'Gedicht' mit Betonung (3.Klasse)

Begonnen von Scully75, 09. Oktober 2014, 08:44:36

« vorheriges - nächstes »

Scully75

hier soll ein 'Gedicht' auswendig gelernt werden. Die Kinder sollen dabei die 'richtige' Betonung verwenden...

Erstmal finde ich es schonmal schwierig ein Gedicht zu wählen, was sich so gar nicht reimt. ... und zweitmals habe ICH keine Ahnung, was man hier am besten betonen sollte...

Hat uns wer einen Tip?  ;)

Oktober

Es kommt eine Zeit
da fragen wir uns
Was soll denn nur werden

Die Luft schmeckt
so bitter

Die Vögel sind
über alle Berge

Der Nebel macht
die Häuser bleich

Die kleine Tiere gehen
unter der Erde spazieren

Aufs Dach trommeln
Kastanien

Wir müssen ins Haus zurück
da hält uns der Regen gefangen

s-:) :P ;D

Honigbluete

Hui, das ist wirklich komisch... Ich würde es so betonen, als wären es normale Sätze mit Kommata. Zwischen den Absätzen eine etwas längere Pause. Es soll wohl einfach nicht runtergeleiert werden...

~ Oma Netti ~

Sehe es wie Honigblüte und möchte mal sagen, dass das ein saudoofes Gedicht zum Auswendig-Lernen ist.  s-:)

Scully75

ja ist schräg finde ich...
und genau, pures Auswendiglernen und runterleiern ist ihr ein Dorn im Auge...stimmt  S:D ;D
Wenn ich das aufsage klingt es schon seltsam...  :P ;D mal sehen, wie ich das Maren schmackhaft machen kann.... :-\

Scully75

da bin ich ja beruhigt, dass nicht nur ich das so blöööööde finde  s-:) ;D

scarlet_rose

#5
Ich finde das Gedicht recht gut zu lernen. Kurze, sinnige Sätze und inhaltlich verständlich.
Reime sind nicht alles ;)
Ich finde das kann man richtig, richtig schön aufsagen und lesen  ???

Betonung:

Oktober Pause

Es kommt eine Zeit (Stimme hoch, kurze Pause)
da fragen wir uns
Was soll denn nur werden (Betonung auf werden)

Die Luft schmeckt (keine Pause, direkt weiter)
so bitter (Betonung auf bitter)

Die Vögel sind (wieder direkt weiter, keine Pause, wenn,dann nur leicht angedeutet)
über alle Berge (Betonung auf alle, alle gerne etwas "länger gezogen")

Der Nebel macht (Nebel etwas lang gezogen)
die Häuser bleich (Betonung auf Häuser, bleich etwas leiser sagen, wirkt geheimnisvoll)

Die kleine Tiere gehen (Betonung auf kleine, keine Pause)
unter der Erde spazieren (Betonung auf Erde oder unter)

Aufs Dach trommeln (Betonung auf Dach)
Kastanien

Wir müssen ins Haus zurück (Betonung auf Haus, schneller sprechen)
da hält uns der Regen gefangen (Betonung auf Regen, langsam sprechen)

Anders gesagt:
Innerhalb der Strophen keine Pause zwischen den Versen, zwischen den Strophen immer eine kurze Pause. Die inhaltlich wichtigen Worte betonen und das Ende der Strophen als solches Markieren (Stimme runter)
[Login or Register]g[/img][/url]

Scully75

Danke Scarlett...

ich hab da echt absolut keinen Sinn für, was da im Satz wichtig sein sollte, und was nicht...  ;D

wir versuchen es mal so, wie du es vorgeschlagen hast...

für mich ist es einfach nichts halbes und nichts ganzes.... Gedichte, die Kinder aufsagen sollen (mich mal eingeschlossen  ;D) müssen sich reimen...

scarlet_rose

Ein Reimgedicht richtig zu betonen ist auch nicht einfacher, nur glauben viele, es reicht den Reim zu betonen, dadurch wird es aber nicht richtiger  ;)
[Login or Register]g[/img][/url]

Honey

Ich finde es gut zu lernen und finde, Scarlet hat es schon gut erklärt.  :)
~ The Love Inside You Take It With You. Swayze & Family Comes First. Sandler ~
 

~ Wir machen uns die Welt, widdewidde wie sie uns gefällt ~

deep_blue

Ich finde das ganz wundervoll, habe mich auch direkt darin zu Hause gefühlt. Und darum geht es, das Fühlen dieser Worte. Fühlt man sie, gibt man sich die Mühe zu verstehen, was will der Dichter/die Dichterin uns mit an die Hand geben, was ist seine/ihre Intention, dann kommt die Betonung von ganz alleine. :)

