Antworten auf verzwickte Warum-Fragen...

Begonnen von schnakchen, 14. Dezember 2013, 20:43:30

« vorheriges - nächstes »

Bettina

@Papa: Das sage ich meinen Kindern auch. Dass es Menschen gibt, die dieses glauben und andere, die anderes glauben. Auch, dass ich das OK finde, dass das so ist. Deshalb kann ich vielleicht die Problematik nicht so ganz nachvollziehen, denn wenn ich nicht an Gott glauben würde, dann würde ich es meinen Kindern im Grunde vermitteln, wie einen fremden Glauben, eben mit dem Zusatz, dass ich das nicht so glaube oder glauben kann.

@zuz: Ich wäre da auch klar. Im Märchen gibt es Gut und Böse. Kinder können in ihrem Leben schon gut Entscheidungen treffen und allein und Hubs spricht da etwas sehr wichtiges an. Die Funktion von Märchen. Da geht es eigentlich gar nicht so sehr, jemanden oder etwas als böse hinzustellen, sondern es geht immer um die Möglichkeit, Lösungen zu finden, aus einer Not, in welcher Form auch immer, wieder heraus zu kommen. Und genau deshalb sind Märchen für Kinder so wichtig. Wenn du magst, schau mal in das Buch "Heilende Märchen für Eltern und Kinder". Das ist super gut erklärt, wie und warum Märchen funktionieren. Nicht nur bei Kindern.
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Sweety

Zitat von: Bettina am 17. Dezember 2013, 06:22:45
@Papa: Das sage ich meinen Kindern auch. Dass es Menschen gibt, die dieses glauben und andere, die anderes glauben. Auch, dass ich das OK finde, dass das so ist. Deshalb kann ich vielleicht die Problematik nicht so ganz nachvollziehen, denn wenn ich nicht an Gott glauben würde, dann würde ich es meinen Kindern im Grunde vermitteln, wie einen fremden Glauben, eben mit dem Zusatz, dass ich das nicht so glaube oder glauben kann.


So sieht das aus :)

SarkanaM

Gut/Böse-Thematik: Ich dachte am Anfang auch, dass man da ruhig von Anfang an feine Unterschiede deutlich machen kann und so handhaben wir es hier wann immer möglich auch.
Ich musste allerdings feststellen, dass zumindest mein Kind sich die Welt schone rstmal recht schwarz-weiß malt und sich darin zurechtfindet. ER begann irgendwann mit: "Das sind böse Menschen" - "das sind liebe Menschen".

Wir haben es erstmal so hingenommen und machen seine Welt jetzt Schritt für Schritt grauer und facettenreicher und ich habe den Eindruck, dass er damit viel besser zurechtkommt.
[Login or Register]

[Login or Register]

"In the age of information, ignorance is a choice."

scarlet_rose

@zuz:
Ich denke nun nicht, dass man einen unreflektierten Egomanen heranzieht, wenn man im Märchen Gut und Böse trennt. Im Gegenteil liegt hier die Problematik einfach anderswo.Selbst wenn man im Märchen die Hexe nicht als "das Böse" darstellt, wird ein Kind erstmal seine Position im Streit als die richtige empfinden, denn das Problem an der Stelle ist,dass die eigene Position nicht hinterfragt wird. Das wird aber nicht deswegen nicht hinterfragt, weil der Andere der Böse ist, sondern, weil man sich selbst schwer hinterfragen kann und will und es gerade für Kinder meist zu viel verlangt ist.
Ich finde das Eine hat mit dem Anderen hier rein gar nichts zu tun.
[Login or Register]g[/img][/url]

Sweety


Fliegenpilz


zuz

Sarkana: Kann ich absolut nachvollziehen. Ich glaube, mein Kleiner ist genau so. Meine Große aber nicht. Die hat mit 3 schon alles hinterfragt, vielleicht seh ich das auch deshalb so kritisch. Die hätte sich mit "Der ist halt böse" sowieso nicht zufrieden gegeben, sondern hat von Anfang an differenziert.

Bettina: Ich kenne einige der Argumente für Märchen, aber ich mag sie trotzdem nicht. Zum einen wegen genau dieser S/W-Geschichte, zum anderen auch wegen dem dort vermittelnden Menschenbild, v.a. Frauenbild. Für das Lösungen finden, für Ängste (auch ein pro-Märchen-Argument) gibt es genug Alternativen, finde ich. Ich finde Märchen erst sinnvoll, wenn die Kids genügend reflektieren können.

