Hilfe bei schwererziehbaren Schülern

Begonnen von nokiland, 28. Juni 2012, 16:38:04

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nokiland

Hallo und einen schönen Tag....

Kurz gesagt: Ein Kind in der dritten Klasse terrorisiert Schüler und Lehrer. Er ist einmal sitzen geblieben, klein und schmächtig von Statur, hemmungslos.  Im traut man durchaus zu, dass er mit einem Messer auf Mitschüler losgeht. Zwei Muttis wollen bereits ihre Töchter von der Schule nehmen und umziehen, weil der "kleine Fiesling"  sie drangsaliert. Letztens sagte der Kleine zu einem Mitschüler (1 Kopf größer und 20 Kilo schwerer): "Wenn Du nicht spurst, jagt mein Vater Dich und tötet Dich!".
Zum Vater: Einmal sagte er  im Beisein der Klassenlehrerin (Elternbesuch) zu seinem Sohn: "Das ist eine Frau und auf Frauen musst Du sowieso nicht hören!". Oder er bot einem anderen Kind an es "platt" zu machen,  wenn es seinen Sohn ärgert.
Die Mutti sitzt im Rollstuhl und kann nichts bewirken, der Sohn hat kein Respekt.
Die Lehrer meinen, sie hätten keine Handhabe. Das Jugendamt greift angeblich erst dann ein,  wenn ein Vorfall zu verzeichnen ist.  Einen "Vorfall" sehe ich jedoch schon in der massiven Bedrohung eines anderen Schülers, wie oben erwähnt ("mein Vater tötet Dich"), begründet. Das kann schon ordentliche Angstzustände in dem betroffenen Schüler auslösen.  Nicht etwa unbedingt  die Idee, dass der fremde Vater so etwas machen könnte, sondern dass der "Rabauke" solche "Geschütze" auffährt und möglicherweise selbst mit einem Messer auftaucht.
Was können Lehrer und Eltern gegen solche Kinder machen? Gespräche mit dem Vater sind sinnlos. Was tut man am besten, wenn das Jugendamt vermutlich die Ohren und Augen schließt? Noch ging keine Meldung an das Jugendamt, .... weil alle der Meinung sind das Jugendamt schreite sowieso nicht ein. 

Bettina

Hallo,

das ist ganz schön harter Tobak, den du da von der Schule berichtest.

Handhabe hat man aber schon. Zum einen würde ich über das Schulamt und den Schulpsychologischen Dienst gehen, auch und gerade mit den Lehrern und zum anderen kann bei konkreter Bedrohung sehr wohl Anzeige erstattet werden. Auch gegen Kinder. Das wird dann zwar nicht verhandelt, aber es wird aktenkundig und JA und Co werden dann auch drauf angesetzt, wenn sich das häuft.

Viel Erfolg und vielleicht kann dem Kind ja geholfen werden. Denn das scheint mir ebenso sehr Fürsorge nötig zu haben wie die Mitschüler.
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Pünktchen

Wo ist denn diese Schule? Welcher Regierungsbezirk?

Jugendamt kann wirklich nicht so schnell eingreifen. Das Problem, was auch Sozialvereine (Schulsozialarbeiter, Don bosco, Caritas...) haben ist, dass es sich hier um eine Grundschüler handelt und diese erst ab der fünften Klasse eingreifen können. Aber trotzdem mal dort nachfragen. Vielleicht haben die noch Ansprechpartner an der Hand. Ich würde um einen Elternabend bitten, indem das Problem besprochen wird und nach Lösungen gesucht wird. Dort sollte auch die Schulleitung anwesend sein.

Es gibt spezielle Schulen mit dem Förderschwerpunkt Erziehung. In eine solche Schule könnte man den Schüler "verweisen". Wichtig ist ab jetzt schon die konkrete Situationen zu dokumentieren. Datum, Zeitpunkt und detalierter Ablauf.

Ihr könnt ansonsten noch den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst aktivieren. Diese können einen Mitarbeiter schicken, der Stundenweise das Kond aus dem Unterricht nimmt und fördert. Es gibt sicher einen Grund, dass der Junge so aggressiv ist.

