Heimweh...

Begonnen von Mirjam, 27. Januar 2016, 10:01:46

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Mirjam

Angeregt durch den Thread von Honigbluete hab ich gerade über das Thema Heimweh nachgedacht...
Ich erlebe es öfters mal aus der Sicht als Pfadileiter, wenn Kinder auf unserem Himmelfahrtslager oder einer Freizeit Heimweh bekommen. Da ist immer die Frage, wie geht man damit um. Wann ist es ok das Kind noch ein bisschen zu ermutigen da zu bleiben, evtl. noch etwas zu "ködern"... Manche Kinder vergessen ihr Heimweh dann ganz schnell wieder und haben noch eine ganz tolle Zeit.
Wann ist es nötig, die Eltern zu informieren / anzurufen, bzw. das Kind mit den Eltern reden zu lassen? Ich find diese Grenzen zu erkennen ist immer ganz, ganz schwierig.

Nun wird Salomé im Sommer wahrscheinlich für 12 Tage auf eine Kinderfreizeit auf die Hallig Hooge fahren. Und auch da stelle ich mir die Frage, was mache ich, wenn sie dort Heimweh bekommt und die Leiter dort mich anrufen? Wie lange ist es ok sie herauszufordern dort zu bleiben, so dass sie auch lernt in diesem Zusammenhang über sich selbst heraus zu wachsen und ab wann müsste ich sie wirklich abholen?

Kennt ihr solche Situationen? Was habt ihr in dem Bereich für Erfahrungen gemacht?




Nipa

Als Jugendleiter habe ich da die Grenze gezogen wo sich ein Kind nicht mehr ablenken ließ sondern das Heimweh dominant war. Oft kriegen ja die Kinder Heimweh wenn es gerade langweilig ist, dann gern auch direkt im Rudel, da funktioniert ablenken. Aber wenn ein Kind auch während der coolsten Aktion jammert, dann muss man das Ernst nehmen.

Ich habe immer zuerst die Eltern ohne das Kind angerufen und besprochen wie wir es machen. Nicht immer können Eltern ja auch direkt los und da ist eine klare Kommunikation wichtig.
Letztlich habe ich genau 1x ein Kind wirklich abholen lassen muessen. Die Maus war einfach gänzlich überfordert mit draußen schlafen, im Wald aufs Klo usw. Das hätte nichts gebracht.

Fliegenpilz

Ich höre sehr oft von sämtlichen Freizeitleitern und Lehrern, dass der schlimme Heimweg-Tag immer "Tag 3" sei.

Am ersten Tag sind alle aufgekratzt, kommen an, richten sich ein. Am zweiten Tag ist alles neu, wird erkundet, angeschaut, begutachtet, erobert. Am dritten Tag kommt es gegen Nachmittag zur ersten Langeweile, die ersten Meinungsverschiedenheiten treten ein, die Grüppchenbildung kristallisiert sich heraus. Da liegen dann wohl am Abend die ersten Kinder mit Heimweg im Bett - und stehen am Tag 4 meistens (natürlich nicht immer!) wieder auf und alles ist vergessen.

Ich glaube ein allgemeingültiges Rezept für "Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abholen" gibt es nicht. Da ist jedes Kind und jede Familie so verschieden. Ich denke aber, dass die Eltern es spüren ob das jetzt ein "Alle waren heute doof zu mir und jetzt will ich nach Hause"-Weinen ist oder ob wirklich Heimweh vorhanden ist und jeder weitere Tag nur kontraproduktiv ist für ein tolles Ferienerlebnis.

Schnukki

Ich denke, erfahrene Erzieher haben da schon ihre Tricks und Mittel um zu entscheiden, wann ein *ablenken* oder *leichtes überreden* nicht mehr hilft.

A. hatte noch nie Heimweh - daher kann ich schlecht sagen, wie ich da reagieren würde. Im Vorfeld hatten wir aber besprochen, dass wir sie - sollte so ein Anruf kommen - abholen.
Einfach weil ich sie kenne und weiß, dass sie wegen einem kleinen Streit mit einer Freundin etc. nicht gleich nach Hause kommen würde.

Bei Freunden von uns - die ihren Sohn auch in dem Ferienlager hatten - war ja das Problem, dass der Anruf kam. Hier war das Problem gewesen, dass er in einem Fussballcamp angemeldet war - vorher aber nur laienhaften Kicken aus dem Pausen kannte. Die Jungs dort, waren aber alle schon seit Jahren im Verein.
Die Trainer haben ihn versucht zu integrieren ... haben auch das Zimmer gewechselt, weil er mit den Jungs in seinem Zimmer nicht so klar kam. Aber es war nicht viel zu machen :(

Cloedje

Liebe  Mirjam,
ich hab auch dazu schon was im anderen Thread geschrieben. Wie die anderen ja schon schreiben, kommt JHeimweh ja nicht von ungefähr. Ich denke auch, dass ein gutes Team Jugendleiter erkennt, wie gravierend die Situation ist. Manchmal ist es einfach nur ein kleiner Hänger, bei uns vor allem in den Abendstunden, wenn das zu Bett gehen ansteht und der Kuss und die lieben Worte der Eltern fehlen. Da kann so ein kleines Herzchen schon mal weh tun.
Und manchmal ist es eben doch schlimmer (Probleme in der Familie, Probleme in der Gruppe). Ich finde es ganz wichtig, dass man das Kind ernst nimmt und redet. Mit Dialog bin ich eigentlich immer weitergekommen. Wir haben es noch nie nicht wieder hingekriegt.
Aber einer meiner Kollegen hatte leider den Fall, dass das Kind so Heimweh hatte, dass es nach Hause wollte, die Eltern wollten es nicht. Das ist sehr traurig  :-[

sunny

Bei Roberts erster Klassenfahrt (3.klasse)  hatte ein Junge schlimm Heimweh. Da sind seine Eltern abends gekommen und haben ihn ins Bett gebracht und ein kleines Geschenk dagelassen. Folge: sie mussten jeden Abend kommen !!!
Aber sie wollten ihn auf keine Fall mit nach Hause nehmen. Das ganze war eine Fahrtzeit 1.5 Std entfernt.