Scarlet: sich selbst hinterfragen? Naja, doch, auf eine einfache ARt bring ich ihnen das schon sehr früh bei. Z.B. indem ich die Position des anderen klarstelle, wenn es Streit gibt. Das geht schon mit 3.

scarlet_rose

#32
Ich habe nicht gesagt, man könne es nicht beibringen. Im Gegenteil! Nur sehe ich den Zusammenhang zwischen Schwarz-weißen Märchengestalten und Selbstreflexion.

Das meinte ich eben. Reflexion bringt man anders bei uns wird weder dadurch vermindert noch durch Verneinung des "Bösen" erleichtert.
[Login or Register]g[/img][/url]

Bettina

Märchen greifen gerade auf der emotionalen Schiene und eher wenig über das reflektieren können müssen. Mag wohl immer eine Streitfrage bleiben. Natürlich ist nicht jedes Märchen für jedes Alter geeignet.

Ich mag deshalb z.B. keine Märchenbücher mit Bildern/Illustrationen, wenn die Kinder noch zu klein sind. Sie sollen ihre eigenen Bilder haben. Und so denken sie sich oft ganz von selbst gute Seiten für die Bösen aus, wenn es ihnen nicht erträglich erscheint, dass jemand nur und ausschließlich böse ist. Die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm sind richtig toll *malwiederherauskramenmuss*
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Brombeere

noch mal zu den Zwergen: "Zwerg" war ursprünglich tatsächlich mal eine Bezeichnung für kleinwüchsige Menschen. Und: Bergleute waren (sehr früher) Kleinwüchsige. Und mancherorts trugen sie Zipfelmützen als Kopfschutz.

Fragen, die ich irgendwie verzwickt fand, zB:

"Warum ist Oma deine Mama?"

(auch aus nem Adventslied): "Warum kommt denn der Herr und warum nicht der Clown?"
(äh, Weihnachten ist der Geburtstag von Jesus und nicht vom Clown - "warum?")

10/2010
07/2012

Sweety

Ja Brombeere... aber früher gab es auch ganz offiziell Begriffe wie "Irrenanstalt" ;)

Bettina

Der Ursprung und die Herkunft von Zwerg und was das ist, war schon immer die Mythologie. Dass irgendwann mal das Wort Zwerg für Menschen benutzt wurde, mag, auch regional bedingt zwar sein, aber deshalb hat nicht das Wort Zwerg den Ursprung in der Bezeichnung für kleinwüchsige Menschen. Ein Zwerg ist eine kleine menschenähnliche Gestalt mit übernatürlichen Kräften. Menschenähnlich, nicht kleiner Mensch.
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

scarlet_rose

Ich bin wirklich und ganz ehrlich schockiert, dass man hier diskutieren kann, ob Zwerg nun für einen kleinen Menschen ok ist oder nicht  :-[ ehrlich....fassungslos  :-[ :-X


@warum kommt kein Clown:
Ich finde, man darf fragen auch entweder unbeantwortet lassen oder auch mal sagen, dass es eben so ist. Ich würde antworten, dass es ein christliches Fest ist, weil wir den Geburtstag von Jesus feiern usw. Wäre das nicht genug, gäbe es ein "weil es so ist".
[Login or Register]g[/img][/url]

schnakchen

kurz zu der Märchendiskussion - also entweder waren eure Kinder mit drei deutlich weiter als meins (bestreite ich nicht, kann ja sein), oder wir reden hier von älteren Kindern... aber wenn ich Märchen tatsächlich im Original vorlesen würde, statt sie etwas frei nachzuerzählen, käme ich schon über den ersten Satz nicht hinaus. Grad wollte sie "Brüderchen und Schwesterchen" lesen (wir lesen jeden Abend zwei Pixies), und das beginnt so:
"Brüderchen nahm sein Schwesterchen an der Hand und sprach: "Seit die Mutter tot ist, haben wir keine gute Stunde mehr; die Stiefmutter schlägt uns alle Tage und stößt uns mit den Füßen fort. Die harten Brotkrusten, die übrigbleiben, sind unsere Speise, und dem Hündchen unter dem Tisch geht's besser, dem wirft sie doch manchmal einen guten Bissen zu. Daß Gott erbarm, wenn das unsere Mutter wüßte! Komm, wir wollen miteinander in die weite Welt gehen.""


Würde ich das so vorlesen, kämen Fragen wie:
"Die MAMA ist tot?? Warum ist die Mama tot? Wo ist die Mama? Was ist eine Stiefmutter? Wo war nochmal die Mama? Und was ist eine gute Stunde? Wie schlägt man Tage? Warum schlägt die Stiefmutter das Brüderchen? Was sind Brotkrusten? Achso, Rinde. Ich esse gern Rinde!"
Mal abgesehen von den Ursachen-Fragen, WARUM die Stiefmutter die Kinderchen schlägt und ihnen nix zu essen gibt oder warum sie keine eigenen Kinder hat, warum die Kinder in den Wald laufen, wo es ja auch nix zu essen gibt usw.