Scully75

#10
find ich aber für achtjährige wirklich schwierig sich da reinzufühlen... ich geh mal sehr davon aus, dass Maren mit 'Worte sanft betonen o.ä.' (ein Wort leiser, ein Satz schneller, ein Satz langsamer, Wörter dehnen) im Moment nicht viel anfangen kann...
Aber ich lass es nachher mal auf nen Versuch ankommen...  ;)

Scully75

ist wohl echt ne Geschmackssache... bin da wohl nicht wirklich lyrisch veranlagt  ;D
Zitat von: scarlet_rose am 09. Oktober 2014, 09:24:17
Ein Reimgedicht richtig zu betonen ist auch nicht einfacher, nur glauben viele, es reicht den Reim zu betonen, dadurch wird es aber nicht richtiger  ;)

deep_blue

Scully, oh ja, da hast Du natürlich recht, eine 8 Jährige "fühlt sich" da sicher anders rein. ;D

Ich war jetzt einfach mal von mir aus gegangen wie ich meiner Tochter oder meinem Sohn, das Erlernen dieses Gedichtes versuchen würde näher zu bringen. :)

bellami

Genau dieses Gedicht hatte flo am dienstag in ihrem heft stehen. und ich hab sie gefragt, ob sie es geschrieben hat und keinen Punkt und Komma machen möchte.   S:D

Mir gefällt es nicht und auch nach dreimaligem lesen konnte ich mich nicht hineinfuhlen.

Flo musste es zum Glück nicht lernen. Ich wünsche maren viel Spaß und Erfolg.
mit flo 24.06.05 und fay 02.11.07

Scully75

meine Tochter muss ab sofort JEDEN Monat ein Gedicht auswendig lernen (letztes Jahr waren es im höchstfall 5 im gesamten Jahr und ja, die haben sich alle gereimt und waren nicht sehr tiefgründig  ;))...
Wenn es noch öfter welche in dem Stil werden, werde ich mir wohl wieder bei euch Rat holen müssen, bis ich das Prinzip verstanden habe  :-*

scarlet_rose

Das muss Liam auch! Jeden Monat 1 Gedicht.
Das erste war letzte Woche "Septembermorgen".

Klar muss ein Kind nicht alles umsetzen wie ein Erwachsener, war mir schon klar aber etwas davon schon, vor Allem, wenn man es vorspricht. Ihr schafft das ;)
[Login or Register]g[/img][/url]

Meph

hier auch- ein gedicht pro monat...
[Login or Register]

Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
1DfyhRV3c7nRGPQuF4PdMkhJYtqE3BmSzW

~ Oma Netti ~

 :o :o :o

Hier noch nie ein Gedicht.
Aber bin ich froh drum, ich hasse Gedichte auswendig lernen, abfragen usw.  :P
Und dann auch noch so blöde Gedichte, die sich nicht mal reimen. Nee, mog i net.

Nipa

#18

zuz

Scarlet und Nipa, toll erklärt.
Bestimmt haben sie im Unterricht auch was zum Herbst gemacht und wie man sich da fühlt. Dass man weniger rausgeht (was Kinder ja pos oder neg empfinden können, entsprechend würde ich auch die Betonung wählen). Dass man zur Ruhe kommt. Und alles ein wenig trist wird.
Ist sicher von Kind zu Kind unterschiedlich, aber ich wüsste nicht, warum eine 8-Jährige sich da nicht reindenken sollte. Jahreszeiten machen sie doch schon ab Kindergarten, auch mit den entsprechenden Gefühlen. Frag sie doch mal, ob sie eher traurig ist, dass sie nicht mehr ins Freibad kann oder sich auf die heimelige Zeit eher freut. Wie sie die Herbstfarben findet. Dann kommt sie schon mal zu einer gefühlsmäßigen Einstellung zum Herbst. Und dann würde ich unter dem Aspekt das GEdicht anschauen: Geht es dem Autor auch so wie ihr? Sieht er es anders? Ist das Gedicht eher traurig oder fröhlich, bzw. an welchen Stellen? Und dann kommt man schon von allein auf die Betonung.

Ich finde das Gedicht übrigens auch sehr schön.

