Was ist noch normal ?

Begonnen von soulsister, 07. September 2012, 17:02:05

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soulsister

Hallo,

Meine Frage oder Fragen an euch betreffen meinen Stiefsohn. Ich weiss, dass viele gleich wieder sagen werden, misch dich nicht ein, das geht nur die Mutter und den Vater an, aber ich mache mir Sorgen und hätte eben gerne einen Rat.

Erst mal die Situation:

Mein Mann hat drei Kinder, 16, 14 und 13 Jahre alt. Die beiden älteren Kinder sind Mädchen und leben bei uns. Die 14 jährige nun seit einem Jahr und die 16 jährige schon seit mehr als 4 Jahren.

Nur der Sohn meines Mannes lebt noch bei seiner Mutter.

Nun gibt es einige Dinge die uns in der letzten Zeit aufgefallen sind und über die wir uns Gedanken machen.

1. Er schläft jede Nacht im Bett seiner Mutter, obwohl er ein eigenes Zimmer hat.

2. er wird momentan immer dicker, 15 kg in drei Monaten

3. bei uns ist er ein ganz lieber normaler Junge, manchmal lustig frech, meistens eher ruhig. Seine Mutter hat nun Hilfe zur Erziehung angefordert, weil sie mit ihm nicht mehr fertigt wird. angeblich lügt er nur noch, ist sehr frech zu ihr und gehorcht absolut nicht mehr.

4. War uns auch noch sehr Sorgen macht, ist sein Verhalten anderen Menschen gegenüber. Er scheint Angst vor ihnen zu haben. Er traut sich nicht in einem Geschäft etwas selbst zu kaufen, er wagt es nicht jemanden etwas zu fragen, wenn wir jemand besuchen, den er noch nicht so gut kennt, weicht er kaum von der Seite seines Vaters, versteckt sich sogar hinter ihm. Manchmal habe ich das Gefühl er benimmt sich wie ein 5 jähriges Kind.

Wenn er zum Beispiel auf einen Spielplatz gehen möchte und da ist bereits ein Vater mit seinem Kind oder so, dann wagt er es nicht dort zu spielen. Er wagt es nicht einmal alleine an diesem Platz vorbei zu gehen, da macht er lieber einen Umweg von 10 min  nur um nicht an fremden Menschen vorbei gehen zu müssen. Ich kann das nicht so gut erklären, aber es schreckt mich sehr.

Was meint ihr zu diesen einzelnen Punkten ?  Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand einen Rat geben könnte. Vielleicht sehe ich ja auch etwas was gar nicht da ist, vielleicht ist das ja auch normal in seinem Alter. Keine Ahnung.

zuz

Hab jetzt grad nciht so viel Zeit, wollte aber nicht einfach wegklicken.
Also nur kurz: Ich denke, Du beurteilst das wohl schon richtig. Ich finde nicht, dass es noch normal klingt. Für mich klingt es so, als hätte ihn die Mutter quasi als Partnerersatz sehr, zu sehr an sich gebunden. Hat sie denn einen neuen Partner? Ich vermute mal fast, nicht, oder?  :-\
Dass man mit 13 schüchtern und ein wenig linkisch ist, ist normal, aber das klingt ja schon richtig gehemmt.
Von daher trau ich mich auch gar nicht, Dir da Tipps zu geben, außer den, professionelle Hilfe zu suchen, denn für mich klingt das so, als ob es schon da hingehört.
Das kann ja auch erstmal ohne den Jungen sein.
Es gibt in allen halbwegs mittelgroßen Städten so Beratungsstellen, außerdem Kinderschutzbund, das wären jetzt mal so meine Anlaufstellen, wo man sich mal kostenlos informieren kann, welche Schritte evtl. möglich wären.

Alles Gute!

soulsister

Hallo,

das Problem ist, dass die Mutter Angst hat, dass dieses Kind auch noch zum Vater ziehen möchte. Daher tut sie alles um ihn an sich zu binden, viele Geschenke, nur McDonalds zum Essen gehen usw.

