Ist "DAS" die Trotzphase

Begonnen von Mr.Fritz, 05. Oktober 2011, 22:44:47

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Mr.Fritz

Hallo Forum.

Mein (Vater) Sohn ist jetzt 3J5M. Dann gibt es noch meine Tochter mit 1J und meine Frau :)
Bis vor knapp einer Woche war er das liebste Kind auf Erden. Es gab so gut wie nie Streit, er war immer folgsam, ausgeglichen, lieb, ging ohne murren ins Bett, etc, und wenn ich/wir 1x in der Woche streng sein mussten, war das fast schon viel. Auch wenn ich mit ihm z.B. beim Einkaufen war fragte er mich an der Kasse, ob er einen Lutscher bekommen könnte - mal gab es auch einen und wenn nicht, dass war es für ihn auch OK. Da kam dann z.B. der Kommentar "Vielleicht beim nächsten mal..."
Vor 6 Wochen kam er dann in den KiGa. OK, die ersten zwei Wochen waren schwer für ihn, mit Tränen beim verabschieden etc. Aber wir haben uns da für die Eingewöhnung extra viel Zeit genommen und mittlerweile ist er dort "gut angekommen" und fühlt sich sichtlich wohl.
Seit rund 1 Woche hat sich aber sein Verhalten vor allem zu Hause schlagartig(!) um 180 Grad gedreht - und das nicht langsam, sondern von 1 Tag auf den anderen. Er ist zwar zu anderen Kindern nicht böse o.ä. aber
1) er hört meist auf gar nichts, was wir sagen
2) häufig reagiert er auch gar nicht, wenn wir was sagen, er ignoriert uns dann total
3) macht er seit neuestem, wir sagen: Ja-Nein-Spielchen (z.B. will er alleine sein, dann gehe ich, bin ich 5sec aus dem Zimmer, will er das ich bei ihm bin, geh ich wieder rein, wil er wieder alleine sein usw usw) Und das nicht nur nur beim Zimmer sondern gefühlt bei JEDER Aktivität, die so im Laufe eines Tages ansteht
4) Wenn ich oder auch meine Frau dann aber streng/konsequent sind (und das können wir beide sehr gut - ich meine auch angemessen, d.h. ohne zu brüllen, ohne zu schlagen, wir haben uns da zu 99,9% unter Kontrolle. Auch sind die Strafen unseres Erachtens für das Kind nachvollziehbar, z.B. verbieten wir ihm nicht das Fernsehen am nächsten Tag o.ä. sondern die Strafe folgt unmittelbar - so nach dem Motto Ursache->Wirkung), dreht er total durch. Es folgen dann Schreianfälle (ich wusste gar nicht, dass mein Sohn so laut brüllen kann), Heulattacken und wildes um-sich-schlagen/-treten.

Die Kindergärtnierin meinte, dass die Trotzphase i.d.R. erst so ab 4J losgeht, aber da sind wir ja noch 7M entfernt. Wir sind momentan einfach total verunsichert, was mit ihm los ist - er ist für uns nicht wieder zu erkennen  :(
Vor allem der urplötzliche Wandel macht uns einfach nachdenklich?!?!
Tut ihm evtl. etwas weh?
Liegt es am KiGa?
Machen wir etwas falsch? (Das glaube ich zwar nicht, aber irgendwann macht man sich einfach solche Gedanken)

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Und wenn das die sog. Trotzphase ist - wieso kommt die quasi über Nacht (das ist nicht übertrieben)


Freue mich über jeden Tipp/Erfahrungsbericht

Liebe Grüße, Alex

Bettina

Nachdem ich die Frage gelesen habe, dachte ich zu allererst "Wenn er/sie fragt, dann ist sie es!"  S:D

Und beim lesen des ersten Abschnittes dachte ich spontan ... Oh, da seid ihr aber spät dran  ;D.

Ja, es sieht ganz so aus und das Verhalten ebenso wie den plötzlichen Wandel kenne ich so 1:1 von meinem Sohn  ;).

Deine letzten Fragen (tut ihm was weh, ist es der Kindergarten, machen wir was falsch) würde ich einfach mal komplett mit Nein beantworten. Klingt alles irgendwie ... normal.

