Sind eure Kinder euch was schuldig?

Begonnen von schwalbe, 17. Februar 2017, 12:57:55

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schwalbe


Sind die Kinder ihren Eltern etwas "schuldig"?

Ein Freund von mir würde gerne reisen, im Grunde auswandern, aber seine Eltern sind über 80, auf seine Hilfe und Fürsorge angewiesen, auch wenn sie sich noch selbst versorgen können und auch finanziell klar kommen. Er sagt, er sei ihnen das schuldig.
Ich komme da irgendwie nicht ganz mit. Vielleicht weil meine Eltern uns im Grunde hängen gelassen haben, nicht finanziell aber menschlich. aber woher soll die Schuld kommen? Ist Kinder haben, deren liebe nicht schon "Lohn " genug für die Mühe?
Ich meine, klar bin ich für meine Mutter da, und das obwohl sie mich mitten in der pupertät hängen ließ, aber ich finde nicht, dass dazu eine Verpflichtung besteht.
Überhaupt finde ich die Vorstellung meine Kinder könnten irgendwem etwas schuldig sein bis an dessen Lebensende einfach erst mal furchtbar.
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Pico

#1
Ich bin da vielleicht recht radikal...


Aber ich bin mein Eltern gar nichts Schuldig und auch dankbar MUSS ich für nichts Sein...

Meine Eltern wollten mich haben und nicht ich sie... Die hatten Sex um mich zu bewusst zu bekommen... In meinem Fall waren sie bei der Adoptionsvermittlung...

Wenn ich irgendwas für meine Eltern mache dann weil ICH es MÖCHTE und dann will ich dafür auch nichts zurück haben... Und ansonsten ist der Staat zuständig...

Nimm ein Kind an die Hand und lass dich von ihm führen. Betrachte die Steine, die es aufhebt und höre zu, was es dir erzählt. Zur Belohnung zeigt es dir eine Welt, die du längst vergessen hast.

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Nipa

Ich finde das ein schwieriges Thema, das ja extrem vielschichtig ist.
Dennoch denke ich, dass man auch ohne örtliche Nähe für die Eltern da sein kann.
Eine 24/7 Pflegesituation könnte ich mir eh nicht vorstellen - würden meine Eltern auch nicht wollen.

In besagtem Fall würde ich mein. Leben nicht eingrenzen weil bei meinen Eltern was sein könnte. Am Ende sterben sie beide "pumperlgesund" an Altersschwäche und haben sich bis dahin komplett autark versorgt und man wird immer zurückschauen, "ach hätte ich doch".
Vieles lässt sich doch auch von fern regeln und Flüge sind schnell gebucht.

Nachtvogel

Sehr sehr schwierig zu beantworten find ich.

Grundsätzlich ist man Eltern nur weil sie die Erzeuger sind natürlich nichts schuldig.

ABER...
Wenn die Eltern zeitlebens alles für einen getan haben (bzw vieles...alles ist wohl oft utopisch) dann sollte man schon für sie da sein soweit das einem möglich ist.

24/7 Betreuung würd ich nun auch nicht wollen, das sollte auch niemand erwarten finde ich...
Da stimme ich stückweit Pico zu: man entscheidet sich dazu Kinder zu bekommen...die Zeiten wo man das der Absicherung wegen tut sind GsD vorbei.

Aber ich würde wohl auch meine 80jährigen Eltern nicht sitzen lassen und ans andere Ende der Welt ziehen.

Das bekäme ich auch nicht fertig. Da würde ich mir dann irgendwann vorwerfen die letzte Zeit nicht da gewesen zu sein/wertvolle Momente verpasst zu haben und eben nicht da gewesen zu sein als sie mich brauchten.

Ich verstehe aber grundsätzlich auch wenn jeman das trotzdem tut, nur für mich wär das auch nichts

36+3 -> 2940g / 37+4 -> 3320g / 38+5 -> 3660g
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Honigbluete

Ich kann nicht wirklich mitreden, da meine Eltern nicht mehr leben, aber ich habe ja noch Schwiegereltern...
Ich denke, es kommt darauf an, wie die Beziehung zu den Eltern ist. Grundsätzlich kann man das bestimmt nicht sagen. Ich glaube nicht, dass es Pflicht ist, sich um die Eltern zu kümmern. Es sollte wenn eine Absprache sein, ein Bedürfnis, nie Verpflichtung. Meine Eltern hätten mich ermutigt, mein Leben so zu führen, wie ich es für richtig halte, auch wenn ihnen eine Trennung sicher schwer gefallen wäre. Ob ich es moralisch hätte durchziehen können, weiss ich aber nicht...

~ Oma Netti ~

Ich bin hier 100% bei Pico.
Kinder sind ihren Eltern gar nix schuldig.