Robert selbst hatte noch nicht so schlimm Heimweh dass wir angerufen wurden. Er war schon auf mehreren kurzen Fahrten (2 Nächte) und einmal auf Klassenfahrt und eine Woche mit Oma und Opa im Urlaub. bei der  urlaubswoche hat er jeden Abend angerufen, da hab ich schon mal gemerkt, dass er uns vermisst. Aber die Erlebnisse am Tage haben da verdrängt  ;)

Ich würde ihn allerdings jederzeit abholen, wenn es wirklich nicht geht. Ansonsten denke ich, die Kinder wachsen ja auch mit der Situation und wenn sie da allein durchkommen, sind sie Mega stolz! Insofern vertraue ich da den Leitern dass sie das richtig einschätzen.

Lg sunny

hallihallo

Unser Kindergarten fährt ja fast jedes Jahr für 5 Tage nach DK mit allen Kids (so ab 2 Jahren). Regel ist dort, das angerufen wird, wenn das Kind auch tagsüber sich nicht oder sehr schwer ablenken läßt.

*Blümchen*

Einmal habe ich ein 8jähriges Mädchen erlebt, dass so gefangen war in ihrem Heimweh, dass sie ihren Aufenthalt nicht mehr genießen konnte. Sie hatte keine Freude mehr an Aktivitäten und hielt nur noch meine Hand und weinte. Da habe ich die Eltern angerufen, die ich auch persönlich kannte, und habe gesagt, dass es keinen Zweck mehr hat. Sie sind dann "mal eben" über Nacht 12 Stunden nach Südfrankreich gefahren, um sie abzuholen. Sobald ihre Eltern da waren, war alles gut und sie hat zu Hause ganz begeistert von ihren Ferien erzählt. Als sie etwas. älter war, waren alle elternfreien Reisen völlig unproblematisch... Nur ich, ich erinnere mich noch sehr lebhaft ;)

Cosima

Hallo Mirjam,

im Probenlager meiner Tochter gibt es dann einen gaaanz speziellen Anti-Heimweh-Tee und während des Teetrinkens natürlich Aufmerksamkeit Gespräch und Co.
Die besondere Aufmerksamkeit heilt schon fast alles weg.  ;)

LG Cosima

Sweetkofski

Zitat von: Cosima am 27. Januar 2016, 21:47:30
Hallo Mirjam,

im Probenlager meiner Tochter gibt es dann einen gaaanz speziellen Anti-Heimweh-Tee und während des Teetrinkens natürlich Aufmerksamkeit Gespräch und Co.
Die besondere Aufmerksamkeit heilt schon fast alles weg.  ;)

LG Cosima

finde ich supergut, weil das den Kindern auch psychologisch eine Möglichkeit gibt wieder rausukommen aus der Heimweh-Spirale  :thumbsup:

bellami

ich war mit 9 das erste mal allein in der ferienbetreuung in italien und mir hat es super gefallen. ich hatte kein heimweh, erinnere mich aber, dass einige im zimmer immer geheult haben, wenn post kam! fuer mich damals unverstaendlich....bin in der beziehung ziemlich einfach gestrickt!  ;D

und ich glaub, meine maedels, besonders die grosse, sind aehnlich! die rufen noch nicht mal an, wenn sie irgendwo sind und 'vergessen' uns ganz!  :P
mit flo 24.06.05 und fay 02.11.07

Sorrah

Zu meiner Kindheit gab es ,,Heimwehtropfen" aus einer kleinen geheimnisvollen Flasche.
Sie haben immer geholfen  ;)

Sorrah

HappyMom

So richtig habe ich das noch nicht erlebt mit meinen Kids.

Meine Tochter war im letzen Sommer zur Strohübernachtung im Reitstall für 3 Tage angemeldet. Da sie erst 5 Jahre alt war und alleine noch nie woanders übernachtet hat (ausser bei Oma) haben wir es einfach mal ausprobiert.
Am Ende des zweiten Tages (was eigentlich schon ein Wunder war bei meiner Tochter) rief mich die Reitlehrerin an und sagte, A. will nach Hause, sie weint, will nicht essen und lässt sich nicht mehr ablenken bzw. trösten. Erst als sie erfahren hat dass ich sie abholen komme, war sie wie ausgewechselt.
Da der Reitstall nur 1km weit weg ist von uns, war das kein Thema, ich hab sie abgeholt und gut war. Zuhause hat sie mir dann den wahren Grund genannt für ihr Heimweh: Ihr war es nachts zu kalt in der Scheune obwohl sie einen dicken Schlafanzug, dicken Schlafsack und eine richtige Matratze auf dem Stroh liegen hatte. Sie wollte sich einfach nur aufwärmen in der warmen Wanne und dann im warmen Bett.

Ich denke, die Leiter haben da ein Gespür dafür, wann es Zeit ist zu handeln und einzugreifen. Und echtes Heimweh macht sich deutlich bemerkbar