4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Bomelo

Hallo.

Ich würde auch sagen: willkommen in der Trotzphase  S:D

Und ich finde auch, ihr seid sehr lange verschont geblieben. Mein Sohn ist 2,5 Jahre und schon recht lange in dieser Phase. Mal mehr, mal weniger. Und es kam auch quasi über Nacht. Aber zu eurer Beruhigung: Es bleibt (meistens) nicht die ganze Zeit über so schlimm.

Bei meinem Sohn gibt es schlimme Phasen (mehrere Tage am Stück oder auch mal nur einen Tag) und dann wieder bessere Phasen. Es schwankt und bleibt von der Intensität her nicht immer gleich.

der beste große Bruder der Welt :-*
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2620 Gramm, 47 cm, 100% Wunder :-*
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mausebause

Ich schließe mich an - seid froh, zuallererst einmal, dass ihr so lange verschont wart!  ;)
Bei uns fing das auch mit ca. 2 Jahren an und seitdem immer mal wieder, mal mehr mal weniger heftig!
Also ich denke auch, alles ganz normal - und wenn er jetzt neu im KiGa ist, kommt er schätzungsweise jetzt sowieso vermehrt mit so Sachen heim...

guest1886

Ich kann den anderen nur zustimmen. das sieht ganz nach Trotzphase aus.
Allerdings seid ihr echt lang verschont geblieben. Bei meiner Ronja ging das etwa vor 1-2 Monaten los, also mit gut 2,5 Jahren.

Einen Rat kann ich euch leider nicht geben, aber es wird auch wieder besser werden. Es gibt gute Tage und schlechte Tage....tage an denne man meint, es sei vorbei und tage an denen man das gefühl hat, das Kind fängt mit dem aufwachen an zu zornen und hört erst beim einschlafen wieder auf. Aber das gehört leider alles dazu.

deine Fragen, ob es an euch liegt, etc würd ich jetzt auch mal alle mit nein beantworten.

ich wünsche euch gute Nerven und Geduld. :)

Alchemilla

 :)
Mein Sohn hat auch mit 2,5 Jahren angefangen seinen eigenen Willen zu erproben.  :)
Natürlich konnte er das noch nicht in "angemessener Form" und hat sich in Wutgebrüll bis hin zu körperlicher Aggressivität hineingesteigert. Da hilft nur Konsequenz aber auch liebevolles Begleiten, Verständnis und vor allem: Keine nachträglichen Strafen. Wenn die Wut verraucht ist, muss es auch auf beiden Seiten wieder gut sein.

Die ersten Monate im Kiga waren der Horror (für mich). Nach gelungener Eingewöhnung ging er sehr gerne. Wenn ich ihn abholte kam er mir freudestrahlend entgegen, wollte auf den Arm und sobald wir am Auto waren, brach er quasi zusammen.
Nicht einsteigen wollen, nicht aussteigen wollen, heulen, hauen (immer nur mich), Zwergenaufstand pur  s-motz
Er war so müde und erschöpft von den ganzen Eindrücken, dem langen Tag, der sozialen Interaktion, dass er zuhause Dampf abgelassen hat. Außerdem war er chronisch müde, da er mittags nicht schlief und abends kaum zur Ruhe kam. Ich hätte ihn manchmal am liebsten verkauft.  ;) Aber für ihn war es halt auch nicht einfach. Fast jeden Tag gab es einen Eklat (Mama wird mit Autos beworfen) gefolgt von einem Heulanfall (manchmal auf beiden Seiten) und anschließendem Schluchzkuscheln auf Mamas Schoß.
Nach einigen Monaten war es vorbei. Er hatte sich jetzt richtig eingewöhnt, schlief nachts wieder ruhiger, kommt heute auch mit etwas weniger Schlaf aus da er älter ist und ist wieder ein (meist) fröhliches und umgängliches Kind.
Im Kiga gab es übrigens nie Probleme. Es hieß immer: Sehr sozial, höflich, fröhlich, kooperativ, etc. Da war er wohl so lieb, dass er es zuhause einfach nicht mehr konnte.
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Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten. (Wilhelm Busch)

JensseineSteffi

Ui, na das hört sich ganz so an wie bei uns zuhause :-)

Unsere kleine ist jetzt auch seit 6 Wochen im Kiga. Und seitdem ist hier auch die Trotzphase ausgebrochen. Wir erkennen unsere Tochter meist nicht wieder und zweifeln schon an uns selbst.

