3jährige treibt mich in die Verzweiflung

Begonnen von tanja258, 18. Oktober 2012, 09:39:04

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tanja258

Hallo miteinander,
meine 3jährige Tochter treibt mich in die Verzweiflung. Wo es geht provoziert sie und testet massiv aus, wie weit sie gehen kann. Meist hat sie auch noch ein freches Grinsen im Gesicht  S:D! Wenn sie etwas nicht darf, haut und tritt sie um sich, schlägt Türen zu, wirft Gegenstände an die Wand usw. Sie wird richtig wütend und schreit wie am Spieß.
Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Meine große Tochter (6 Jahre) war in diesem Alter wirklich "pflegeleicht".
Oft bin ich so wütend/verzweifelt dass ich mich umdrehe und gehe...
Aber das kann wohl nicht der richtige Weg sein?!
Was soll ich tun??
Danke für Eure Hilfe!

lotta

Na, willkommen im Club  :D

Wir haben auch so ein "Gewitter" hier - meistens hilft es, bei ihm zu sein, bis es wieder besser ist. Aber nicht ansprechen, anfassen o.ä.! Es sei denn, er will etwas zerstören oder uns/sich wehtun.

Gerade gestern habe ich dazu etwas nettes gelesen:

Immer diese Wutanfälle im Trotzalter! – Was kann ich dagegen tun?

kleinkind3Gar nichts. Aber vielleicht ist es ein Trost für Sie,dass Ihr trotzendes Kind Dinge nicht mit Absicht tut. Sein Tun ist nicht gegen Sie gerichtet. Betrachtet man Trotzanfälle genauer, so gleichen sie einem Gefühlsdrama in mehreren Akten, an dessen Ende ein Happy End mit erschöpften Mitspielern steht, denen man ansieht, welche Höhen und Tiefen sie gerade durchgemacht haben.

1.Akt
Das Kind will etwas und setzt sich nicht durch.
Oder das Kind überschätzt sich in seinem Können und scheitert ständig. Der Trotzanfall hat viele Hintergründe. Der Auslöser ist mehr oder minder nebensächlich. Eine falsche Geste, eine falsche Mimik oder Worte, die in neun von zehn Situationen widerspruchslos akzeptiert werden, zünden nun mit einem Male den Sprengsatz.

2.Akt
Es kommt zu einem ,,Kurzschluss" beim Kind. Es rastet komplett aus, verliert jeglichen Bezug zur Realität, ist nicht empfänglich für Zuspruch oder Zuwendung jeglicher Art. Weder ,,gute", beruhigende Worte, noch Strafen, Schreien, schon gar nicht Schläge vermögen das Kind wieder zu sich zu bringen. Es schreit, strampelt, schlägt um sich. Und Worte wie ,,Nein!" und ,,Will nicht!" gehen alsbald in helles Kreischen und Schreien, in ein Weinen und Wimmern über.

3.Akt
Das Drama geht zu Ende. Das Kind fühlt urplötzlich Erleichterung. Hatte es Minuten zuvor jede Berührung schroff abgelehnt, streckt es nun die Arme aus, schmiegt sich fest an Vater oder Mutter, schnauft tief aus, den letzten Rest an Stress ausatmend. Kinder erinnern sich nach einem Trotzanfall kaum noch an das, was nur Augenblicke davor abgelaufen ist. Deshalb hat das Kind hinterher auch kein schlechtes Gewissen.

Kinder, die ausrasten, wollen nicht in die Ecke gestellt oder in ein Zimmer geschlossen werden. Sie möchten auch nicht, dass man auf sie sprachlich einwirkt – weder mit besänftigenden noch mit strafenden Worten. Sie wünschen sich jemanden in der Nähe: Ob nun unmittelbar neben sich oder im nächsten Raum. Sie möchten nicht abgeschoben werden, sondern das Gefühl vermittelt bekommen, dass die Eltern sie nach wie vor mögen. Es gibt kein Patentrezept für solche Situationen. So wie die Kinder, stoßen auch die Eltern dabei an ihre Grenzen, müssen ständig Neues probieren.

Sehen Sie es als Chance gemeinsam zu wachsen und trösten Sie sich, anderen Eltern geht es ebenso.


Quelle: Jan-Uwe Rogge in [Login or Register]

Bonsai

"Nur" die Trotzanfälle könnte ich ja verkraften aber unsere haut und tritt dann auch meistens und DANN lasse ich sie schon alleine bzw. bringe sie sogar raus und sage sie kann wiederkommen wenn sie sich beruhigt hat.

Mmmhh das passt ja nicht zu dem "nicht allein lassen" aber wenn ich dabei bleib, grad wenns darum geht dass ich was verboten hab oder so dreht sie echt ab.

Sweety

Bei uns auch so. Wenn ich dann an Constantin ran will, dann dreht er durch. Ich bringe ihn dann in sein Zimmer mit dem Hinweis, dass sein Zimmer der Ort ist, wo man so laut sein darf, wie man will und dass er das ja weiß.

