Mein Sohn (4 Jahre) verhält sich sehr aggressiv

Begonnen von Mutter_aus_Leidenschaft32, 11. Mai 2012, 17:50:00

« vorheriges - nächstes »

Was mache ich nur falsch?

Wie soll ich mit ihm umgehen?
4 (100%)
Wie soll ich ihn bestrafen?
0 (0%)

Stimmen insgesamt: 4

Mutter_aus_Leidenschaft32

Was mache ich nur falsch?

Mein Sohn  Pepe (4 Jahre) reagiert zurzeit sehr aggressiv und trotzig, wenn er zu wenig Aufmerksamkeit bekommt oder etwas nicht nach seinem Kopf geht. Abgesehen von seiner Aggressivität  ist er ein sehr aufgeweckter, lieber, offener und aktiver kleiner Kerl mit viel Energie, doch  wenn er seinen Willen nicht durchsetzen kann, fängt er an um sich zu schlagen und schreit hysterisch. Dieses Verhalten verschlimmerte sich besonders nach der Geburt meiner Tochter (Merle, 1 Jahr).  Ihr gegenüber verhält er sich in gewissen Situationen aggressiv und teilweise abweisend und im Kindergarten ging er bei Streitigkeiten schon auf andere Kinder los und kratzte, trat oder schubste. Ich fühle mich so hilflos und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll :'(! Ist er einmal am Toben lässt er sich nur schwer beruhigen. Wenn er etwas will, sagt er es fast immer in einem fordernden Ton und zwingt mich damit ihm zu geben, was er will. Zurzeit  vermehren sich seine Ausraster  und der Alltag mit Pepe wird für mich immer anstrengender und stellt langsam eine psychische Belastung für mich und meinen Partner dar. Wenn er ausrastet versuche ich sehr ruhig und geduldig zu bleiben. Probiere dann ihn mit Fürsorge und Liebe zu beruhigen, was meistens auch klappt, aber das Ausrasten kann ich so nicht verhindern. Wenn er Aufmerksamkeit von mir oder meinem Partner bekommt, ist er friedlich und ausgeglichen, aber sobald ihm irgendwas nicht passt, wird er aggressiv, schreit, weint, wirft sich auf den Boden oder schlägt um sich. Was habe ich nur falsch gemacht?  Was ich noch beim Spielen beobachte ist, dass er gerne die ,,bösen" Rollen übernimmt. Er spielt das böse Gespenst, nicht das gute, er will ein böser Kämpfer sein, kein guter und seine Spielkameraden möchte er in seiner Rolle wehtun, einsperren oder töten. Er verhält sich beim Spiel mit seinen Freunden jetzt nicht aggressiv, übernimmt aber gerne die Rolle einer ,,bösen" Figur. Ist das normal? Habe doch immer versucht ihm alles zu geben, was er möchte und war stets eine sehr fürsorgliche, liebevolle und geduldige Mutter. Könnte das nur eine Trotzphase sein, die wieder vergeht?

Würde mich freuen über eure Erfahrungen und Tipps im Umgang mit Aggressionen bei Kindern in diesem Alter  :)

Grüße Romina

Once

Hallo Romina,

hm. Das mag jetzt profan klingen aber: hast Du ihn denn schon mal gefragt, was ihn so wütend macht? So wirkt es nämlich auf mich als Leserin. Er scheint unheimlich wütend zu sein. Wenn Du nun schreibst, dass es seit der Geburt seiner Schwester so ist, dann läge ja die Vermutung nahe, dass er sich ersetzt fühlt, nicht mehr "Mamas Liebling" ist und nun Deine Liebe mit einem zweiten Geschwisterkind teilen muss. Vielleicht brauch er mehr Bestätigung in seiner Rolle als großer Bruder, Beschützer. Jemand der in seiner Rolle unverzichtbar ist?

Habt ihr manchmal auch Zeit allein?