Die beiden Mädchen sind vor allem auch deshalb weg, weil sie von der Mutter nicht mehr als Kleinkinder behandelt werden wollten, sondern eben ihrem Alter gemäss.

Sie dürften bis jetzt nie alleine zu Hause bleiben, auch tagsüber nicht, bekommen kein Taschengeld, müssen spätestens um sechs daheim sein, auch im Sommer, und bisher als die Tochter noch dort war, musste man auch um punkt acht im Bett sein. Das war natürlich für eine 14-jährige nicht zu ertragen.

Es gibt noch viele Dinge bei der Mutter, die nicht so toll laufen, aber das ist hier nicht das Thema. Ich will  hier auch nicht auf der Mutter rumhacken, sondern einfach nur dem Jungen helfen.

Die Mutter hat schon einen Freund, besser gesagt, einen festen Freund und immer wieder mal andere. Sie meint dass der Mann, mit dem sie momentan zusammen ist, nicht der richtige ist, weil sie sich auf ihn nicht verlassen könne.

Meine Stieftochter, die immer wieder mal zu ihrer Mama fährt ( die älteste hat vollkommen den Kontakt abgebrochen ), meint, die beiden würden nur streiten und Mama würde viel weinen.

Die Mutter ist auch in Behandlung wegen rezidivierenden Depressionen.

Es ist eben auch schlimm für den Jungen, dass er jetzt ganz ohne seine Schwestern sein muss. Er ist sicher oft sehr einsam, in den letzten sieben Jahren hat er ja so quasi seine ganze Familie gehen sehen. Papa, und dann eine Schwester, und dann noch eine Schwester. Geblieben ist eben nur Mama.

Hier bei uns wenn er ist, dann ist er ein ganz normaler kleiner Junge. Manchmal ein wenig lustig frech, manchmal sehr in sich zurückgezogen. wir sind eine sehr große Familie, da ich auch noch eigene Kinder habe ( sind nun aber schon ziemlich groß ), und hier gehört er dazu.

Ja, ich werde mich mal beraten lassen, oder besser gesagt wir werden dass. Denn mein Mann ist ja der Sorgeberechtigte. Ich hoffe sehr, dass man helfen kann.

Viele Sorgen macht es mir auch, dass der Junge mit 13 Jahren noch täglich bei Mama im Bett schläft. So wird er sich nie vom Kleinkindverhalten lösen.

zuz

Das klingt alles nicht gut  :-\ Sie bürdet ihm nun quasi die Verantwortung für ihr Glück auf :-[ Und er ist absolut in der Zwickmühle, wenn er auch gehen will.

juliecke

Spricht er mit seinem Vater über sein Leben im Allgemeinen, sprich seine Wünsche, Dinge, die ihn stören? Erkennst du die Verhaltensangaben der Mutter auch im Umgang mit ihm wenn er bei Euch ist?

Pfeiffer

So ne Ferndiagnose ist schwer, ich kann mir aber vorstellen, dass es für den Jungen sehr schwer ist: Sein Vater ist weg, seine Schwestern sind weg, womöglich hat er Angst, dass er ach bald weg muss. In dem Falle würde er die Tage mit seiner Mutter als gezählt ansehen, was erklären könnte, dass er sich sehr an sie klammert.

Alles in allem halte ich es (wie gesagt, eine Ferndiagnose, das ist nie einfach!) für möglich, dass er extreme Probleme mit der ganzen Patchworksituation hat und zum einen nicht weiß, wie er das artikulieren soll, und vielleicht nicht einmal weiß, was ihn eigentlich beschäftigt.

Eine Möglichkeit wäre es, dass er Kontakt zu einem Kindertherapeuten bekommt, die haben da Erfahrung, und vielleicht kann er sich einem Fremden gegenüber besser ausdrücken, der weiß, wie er mit dem Jungen reden muss. Wendet euch doch mal an den Schulpsychologen / die Schulpsychologin, vielleicht weiß der/die einen Rat?!?