Wenn das Kind ausrastet

Begonnen von Muddi, 04. September 2015, 19:18:26

« vorheriges - nächstes »

Muddi

Hallo zusammen!
Ich bräuchte mal eure Erfahrung und Tipps..

Meine Tochter (2,5 Jahre, pfiffig und sprachlich weit entwickelt) ist ein willensstarkes und energisches Kind. Wir haben schon einen großen Teil einer heftigen Trotzphase hinter uns.
Seit ein paar Tagen aber dreht sie durch. Einfach so. Ohne Grund. Wie eben beim Trinken ihres geliebten Kakaos. Auf einmal schmeisst sie den Becher hin und brüllt, beisst in den Tisch oder Stuhl oder sonst was, haut, tritt, schlägt um sich, haut den Kopf auf den Boden, teilweise schreit sie bis zum Erbrechen. 
Wenn ich das alles ignoriere (sofern sie gerade nicht jemanden oder sich weh tut), wird sie noch aggressiver. Bei früheren Trotzanfällen habe ich das Zimmer verlassen u ihr immer wieder angeboten, dass sie zu mir kommen kann, wenn sie sich beruhigt hat. Das hat ganz gut geklappt. Aber jetzt dreht sie ganz durch. Klammert sich an mich. Aber ich kann sie doch nicht in den Arm nehmen u diesem Verhalten so viel Beachtung schenken!? Ich hab bisher dann immer nach dem Trotzen getröstet u mit ihr gesprochen.
Ich verstehe sie gerade gar nicht. Und das passiert scheinbar alles ohne Grund.
In ein paar Tagen muss ich ins Krankenhaus zum
Kaiserschnitt für das Geschwisterchen. Ich weiß gerade nicht weiter. Hat jemand ähnliches erlebt? Tipps? Ist das noch normales Trotzen?

Honigbluete

Du hast den Grund am Ende selbst genannt, die anstehende Geburt. Die Kleinen haben extrem feine Antennen für Gefühlslagen, spüren Veränderungen und die Sorgen der Eltern.


Hubs

Nimm sie in den Arm und schenke ihr, dem verunsichertem kleinen Kind Liebe und Aufmerksamkeit.  Sie hat Gefühlsausbrüche weil sie verunsichert ist. Sie macht das nicht aus Trotz oder um Dich zu ärgern.
Ich hab meinem erstem Sohn vor der Geburt seines Bruders erklärt,  dass ich seine Ängste und Bedenken verstehen kann, dass ich mich auch frage wie alles wird, aber weiß dass ich ihn immer lieben werde.
Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

hallihallo

Hochgradig verzweifelt die kleine Maus  :-[

Muddi

Meint ihr wirklich sie nimmt das so stark mit? Dabei reden wir so viel mit ihr über das Geschwisterchen und alles drum rum.
Wie kann ich ihr helfen? "Nur" da sein? Das alles macht mir dann ja bald noch mehr Angst vor der Zukunft zu viert.

Nellie

Mein jüngerer Sohn ist 2 Jahre und 8 Monate alt und zur Zeit auch neben der Spur. Er schläft noch schlechter als sonst, klammert an mir, weint ohne einen für mich erkennbaren Grund und ist super schnell frustriert. Die Gründe liegen für mich auf der Hand: ich bin hochschwanger und sein Geschwisterchen kann jederzeit geboren werden. Dazu steht ein Umzug an, er weiß das ohne es im Detail zu verstehen. Das sind super viele Veränderungen für ihn. Bei seiner Tagesmutter werden 3 neue Kinder eingewöhnt, ein guter Kumpel ist weg und das stresst ihn zusätzliche die Unruhe dort, die Veränderungen. Und er merkt auch, dass es seinem großen Bruder körperlich nicht gut geht und wir als Eltern uns Sorgen machen. Das überfordert so einen kleinen Knopf natürlich total. Was da hilft ist es meinen Knopf ganz fest in den Arm zu nehmen, zu trösten und ihm zu sagen, dass ich seine Ängste verstehe und ihn immer lieben werde.
Deine Kleine ist wegen der Geburt ihres Geschwisterchens sicher tief verunsichert, hat Angst dich zu verlieren und spürt sich auch deine Sorgen/Ängste/Unsicherheit beim Gedanken an ein zweites Kind. Zeig ihr einfach, dass ihr das zusammen schafft und dass du sie nicht hängen lässt. Denn egal für wie pfiffig sie ist: sie ist 2,5 Jahre alt und ein kleines Kind, dessen Welt sich in wenigen Tagen von Grund auf ändern wird. Das ist schon hart, wenn du verständnisvoll an ihrer Seite stehst. Wenn du das nicht tust, muss es der blanke Horror sein :-[
Mit der Zeit wird sie merken, dass ein Baby nicht den Weltuntergang bedeutet. Aber das kann dauern. Und beschleunigen kann man das meiner Erfahrung nach nicht.

Nellie

Reden über das Geschwisterchen ist sicher gut, aber hat dich Reden in deiner ersten Schwangerschaft wirklich auf die Herausforderung Mutterschaft vorbereitet? Hattest du das Gefühl durch Gespräche alle Sorgen und Ängste los geworden zu sein?

Also ich nicht! Und ich war fast 26 beim 1. Kind und nicht erst 2,5 ;)

Hubs

Hubs mit den beiden Buben *04/2009 *01/2012



How could anyone ever tell you, you were something less than beautiful?
How could anyone ever tell you, you were less than whole?
How could anyone fail to notice, that your loving is a miracle?