Pedi

Wieviel Zeit verbringst Du nur mit ihm -also ohne seine Schwester? Vielleicht fehlt ihm die alleinige Aufmerksamkeit :)

Wie läuft denn der Alltag bei Euch ab?
04/2008
02/2012
01/2015



*Unser Sternenmädchen wurde am 24.02.14 in der 19. SSW still geboren.Wir werden dich nicht vergessen!

lisa81

Hallo,

ich kenne das Verhalten von unsrer Großen und mittlerweile auch von vielen anderen. Meist zwar gar nicht zur Geburt der kleineren, aber zu der Zeit, in der diese mobil werden. Um den ersten Geburtstag der Kleinen war ich nervlich auch auf dem Tiefpunkt  :-\

Tip hab ich leider keinen. Ich genieße die Zeit mit meiner Großen, aber ich muss sagen, dass es bei uns keine grundsätzliche Verhaltensänderung gegeben hat, wenn ich mehr Zeit mit ihr allein hatte. Und was du zu deinem Verhalten schreibst, finde ich gut  :)

Hier wird es besser, seit die Kleine mehr versteht. Sie ist jetzt eher Spielgefährte als Konkurrent. Die beiden streiten sich immer noch genug, die Große ist insgesamt nicht mehr das kleine brave Mädchen, das sie mal war. Aber im Grunde bin ich nicht so traurig, dass sie sich nicht mehr alles gefallen lässt.

zuz

Huhu,

also erstmal: Dass Jungs "böse" Rollen spielen, ist ganz normal (sagt mein Mann, der nun wirklich so gar nicht aggressiv ist ;)). Aber ich würde mit ihm darüber sprechen, warum er so sein will. Oft ist es ja so, dass Jungs in dem Alter so stark wie Papa sein wollen, das aber noch nicht können. Von daher kannst Du (oder noch besser Dein Mann) mal mit ihm sprechen, was echte Kerle eigentlich so ausmacht. Damit er merkt, dass da ganz andere Dinge dazugehören. Ich würde ihm seine Rollenspiele lassen: Er darf gern den Bösen spielen, wenn dabei gewisse Regeln nicht verletzt werden.

Zweitens: Meine Bewunderung dafür, dass Du meist ruhig bleiben kannst in solchen Situationen!

Was mir auffiel: Du sagst, er zwingt Dich mit seinem Ton, ihm nachzugeben. DAS würde ich nun nicht tun. Ich würde schon vorher ansetzen: Er will etwas, sagen wir, Du sollst was vorlesen (also etwas, was Du auch grad tun willst oder kannst). Aber er sagt es im falschen Ton. Dann würde ich darauf Bezug nehmen: Ich les Dir gerne vor, aber Dein Ton gefällt mir nicht. Ich muss nämlich nicht Deine Befehle ausführen, sondern ich tu Dir einen Gefallen, wenn ich vorlese. Sag es doch noch mal freundlicher.
Wenn es etwas ist, was Du ihm grad nicht geben kannst/willst (sagen wir ein Eis vor dem Essen), dann bleib dabei. Sag, Du verstehst, dass ihm das grad schwer fällt, er es unbedingt will, aber Du kannst das leider nicht erlauben, weil Du für ihn die Verantwortung hast. Fertig und keine Diskussion.

Wenn er so wütend wird und ausrastet: Klar musst du erstmal unterbinden, dass er anderen weh tut. (machst Du ja auch). Hinterher würde ich aber mit ihm reden: Ihm erstmal sagen, was überhaupt mit ihm los war (er war ganz wütend). Ihn fragen, warum er so wütend war. Und dann mit ihm zusammen eine Lösung finden.

Was sind denn die Auslöser für seine Wut? Weißt Du das, kannst du da ein Muster erkennen?

Ansonsten schließe ich mich den anderen an: Klare Regelungen, was Exklusivzeit angeht, auch was Räume angeht - er braucht einen Freiraum, wo die kleine Schwester ihn nicht nerven kann. Und auch Spielsachen: Hat er die Möglichkeit, Sachen zu definieren, die die Schwester nicht haben darf?

Davon abgesehen: Versuch mal, ihm die Bedürfnisse der Schwester (jeweils konkret in der Situation) klarzumachen: Wenn sie Sachen durcheinanderbringt, ist sie eben grad neugierig und auf Entdeckertour. Denn ein 4-Jähriger versteht noch nicht, warum Babys das machen, für sie ist das nur erstmal nervig.