Es scheint also wirklich ganz normal zu sein  ;D

zuz

Ich kenne das auch. Der Kiga hat mein Engelchen über Nacht in ein sehr unausgeglichenes Trotzköpfchen verwandelt, es lief im Grunde so wie bei Euch, auch ähnliche Umstände - wir bilden uns auch ein sinnvoll zu erziehen  ;D
Ich denke, bei ihr war es so, dass sie im Kiga einfach ganz viel zurückstecken musste. Es ist nicht so, dass die anderen sie gehauen haben. Aber ein Beispiel, das  ich zufällig mitbekommen habe: Sie will "Arzt" spielen. Ein Junge springt begeistert dazu und will auch mitmachen, tut das auch objektiv auf ganz süße Art und Weise - aber eben anders, als meine Maus sich das so gedacht hat. Nun ist sie völlig gefangen - sie will ihn nicht vor den Kopf stoßen, will nicht nach seinen Ideen spielen, kann ihre aber auch noch nicht wirklich durchsetzen. Letzten Endes hat sie das völlig überfordert. Das war eine ganz harmlose Situation - von außen - aber für sie eben schwierig. Ich denke, sowas passiert im Kiga den ganzen Tag, die Kinder werden praktisch dauerfrustriert. Es dauert eine Weile, bis sie Strategien entwickeln, sich sinnvoll zu behaupten, bis sie richtig angekommen sind. Den ganzen Frust müssen sie natürlich loswerden - und, na klar, wo sonst wenn nicht zu Hause. Es spricht eher für Euch, dass er da alles rauslassen darf: Bei Euch traut er sich, er weiß, dass Ihr ihn lieb habt. Bei uns haben 2 Dinge geholfen - ganz banal: Konsequenz und Verständnis. Wir haben uns für die typischen Trotzsituationen detaillierte Pläne überlegt, wie wir jeweils reagieren und wie wir weitermachen, wenn sie Plan A boykottiert. Ganz klar, bestimmte Verhaltensweisen kann man eben einfach nicht tolerieren, da war das nötig. Sobald sie wieder "ansprechbar" war, haben wir sie eher getröstet und gaaaaanz viel mit ihr geredet, was wohl gerade so in ihr vorgeht. Und oft haben wir auch 5e gerade sein lassen. Klar, wenn sie wirklich aggressiv werden oder gefährliche Dinge tun, geht das nicht. Aber wenn das Abendritual mal nicht exakt so verläuft wie geplant, ist das nicht so schlimm.
Außerdem hatten wir ganz engen Kontakt zum Kiga und haben dann manchmal auch konkret mitbekommen, wenn was vorgefallen war und konnten sie darauf ansprechen. Das hat auch geholfen. Insgesamt eine sehr anstrengende Zeit, die mehrere Wochen angehalten hat. Aber dann hatte sie auch einen Riesensprung gemacht und seitdem ist sie wieder ganz ausgeglichen.
Ach ja, und die Bezeichnung "Trotz" finde ich immer recht negativ. Das klingt so, als müsste man gegen das Kind kämpfen. Uns hat eher die Sichtweise geholfen, dass das Kind ein Problem hat, das man gemeinsam lösen muss. Manchmal gegen den Willen des Kindes. Aber nie gegen das Kind.

Liebe Grüße und ein Bündel Nerven,
zuz

Mr.Fritz

Hallo zusammen.

Vielen vielen Dank für die vielen Antworten.

Wenn man(n) liest, dass es anderen ähnlich geht, dann relativiert sich alles plötzlich wieder. Mir haben die "Erfahrungsberichte" jedenfalls viel geholfen.

Danke nochmals,

Grüße an alle Stress-geplagten,

Alex