Die Tür bleibt offen und er kann wiederkommen, wann immer er möchte. Er muss sich auch nicht beruhigt haben, zumindest nicht völlig.
Aber das Kreischen ist damit meistens eh durchbrochen.

Binus

Tatsache? Hier geht das Geschrei erst mit dem Zimmerverweis los... :-X

*einePhase*einePhase*einePhase*

Sweety

Ich glaub, das ist einfach von Kind zu Kind unterschiedlich. Constantin möchte dann zum Beispiel kuscheln, wenn er wieder "runter" ist. Vorher darf man ihn nicht anfassen und am besten auch nicht angucken.
Es ist für alle eine Erleichterung, wenn er in seinem Zimmer ist - auch für ihn!

Und es ist keine Strafe - laut gespielt und getobt wird ja auch in seinem Zimmer. Es ist eben der Ort, an dem man so laut sein kann, wie man will, während im Wohnzimmer durchaus auch mal ein Dämpfer kommen kann.

Und die Türen bleiben ja offen und es gibt hier auch keine Ansage á la "Du darfst erst wiederkommen, wenn..."
Es heißt einfach "Hey - zum laut rumschreien gehen wir in dein Zimmer" und dann... ja, dann wird er gegangen S:D

zuz

Es kommt aufs Kind an.
Bei uns gab es mit 3 auch so ne Phase.
An guten Tagen konnten wir ein Spiel draus machen - sie hat was Verbotenes gemacht, grinsend. Wir haben es unterbunden, sie hat das Unterbundene gemacht, usw. Wie eine Kettenreaktion. Manchmal mussten am Ende alle lachen.

Aber es gab auch weniger gute Tage. Auch mit treten usw. Bei ihr war es so, dass sie dann selbst so drüber war, dass sie erst mal allein runterkommen musste. Berührungen jeglicher ARt, Ansprache, das hat alles nur noch schlimmer gemacht. Also haben wir sie in ihr Zimmer gebracht, Tür zu. Ihr gesagt, dass WIR die Tür in 2 Min wieder aufmachen, aber nur, wenn sie aufhört, an der Tür zu reißen. Diese 2 Minuten Runterfahrzeit haben dann meist gereicht, dass sie danach wieder ansprechbar war. Ich weiß, es wird so nicht empfohlen, aber alles andere hätte es bei uns nur verlängert.
Wäre sie anders gewesen, hätte ich sie wohl festgehalten beim Hauen, kurz gesagt: Ich will nicht gehauen werden! und dann immer mal gefragt, ob ich jetzt loslassen kann, ohne dass sie haut. Aber wie gesagt, bei uns war das schlicht nicht möglich, sie ist bei Berührung total ausgeflippt.
Bringt es evtl. was, wenn ihr in ruhigen Zeiten besprecht, auf welche Art sie wütend werden darf? Also dass laut schreien, ins Kissen treten ok ist, z.B.? Ein Wutkerlchen basteln, das sie dann gegen die Wand werfen darf?
Ganz wichtig finde ich, hinterher besprechen, was jetzt eigenltich schief gelaufen ist, Verständnis zeigen dafür, dass sie irgendwas wütend gemacht hat.
Und möglichst rausfinden, was evtl. dahintersteckt. Bei uns war damals das Geschwisterchen sicher ein Punkt. Wir haben dann Exklusivzeiten eingerichtet.
Und was eben auch geholfen hat, war, dass wir uns zu zweit klare Richtlinien überlegt haben, wie wir reagieren und was wir tun, wenn Plan A nicht greift. Das hat uns als Eltern unheimlich Sicherheit und Ruhe gegeben, und sie hat das irgendwie gemerkt, es hat ihr geholfen, schneller runterzukommen.

Und ganz wichtig finde ich auch die Erkenntnis: Sie provoziert nicht, um Euch zu ärgern. Sie grinst nicht, um besonders frech zu sein. Irgendwas in ihrer Welt ist im Ungleichgewicht und sie findet keinen anderen Weg, das loszuwerden. Vielleicht ist sie grad wegen irgendwas frustriert, und seien es kleine Zurückweisungen im Kindergarten. Das Grinsen ist normalerweise ein Ausdruck von Unsicherheit, auch wenn es anders aussieht. Ein "oje, ich MUSS jetzt provozieren, eigentlich hab ich aber wahnsinnig Angst dabei, denn was ist, wenn Mama mich dann nicht mehr lieb hat?!"  Oder ein "Ich weiß, wie ihr gleich reagieren werdet, und das verleiht mir für den Moment ein Machtgefühl". Auch das aber ja eigentlich ein Zeichen innerer Unsicherheit. Denn eigenltich wollen Kinder ja geführt werden und nicht diese Art von Macht haben.

tanja258

Vielen herzlichen Dank für Eure lieben Tipps.
So mancher Beitrag hat meine Augen geöffnet...

Sweety

Ist immer schön und auch erleichternd, wenn man sieht, dass es andern auch so geht oder? ;) :-*