Bei dem Vers mit dem trommeln würde ich evtl. trommeln statt Dach betonen.

dragoness

Ich finde das toll, dass die Kids Gedichte lernen müssen und das Gedicht gefällt mir auch sehr gut. Unsere musste in der 4. Klasse "Die Weihnachtsmaus" von James Krüss auswendig lernen und das ist nicht gerade kurz, dafür aber witzig. Die Stimmungsgedichte finde ich selbst sehr sehr schön und denke auch, dass ein Kind, dass den Zauber von Weihnachten versteht, auch den Zauber der Natur empfinden kann ;-)

Solar. E

Hier wars in Klasse 4 "Der Herbst steht auf der Leiter". Ich muss sagen, ich finds für den Anfang auch einfacher, ein Gedicht zu nehmen, welches sich reimt.  :P

Wobei: Mein Zweitklässler hat diese Woche ein Blatt bekommen, auf dem sechs kurze Gedichte stehen. Er muss sich eins aussuchen und dieses bis nächste Woche können. Und was hat er sich ausgesucht? Ein kurzes, welches sich nicht reimt und welches in MEINEN Schädel partout nicht rein will  S:D ;D Ich hätte da eher "Bunt sind schon die Wälder" genommen. Aber gut, er kann es und das ist die Hauptsache.

Und was ich hassen gelernt habe, ist der Ribbeck im Havelland von Fontane (auch wenn ich Fontane sonst sehr gerne mag). Den musste meine Tochter lernen, blieb immer an der gleichen Stelle hängen und das tagelang. Wah.  :P

Fliegenpilz

Zweite Kindergartenjahr (sprich Kinder sind 4 - 5 Jahre alt) und zu gestern mussten sie auswendig lernen:

Fünf Finger stehen hier und fragen:
Wer kann wohl den Apfel tragen?
Der erste Finger kann es nicht,
der zweite sagt: Zu viel Gewicht!

Der dritte kann ihn auch nicht heben,
der vierte schafft das nie im Leben!
Die fünfte Finger aber spricht: Ganz allein? So geht das nicht!
Gemeinsam heben kurz darauf fünf Finger diesen Apfel auf.

Ich kann es jetzt auch :D ;D 8)

Den Herrn von Ribbeck musste ich auch damals in der 3. oder 4. Klasse lernen - und der sitzt bis heute!

jewa

Ribbeck hatte Mäusi auch irgendwann in der Grundschulzeit. Bis es bei ihr saß, saß es auch bei mir.  :)
Ich finde Gedichte ganz toll, aber reimen müssen sie sich schon (dann ist es doch viel einfacher).
Wir hatten mal eines mit Hexen und ihren Zaubersprüchen à la "Hexibadzidicksido" und dann "Schnubbelbexihicksiho" das war auch blöd zu merken, als den richtigen Zauberspruch an der richtigen Stelle. Kind konnte es, aber Mama nicht...  s-:)
[Login or Register]

Das Leben wäre viel einfacher, wenn ich dich nicht getroffen hätte.
Es wäre nur nicht mein Leben.

Papa

Erst mal: ich finde die Erklärung von Scarlet sehr gut (auch wenn ich es ein wenig anders vortragen würde, aber das ist ja individuell).

Ich finde normalerweise gereimte Gedichte auch schöner. Aber sie bergen beim Vortragen die große Falle, sich vom offensichtlichen Sprachrhythmus und dem Reim zum typischen Leiern verleiten zu lassen. Wenn ich gereimte Gedichte vortrage, versuche ich mich ein Stück vom Reim zu lösen und die Sinnzusammenhänge oder Bilder deutlicher zu machen. Das führt dazu, dass oft "über den Reim hinweg" gesprochen wird, wobei der Sprachrhythmus schlüssig sein muß. Ich genieße (gereimte) Gedichte, wo sich das zwanglos ergibt.

Das angeführte Beispiel finde ich aber dennoch schön. Es bietet schöne, nachvollziehbare und dichte Bilder. Und es ist eine gute Möglichkeit, sich im Vortrag eben gar nicht erst vom Reim verführen zu lassen - es ist keiner da.

Das Auswendiglernen von Gedichten finde ich wichtig.
1. Ein guter Vortrag erfordert das Auswendiglernen. (Oder zumindest fast Auswendig, also den Text nur noch als Stütze.)
2. Die Beschäftigung mit guter Sprache formt die eigene Ausdrucksweise.
3. Gedichte können so schön sein!
4. Gedichte sind eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken, und das werden die Kinder in ein paar Jahren brauchen.
5. Das Auswendiglernen an sich wird trainiert und im besten Fall eignet sich das Kind eine gute Lernmethode dafür an - die individuell durchaus verschieden ist. Von diesen Lernmethoden profitiert es dann später.
Gruß vom Papa!

Tochter geboren 2008
Sohn geboren 2010