Nicole!

Wo  wird deine Tochter sein, wenn du im Krhs bist?

Nimm sie in den Arm und zwar mit der Haltung: Ich liebe dich!
Versuch, in dem Moment nichts anderes zu denken als diese drei Worte und warte, bis sie sich beruhigt hat. Manchmal dauert das eine ganze Weile...

Wenn der Nachwuchs da ist, gib der Großen das Gefühl, du brauchst ihre Hilfe, ohne sie schaffat du es nicht, dich um das Baby zu kümmern. Dann hat sie eine Aufgabe, sie spürt, dass sie auch weiterhin ihren Platz in der für sie neuen Welt hat.

Alles Gute für die nächsten Tage!
kleiner Adler 05/2010
kleiner Rabe 03/2012

Fliegenpilz

Zitat von: Muddi am 04. September 2015, 23:31:11
Meint ihr wirklich sie nimmt das so stark mit? Dabei reden wir so viel mit ihr über das Geschwisterchen und alles drum rum.
Wie kann ich ihr helfen? "Nur" da sein? Das alles macht mir dann ja bald noch mehr Angst vor der Zukunft zu viert.

Auch zu viel Reden kann einfach Ängste auslösen. Jetzt wird schon so viel über das Geschwisterchen geredet, dabei ist es noch gar nicht da - welchen Raum nimmt es also ein, wenn es erst einmal da ist? Die große Schwester sieht - absolut ohne Grund in euren Augen - ihre Position gefährdet, ihre Familie im Umbruch. Das sind absolut rationale Ängste einer 2,5jährigen!

Sweety

Zum einen ist da das kommende Kind und zum anderen... ja, sie ist halt zwei... ;)

Normal.

Das beides gemeinsam kann fürchterliche Verzweiflung auslösen.

Und ja, wenn sie es zulässt, solltest du ihr beistehen, sie trösten, für sie da sein, ihr auch versichern, dass du da bist.
Warum denn nicht?

Stell dir vor, du bist so verzweifelt oder auch wütend, dass du mit dem Kopf gegen den Fußboden haust, weil du trotz sprachlicher Fertigkeiten nicht ausdrücken kannst, was du fühlst, was du willst, weil du vielleicht gar nicht so genau weißt, was du willst und was du fühlst, weil es dich überrollt, weil es dich mitnimmt und du nichts dagegen tun kannst... was würdest du dir wünschen?
Ignoriert zu werden? Ernstlich?

Und wenn sie keinen direkten Trost zulässt in dem Moment... dann gib ihr das, w a s sie zulässt. Sie braucht es jetzt dringend.

Zitat von: Christiane am 05. September 2015, 11:46:15
Zitat von: Muddi am 04. September 2015, 23:31:11
Meint ihr wirklich sie nimmt das so stark mit? Dabei reden wir so viel mit ihr über das Geschwisterchen und alles drum rum.
Wie kann ich ihr helfen? "Nur" da sein? Das alles macht mir dann ja bald noch mehr Angst vor der Zukunft zu viert.

Auch zu viel Reden kann einfach Ängste auslösen. Jetzt wird schon so viel über das Geschwisterchen geredet, dabei ist es noch gar nicht da - welchen Raum nimmt es also ein, wenn es erst einmal da ist? Die große Schwester sieht - absolut ohne Grund in euren Augen - ihre Position gefährdet, ihre Familie im Umbruch. Das sind absolut rationale Ängste einer 2,5jährigen!

Absolut.
Dazu kommt, dass die Erweiterung eurer Familie ihr Leben, ihre Welt, wie sie sie kennt, auf den Kopf stellt. Alles ändert sich. Nichts ist so, wie es mal war.
Verkrafte das mal.
Für euch war das freiwillig und eine bewusste Entscheidung.
Für sie nicht.
Sie muss es einfach mitleben.

Hab Verständnis. Ihre Welt wankt gerade. Und egal, wie sprachgewandt sie für ihr Alter ist... das k a n n sie nicht formulieren, weil es ihr vermutlich gar nicht bewusst ist. Aber deshalb ist es nicht weniger real.

Und sei nachsichtig, wenn sie eifersüchtig ist, wenn das Kleine da ist. Egal, wie sich das äußert. Durch Wut aufs Geschwisterchen oder Wut auf euch.
Es steht ihr zu. Sie darf das.

Carren

Hallo, du solltest der kleinen klar machen das du sie trozdem lieb hast auch wenn sie ein Geschwisterchen bekommt es ist. Sie zeigt dir ihre Angst weil sie nicht weiß was jetzt genau passiert sie muss Mutti ja dann teilen.

Das dies aber auch sehr schön sein kann musst du ihr zeigen, ich habe mit meiner Tochter die Babysachen eingeräumt das Bettchen gemeinsam mit ihr bezogen sie durfte für ihren kleinen Bruder was kaufen als er geboren wurde wir haben das zusammen eingepackt vor der Geburt, sie durfte es natürlich auspacken als er da war :)

Mach jetzt noch ein paar Ausflüge mit ihr seih einfach für sie da und geb ihr das Gefühl das du sie lieb hast. Sie weiß sich nicht was sie anders machen soll sie hat einfach Angst.
Ein Schritt in die richtige Richtung kann auch ein Schritt zurück sein.