Und das sind nur die ersten Zeilen, das Märchen wird dann ja noch sehr eigenartig, mit vergifteten Brunnen, der Verwandlung ins Reh, der Hochzeit im Schloss und ganz krass, wie dann die Stiefmutter das Schwesterchen umbringt, welches als Geist wiederkommt, sich dann in einen Menschen zurückverwandelt, während die böse Stiefmutter verbrannt und ihre böse Tochter von wilden Tieren im Wald zerrissen wird. Äh... schwierig.

Aber einfachere Sachen wie: "Die Prinzessin auf der Erbse" und "Dornröschen" kapiert unsere Maus - in meiner umgangssprachlich nacherzählten Variante - schon gut :)

@Brombeere
das mit dem Clown ist ja süß :) Aber gute Frage aus ihrer Sicht, man weiß ja nie!

lg

Bettina

Ich sag ja, dass nicht jedes Märchen für jedes Alter geeignet ist. Aber ja doch, ich würde das genau so vorlesen, bzw. lese sie am liebsten in der Urfassung vor.

Quinn war 1,5 oder 2 Jahre alt, als ich ihm "Der süße Brei" vorgelesen habe und er hat es geliebt. Ich musste es 3 oder 4 mal hintereinander vorlesen und er fand es toll, ist selig eingeschlafen.

Ich möchte auch schon, dass sie zuhören, wenn ich vorlese. Dazwischen Fragen stellen, darüber reden, dies und jedes diskutieren, das ist wie als wenn ich ins Kino gehe und jemand hält ständig den Film an. Gibbet nicht.
4+1 x Glück: 02/1998; 09/1998; 07/2006; 09/2008; 08/2011

Ann Kathrin Klaasen:"Ich hatte schon Freunde, da gab´s noch gar kein Facebook." Wolf:Ostfriesen-Feuer

Papa

Wir haben auch verschiedene Bücher mit Kurzfassungen von Märchen, Nacherzählungen, Bilderbücher über Märchen und so weiter. Ich muß sagen, dass ich die allermeisten davon nicht sehr mag. (Sie kommen aber aus unterschiedlichen Quellen trotzdem ins Haus und werden deshalb auch vorgelesen und angesehen...) In fast allen geht die Sprachqualität der Märchen verloren. In dem Bestreben, die heute nicht mehr gebräuchlichen Formulierungen an heutige Sprache anzupassen, wird meiner Ansicht nach oft sehr geschludert. Vieles scheint mir billig produziert. Oft ist das Märchen so kurzgefaßt, dass der Sinn entstellt wird oder gar nicht mehr erkennbar ist. Ich lese daher am liebsten die Originale. In den originalen Texten sind die Formulierungen extrem ausgefeilt. Jeder Satz, jede Satzstellung, jede Wiederholung trägt zur Bedeutung bei. So etwas nachzuerzählen oder zu modernisieren hat schon einen sehr hohen Anspruch, dem viele Kinderbücher meiner Ansicht nach nicht gerecht werden.

Unsere Kinder verstehen natürlich viele der alten Formulierungen nicht. Erstaunlicherweise fragen sie selten nach (beim lesen). Ich denke, sie nehmen es hin wie vieles, was Kinder nicht verstehen. Die Fragen kommen dann später, manchmal völlig ohne erkennbaren Zusammenhang. Daran merkt man, dass das Gehörte doch verarbeitet wird und sie sich das auch merken.
Gruß vom Papa!

Tochter geboren 2008
Sohn geboren 2010

Brombeere

Der süße Brei wird hier auch heiß und innig geliebt, Schneewittchen gefürchtet. Ganz alleine in den Wald - das ist wohl doch zu unheimlich. Märchen erzählen klappt besser als Märchen vorlesen.

Und stimmt, auf manche Fragen gibt es eben nur ein "weil das so ist".