Und immer wieder beim Jugendamt und den Sozialarbeitern der Polizei melden.

nokiland

Hallo,

erstmal vielen Dank für die Antworten. Die Schule ist in Leipzig, aber es ist keine "Brennpunkt-Schule". Nur unsere Klassestufe (3.Klasse) fällt dort auf. Bei dem Kind ist bereits ein erhöhter Förderbedarf festgestellt worden. Der Mobile Sonderpädogogische Dienst sollte eigentlich 1 Stunde pro Woche für das Kind da sein. Da der MSD aber völlig überlastet ist, kommen die nur sehr sehr selten.
Unsere Lehrerin hat es nur geschafft, das die Eltern dieses Kindes endlich einen Termin vom Psychiater vorgelegt haben. Ob dies was bringt ist allerdings fraglich, da es sicherlich Einzelsitzungen sind und das Kind Gruppenterapien braucht, weil es nicht Sozialfähig ist. Nun sagt unsere Lehrerin aber, das ihr die Hände gebunden sind. Mehr kann die Schule den Eltern nicht vorschreiben. Was sind eigentlich die Kriterien, damit man ein Kind von der Schule werfen kann? Ist das wirklich so schwer?

Das nächste unserer Probleme ist: Es ist nicht das einzige verhaltensauffällige Kind in unserer Klasse. Es gibt noch 2 weitere. Bei dem Mädchen ist nun schon eine Sozialarbeiterin ständig zu Hause. Der Junge lässt sich ständig von dem furchtbaren o.g. Kind provozieren, weil er einfach nicht damit umgehen kann.
Noch dazu kommt, das die Klasse ab nächstes Schuljahr wieder mit der parallel Klasse zusammengelegt wird und dort auch noch 2 Kinder drin sind, die vom MSD betreut werden. Es wird dann also eine Klasse mit 29 Kindern, von denen 5 verhaltensauffällig sind. Kann uns vielleicht noch jemand einen Tip geben, was wir als Eltern machen können, damit diese Klasse nicht zusammengelegt wird? Bei dieser Konstellation wird es für die Kinder sehr schwer sein, überhaupt noch etwas zu lernen.
Vielen Dank schonmal für die Antworten...

zuz

Ich würde mich Bettina anschließen.
Was ich machen würde: Die Eltern sollen Protokoll führen über die Vorfälle, so genau wie möglich (was hat der Junge wann genau gesagt oder getan und in welchem Zusammenhang). Auch die Lehrer sollten das machen und ALLE pädagogischen Maßnahmen ausschöpfen (Verweise, Verwarnungen, Mitteilungen an Eltern, Disziplinarausschuss etc. etc.)
Es ist wichtig, dass man etwas in der Hand hat, wenn man handeln will.
Dann kann man damit zum Jugendamt und auch zur Polizei gehen. Jawohl, auch dahin, je vernetzter, desto besser. Die können nämlich mit ganz anderen Mitteln nachforschen, ob z.B. gegen den Vater etwas vorliegt und da evtl. auch präventiv einschreiten. Da geht es auch um so Dinge wie z.B. Waffenbesitz. Beides, also JA und Polizei, ebenfalls protokollieren.

Wegen der Klassenzusammenlegung: Wer entscheidet das und weshalb? Da muss auf jeden Fall der Dienstweg eingehalten werden, also Beschwerde immer an die nächsthöhere Stelle. zunächst wahrscheinlich Schulleitung, dann MB usw. Immer wenn einer ablehnt, kann man zur nächsthöheren Stelle gehen. Dafür ist es eben sinnvoll, solche Protokolle zu haben, möglichst von vielen unterschrieben, damit man etwas in der Hand hat.

Außerdem gibt es bestimmte Regelungen, z.B. darf ein Schüler erst der Schule verwiesen werden, wenn vorher alle anderen Maßnahmen nachweislich nicht gegriffen haben.

nokiland

Hallo "zuz",
meine Frau ist gerade beim Elternabend, wobei es um das Thema geht.
Mal eine Frage: gegen wem ist bei der Polizei eine Anzeige zu richten? Kann man Kinder anzeigen, oder eher die Eltern?

Gegen den Vater wird eventuell etwas vorliegen. Er kommt aus Hamburg und dem damaligen Milieu (Türsteher).  Aus der Klasse war einmal eine Mama zu Besuch bei ihnen . Sie sah eine Waffensammlung, unverschlossen. Auch der Sohn erzählt in der Schule herum, dass sein Papa Waffen und Munition hat. Doch das muss nicht unbedingt ganz richtig sein, Kinder können eventuell nicht Schreckschußwaffen von "echten" unterscheiden.