Mutter_aus_Leidenschaft32

Großes Dankeschön für die interessanten Ratschläge :). Einige Punkte sind wirklich hilfreich. Vor allem durch das Schreiben im Forum konnte ich mein eigenes Verhalten reflektieren und sehe, dass ich ihn möglicherweise zu sehr verwöhne und ein wenig konsequenter im Umgang mit ihm sein muss und klare Ansagen und Regeln bei ihm wichtig sind. Nur so kann ich wahrscheinlich seine Ungeduld und seine Sturheit einzudämmen.  Ich denke auch, dass Pepe mit der Zeit akzeptieren wird, dass Merle nun mal da ist und er meine Liebe mit ihr teilen muss. Versuche in Zukunft meine Aufmerksamkeit  und die meines Mannes gerecht auf beide Kinder zu verteilen (soweit das möglich ist), denn ich denke ich habe Pepe vor allem nach Merles Geburt zu wenig Beachtung geschenkt. Die Idee, dass ich ihm mehr Bestätigung in der Rolle als großer Bruder geben sollte, finde ich klasse.  Zudem darf man nicht vergessen, dass sich Pepe ja erstmal an die Kleine gewöhnen und sich in seine neue Rolle als Bruder einfinden muss. Wenn Merle dann auch das Sprechen richtig beginnt, wird er sie bestimmt auch als Spielkameradin sehen und die Gesamtsituation bessert sich.  Möchte auch auf jeden Fall mehr mit ihm über Merle und ihre Bedürfnisse als Baby sprechen, dass er versteht wenn ich mit Merle beschäftigt bin. Denke ich werde versuchen mir mehr Zeit mit ihm alleine zu nehmen, damit nicht immer Merle im Mittelpunkt steht.  Was mir noch eingefallen ist, um Pepes Aggressionen zu bändigen, ist Kindersport. Was meint ihr dazu? Vielleicht muss er sich mehr auspowern, dort seine Energie loswerden, anstatt in den Ausrastern. Habt ihr noch andere Techniken, um ihn zu beruhigen?

Merja

Hallo,

mir fiel vorallem das auf:

Zitat von: Mutter_aus_Leidenschaft32 am 11. Mai 2012, 17:50:00
Probiere dann ihn mit Fürsorge und Liebe zu beruhigen, was meistens auch klappt, aber das Ausrasten kann ich so nicht verhindern. Wenn er Aufmerksamkeit von mir oder meinem Partner bekommt, ist er friedlich und ausgeglichen,

Das bedeutet er kann sich durch sein aggressives Verhalten von Dir Liebe und Führsorge holen. Eine stärkere Bestätigung kannst Du ihm fast schon nicht mehr geben. Ich würde versuchen ihm gerade dann besonders viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen wenn er sich so verhält wie Du es möchtest, also gerade wenn er  sich verträglich und sozial verhält, wenn er gute Laune hat und wenn er lieb zu seiner Schwester ist. Gerade dann sollte er für Euch "sichtbar" sein. Natürlich muss man ein Kind trösten wenn es ihm schlecht geht, jedoch würde ich ihm hier eher Grenzen aufzeigen, mich ggf. sogar aus der Situation herausnehmen und ihn allein wüten lassen. Wenn er sich beruhigt hat und reden möchte, kann er wieder am Familienleben teilhaben. Es ist auch das was die Gesellschaft machen würde: Wer aggressiv ist wird gemieden. Klappt aber auch wirklich nur wenn er ansonsten die Aufmerksamkeit bekommt die er braucht, aber das hast Du ja schon selbst so erkannt.
Mit Tochter (7 Jahre) und Sohn (Julibaby 2012)

zuz

Merja: Hm... ich würde ihm dann aber zumindest signalisieren, dass ich für ihn da bin, sobald er aufhören kann zu hauen. Danach darf er gerne wieder Aufmerksamkeit haben. Ich denke, das braucht er dann auch, um runterzukommen. Dass die Gesellschaft einen meidet, stimmt schon. Aber da geht es um Erwachsene, die ihre Gefühle schon kontrollieren können. Ein 4-Jähriger braucht dazu oft noch seine Eltern, um wieder runterzufahren, er kann das oft nicht von alleine. Deshalb sollte die Mama schon als Hilfe parat stehen.
Ich würde aber die Aufmerksamkeit auch nicht direkt auf sein negatives Verhalten legen. Sondern auf das positive direkt danach. Und sei es, dass er nur noch schreit, nicht mehr tritt/haut etc.

Merja

Ja, ich schrieb ja auch dass trösten oft gebraucht wird nur denke ich sollte es nicht dahin führen dass er sich seine ungeteilte Aufmerksamkeit und Führsorge durch so ein Verhalten holt. Er sollte es bekommen wenn er gerade in besserer Verfassung ist. Es gibt ja viele Kinder die wirklich ausrasten um die Aufmerksamkeit zu bekommen die sie brauchen. Es ging mir um eine "Tendenz" nicht darum ihn komplett zu ignorieren wenn es ihm schlecht geht. Vielleicht ist das mißverständlich rübergekommen.
Mit Tochter (7 Jahre) und Sohn (Julibaby 2012)

zuz