Binus

Naja, schuldig klingt so negativ. Das natürlich nicht. Und klar, die Eltern haben sich für mich bzw. fürs Kind entschieden, also sollen sie sich zunächst um mich kümmern, aber im Umkehrschluss ich mich um sie? Ja, gewissermaßen finde ich das schon

Hexe1977

Ich für meinen Teil fühle mich meinen Eltern gegenüber verantwortlich, schuldig bin ich ihnen aber nichts.

Sicher haben die sich für mich entschieden und nicht andersherum. Aber sie haben immer alles getan damit es mir und meinem Bruder, später dann auch meiner Tochter und meiner Nichte  gut geht. Bis heute immerfort.

Da fühle ich mich durchaus verantwortlich dass es ihnen auch immer gut geht. Ich könnte auch aus einem solchen Grund nicht hier wegziehen, weil wir alle diese Nähe schon brauchen. Auch wenn es nicht immer alles eitel Sonnenschein ist, am Ende sind wir immer eine Familie. Egal wer was macht, wie alt jemand ist, oder oder oder...

Mondlaus

Das kommt wohl sehr auf die Familie an, wie man das dort handhabt, was man gut findet, wie man es schon immer getan hat...

Generell kommt es sicher auch auf das Stadium des Lebens an. Von einem 50-Jährigen Familienvater, der sich bereits etwas aufgebaut hat und dessen Kinder aus dem Haus sind kann man es eher verlangen als von einem Mittzwanziger, der die Welt noch bereisen will oder selbst eine junge Familie hat.

Als meine Oma zum Pflegefall wurde, war meine Mutter bereits tot, ich war ziemlich die einzige Verwandte. Ich habe mich natürlich gekümmert, das lief in unserer Familie immer so und es hat mir nichts ausgemacht. Aber ich fand die Doppelbelastung mit Verantwortung für Oma und gleichzeitig Verantwortung für zwei noch völlig abhängige Kinder immens. Ich weiß nicht, wie lange ich es durchgehalten hätte. DAS ist für mich einer der Hauptgründe gegen späte Elternschaft - da sind die Eltern alt, wenn die Kinder noch klein sind.
Kind 2011
Kind 2014
...

Mama2008

#9
Meine Eltern helfen uns viel bei der Kinderbetreuung damit ich arbeiten kann und wir die Kinder nicht in eine Krippe bringen müssen.
Und ja, ich finde das sollte ich ihnen irgendwann zurück geben. 
Wir versorgen auch meine Großeltern.  Das ist bei uns so.

Edit Wenn man sich als Familie nahe steht, finde ich, hat man im Idealfall auch im Vorfeld schon besprochen was man im Bedarfsfall leisten kann an Hilfe.
Zum Beispiel arbeite ich in einem Pflegeberuf. Kann und will ich es deshalb leisten meine Eltern zu pflegen? Erwarten sie es vielleicht von mir? Habe ich noch Geschwister, die helfen können oder andere Verwandte? Oder möchte ich eine Weltreise machen und kann deshalb nicht vor Ort helfen?
Vielleicht sollte das alles vorher schon mal besprochen sein?!

~ Oma Netti ~

Wenn man das freiwillig und gerne tut, ist das eine wunderbare Sache und es spricht nix dagegen.
Aber schuldig ist man seinen Eltern als Kind nix. Für mich sind das zwei verschiedene Dinge.

schwalbe

Huch, haha, ich war doch noch gar nicht fertig.  ;D Nichtmal ins Thermalbad kann man, ohne das hier gleich diskutiert wird  ;D
Ich bin ko und melde mich morgen wieder.
Grüße schwalbe
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

schwalbe

So, bin wieder da. :-)
Die meisten scheinen es ja zu sehen wie ich. Das beruhigt mich irgendwie.
Ob das eine Generationensache ist? Ich meine vielleicht weil es früher einfach auch notwendig war, das man die elterngeneration versorgt hat?
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Martina

Meine Cousine ist nach Australien ausgewandert, weil sie dort ihre Liebe des Lebens gefunden und geheiratet hat. Ich bin hier so verwurzelt, dass ich nicht weg könnte. Ich kümmere mich jetzt auch um meinen Papa, er hat sich auch immer um uns gekümmert (wenn er nicht arbeiten war  s-:), allerdings hat er ja für uns gearbeitet). Es macht mir nicht immer Spaß, aber ich fühle mich verantwortlich (aber nicht im Sinne von schuldig sein). Er macht ja für uns auch was er kann. Es gibt Grenzen, aber ich könnte hier nicht weg gehen, ich bin hier zu verwurzelt mit allem. Mein zu Hause, meine Heimat. Das muss, soll, kann und darf aber jeder für sich selbst entscheiden!  :)