Zusammenlegung: Bei uns entscheidet das (glaube ich) die Direktorin. Meine Frau weiß das sicher besser als ich und wird sich hier dazu auch noch melden.

zuz

Polizei: Ich würde nicht unbedingt Anzeige erstatten, sondern einfach mal hingehen und die ganze Situation schildern. Auch das mit der offenen Waffensammlung ( :o). Die wissen dann schon, was zu tun ist. Würde mir das aber schriftlich geben lassen, dass Du da warst, für alle Fälle. Wenn sie Dir raten, Anzeige zu erstatten, kannst Du das immer noch tun, ich glaube aber nicht, dass es dafür ausreicht. Immerhin ist ja noch nichts vorgefallen. Aber die nehmen solche Befürchtungen (normalerweise) schon ernst.

Petra

Hallo,

also das erste ist mal Eure Haltung. Das Kind erfährt wahrscheinlich selbst einen nicht sehr liebevollen Alltag oder wächst in einem Umfeld auf, in dem Gewalt bagatelisiert wird. Das ist erst mal sehr sehr traurig, weil jedes Kind will erst mal geliebt werden. Dieses Kind wird zumindest von den Schulkammeraden / Lehrern / Eltern nicht gemocht oder anerkannt. Also der Junge scheint ein massives Problem zu haben...

Eure Einstellung ist im ersten Wurf das was ihr machen solltet. Sprich Ihr zeigt klare Grenzen auf, Eure Kinder zeigen Grenzen auf. Sie sind nicht hilflos.. Sie sind dann Opfer wenn sie eingeschüchtert sind. Sprich man kann durchaus in Kursen Kindern lernen, wie sie sich selbstverteidigen, selbst schützen können. Das sind Themen, die man parallel auch mit den Lehrern besprechen kann, vielleicht auch über die Schule präventiev hier schon Maßnahmen ergreifen kann. Es geht nicht darum jetzt lauter kleine Schläger heran zu ziehen. Sondern darum, dass die Kinder in der Lage sind sich zu schützen und vor allem WISSEN, dass sie sich wehren können. Denn und das ist das wahrscheinlich wichtigste, die Angst verlieren.

Das 2. ist, natürlich müsst ihr zum Jugendamt gehen. Am besten alle! Das Jugendamt ist in der Verpflichtung... weniger im Schulalltag sondern mehr in dem was das häusliche angeht. Und offene Waffen, bagatellisierte Gewalt usw. sollten ausreichen.

Und natürlich geht ihr auch zur Polizei. Ihr weißt auf diesen Sachverhalt hin, das ist eine Straftat (offene Waffen) und das geht dann seinen Weg. Da müsst ihr gar nicht viel machen. Je mehr da auftauchen, desto besser.

Das 4. und letzte was ihr machen könnt ist, mit der Schulleitung und Klassenleitung sprechen. Eure Befürchtungen schildern gerade in Bezug auf die neue Klassenbildung. Auch hier - präventiev arbeiten. Schaun wie kann ich den sog. "Problemkinder" helfen und wie kann ich die anderen schützen bzw. ihnen zeigen, dass sie sich selbst schützen.

Zum Abschluß möchte ich noch sagen, "Problemkinder" kommen nicht so auf die Welt. Sie sind vielleicht in IHrem Ausdruck nach Liebe seltsam oder haben es nicht gelernt ein sozialverträgliches Verhalten aufzubauen... aber es sind KINDER, die Hilfe brauchen. Wenn man diese Kinder in diesem Alter schon abstempelt und in eine Schublade steckt, dann bleiben sie dadrin und werden die Erwartungen erfüllen... sprich tatsächlich irgendwann kriminell werden.
Wenn man sie dagegen fördert - liebt - ermuntert und vor allem fordert, dann entstehen erstaunliche Dinge. Dann bricht ganz schnell der innere Kern heraus ... Ist nicht Eure Aufgabe als Eltern ... aber es hilft, das Kind mit anderen Augen zu sehen. Im Kern will dieses Kind genau wie Dein Kind geliebt werden....

Liebe Grüße
Petra