@Zwerg: ich finde es spannend, welche Hintergründe/Ursprünge Mythologie hat. Nicht mehr, nicht weniger wollte ich ausdrücken.
10/2010
07/2012

zuz

Schnakchen, da sagst Du was! Das kommt nämlich finde ich auch noch dazu, dass die Märchen so kryptisch geschrieben sind. MEine Große, die wirklich sprachlich sehr fit war, hätte das mit 3 nicht verstanden. Und die ganzen emotionalen Beweggründe der Figuren sowieso nicht. Dazu kommt noch, dass vieles einfach unnötig Angst macht, wo diese noch gar nicht von selbst vorhanden wäre.
Und den Beitrag von Papa dazu finde ich auch toll! Schon allein aus diesen sprachlichen Gründen warte ich lieber, bis die Kinder älter sind, denn diese "verhunzten" Versionen finde ich auch schrecklich (gibt es auch von anderen guten Büchern, die nur scheinbar für Kinder sind, wie z.B. Kleiner Prinz).
Da weigere ich mich aber auch, das vorzulesen. Wenn sie es wollen, schauen wir die Bilder an und erzählen was dazu, aber vorlesen möchte ich das einfach nicht.

Zum Topic noch mal: Bei so absurden Fragen (wie dem Clown), die ja oft nur gestellt werden, damit das Gespräch weitergeht, finde ich es durchaus legitim, die Gegenfrage zu stellen, was das Kind denn glaubt. Oder eben ein: Ich weiß das auch nicht/ist halt so. Oder auch mal eine Quatschantwort zu geben.

Patrik

Ich würde auch ehrlich, aber nett auf die Fragen antworten. Lügen finde ich in dem Fall schwierig. Mich hat ein kleiner letzten gefragt, ob der krieg in Syrien schlimmer sei als der in Äygypten  :o!!!Woher hat der solche Fragen? Und dann hat er noch gefragt warum es überhaupt Krieg gibt und wie das so ist. Und dann hab ich halt den Fakt, dass die Menschen umgebracht werden damit ersetzt, dass alle ins Gefängnis kommen und habe ihm erklärt, dass man sich deshalb freuen muss, dass wir in Frieden leben und dass dass ganz wichtig ist etc.. Damit war er zufrieden und hat sich gefreut, dass er hier lebt :).

schnakchen

ohja, Gefängnis ist hier auch manchmal Thema, weil das in einem Pixie vorkommt (die Polizei sperrt die Ostereierdiebe ins Gefängnis). Ich erkläre das derzeit wie eine Art Auszeit - die Räuber dürfen aus dem Gefängnis nicht raus, sie sind eingesperrt. Aber nach einer Weile und wenn sie versprechen, keine Ostereier mehr zu klauen :) dürfen sie wieder raus.

Übrigens neue Frage von heute: was essen Fliegen?

Und eine jahreszeitliche Frage: was passiert jetzt mit unserem Weihnachtsbaum? Ich muss gestehen so konkret weiß ich gar nicht, was den Baum nach dem Flug in den Container erwartet... und viel spannender, wie erklärt ihr es den kids, was mit dem schönen und liebgewonnenen Baum passiert?

lg

Sweety

Zitat von: Patrik am 05. Januar 2014, 11:44:41
Ich würde auch ehrlich, aber nett auf die Fragen antworten.

Ich krieg das jetzt nicht gebacken, wie man Lügen vermeidet, indem man... ähem... schwindelt. Im Krieg geht es nunmal nicht darum, dass man massenhaft Leute einknastet.

Bei sowas bin ich ehrlich. Die blutigen Details spare ich aus, aber ja, doch... Krieg bedeutet, dass Menschen sich gegenseitig töten. Das weiß auch mein Dreijähriger. Der erfasst das noch auf einer ganz anderen Ebene. Der Tod ist für ihn noch nichts Endgültiges, aber prinzipiell hat er schon erfasst, dass der Tod außerhalb eines Rollenspiels den meisten Menschen als nicht sonderlich erstrebenswert gilt.

Was essen Fliegen? Na, das ist ja 'ne Frage für mich. Ich hol bei sowas einfach das Biolehrbuch raus und zeige. Bei Technikfragen holt mein Ingenieursmann auch knallhart seine Studienunterlagen und erklärt in kindgerechten Worten, was da Phase ist.

Weihnachtsbaum... hier bei uns werden die gesammelt für das Osterfeuer. Da sind wir also fein raus und können das prima erklären. In der Erklärung wird das Wort "Party" vorkommen und schon ist unser großer Sohn einwandfrei zufriedengestellt ;D

scarlet_rose

Fliegen sind Allesfresser. Sie fressen alles, was sich für sie aufsaugen lässt. Von kleineren Insekten, Kot, alles, was wir essen, pflanzliche Nahrung usw...

Christbaum: kommt auf die Deponie und dort wird er zerheckselt und dann wartet er auf seine Versorgung.

@Krieg: auch hier würde ich sagen, was Sache ist, Menschen werden getötet.
[Login or Register]g[/img][/url]