Konfrontation.

Natürllich muss eine Lösung her, denn diese Situationen sind für niemanden gut. Weder für die Betroffenen Schüler, noch für den Jungen selbst.

Ephedra

Die Betroffenen könnten die Verletzungen bei der Polizei anzeigen.
Ansonstne fällt mir nur ein, sich an das Jugendamt zu wenden.

Bubule