Mondlaus, Menschen sterben leider nicht nur alt. Seit dem bin ich eine wesentlich entspanntere alte Mutti. Früher wäre das für mich auch undenkbar gewesen, immerhin war ich beim letzten Kind fast 38. Allerdings haben die Geschwister ja auch noch sich, wenn ich mal nicht mehr da bin. Niemand hat eine Garantie 80 zu werden und ganz klein wären meine Kinder da auch nicht mehr.
Ohne

peter

Schuldig ist ein schweres/ hartes wort dafür ....ich würde sagen fpr mich ist es nirmal das man sich in der familie und im engen freundeskreis hilft so weit wie es eben möglich ist. Jeder hat da ja au ne andere definition. Der andere fühlt sich gut wenn/ weil er das teure pflegeheim zahlt,der andere wenn er einmal die woche ne halbe stunde telefoniert. Manche freuen sich über kleine aufmerksamkeiten , andere sind anspruchsvoller....
Ich Helfe gern und viel udn lang aber man kann es auch schaffen das ich mich komplett rauszieh und da lass ich mir nicht einreden was ich eigentlich tun müsste oder nicht.

Ich sehe aber wenn es um die eltern geht einen ganz klaren vorteil wenn man kein einzelkind ist und sich die " verantwortung" teilen kann.

Nachtvogel

#15
Definitiv Satti!!

Ich bin ja alleine und das ist schon eine große Belastung...Allein zu wissen dass ich mit all dem mal alleine da stehen werde.
Psychisch, zeitlich und auch finanziell :-X

Meine Mutter ist körperlich sehr angeschlagen, hatte schon mehrere OPs usw...
Und es tut mir immer total leid aber ich KANN da nicht komplett einspringen. :-\

Ich tu was ich kann aber ich hab auch 3 kleinere Kinder, ein Haus und arbeite nahezu Vollzeit...

Ich weiß zwar dass meine Eltern das auch absolut nicht erwarten aber es belastet mich trotzdem denn ich würde in solchen Momenten gerne mehr da sein, meine Mutter springt auch hier immer ein *wenns brennt* :-\

da macht man sich schon so seine Gedanken wie das mal funktionieren soll wenn sie älter werden :-[

Bei meiner Oma waren 6 Geschwister und alle haben sich gekümmert...da hab ich mir oft gedacht dass ich da alleine echt ein Problem bekomme :-X
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Muse

Ich bin ja nun ein Einzelkind geworden  :-[  und mir graut in dem Punkt schon vor der Zukunft...
Meine geschiedenen Eltern sind zwar Beide finanziell abgesichert und auch Beide bereit in ein Heim zu gehen wenn es alleine / mit Partner nicht mehr klappt (in verschiedene natürlich  ;D ) aber alle eventuellen Entscheidungen und Organisationen drumherum werde ich alleine treffen müssen.

"Schuldig" fühle ich mich nicht aber natürlich werde ich in meinem Möglichkeiten helfen.
Ich bin hier auch verwurzelt und werde nicht weit weg gehen (zumindest nicht für immer) aber wäre das in jüngeren Jahren eine Option gewesen wer weiß wie ich entschieden hätte.

Honigbluete

Es geht aber auch anders herum: sobald ich das Abitur hatte, sind meine Eltern weggezogen... Haben ein komplett neues Leben angefangen. Nachdem mein Vater dann verstorben war hat meine Mutter jemand Neues kennengelernt und ist zu ihm gezogen, gut 400km entfernt. Als sie ihren Schlaganfall hatte, hieß es erst, sie würde schwerst pflegebedürftig sein. Da habe ich mir auch große Sorgen gemacht, wie wir das regeln sollen. GsD hat sie sich sehr gut erholt und war bis zu ihrem Tod ein paar Wochen später komplett selbstständig.
Schuldig sind wir den Eltern nichts. Aber dass man den Eltern hilft, so gut man kann, finde ich selbstverständlich...

schwalbe

Ja, das man hilft finde ich auch selbstverständlich, Familie und Freunden sowieso.
Aber ich müsste auch meiner Mutter hinterher ziehen.
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Mamba

ich vermute mal, dass die meisten einen Pflegedienst/-heim in Anspruch nehmen würden und die Eltern nicht allein zu Hause pflegen würden.

Und vieles kann man auch telefonisch regeln.

Also ich glaube, wenn man sich für seine Eltern interessiert kann man mehr Kontakt zu ihnen haben und sich um sie kümmern, auch wenn man im Ausland lebt, als jemand, der 50km weit weg wohnt und nie da ist (wie hier bei meinen Großeltern geschehen :-/ )
Ein hoch au Skype und Telefon
lg Mamba

tue nichts online, was du nicht auch offline tun würdest




schwalbe

@mamba, stimmt, so sehe ich das auch. Ich habe auch zu meinen auf der anderen Seite der Welt lebenden Freunden noch sehr engen Kontakt.

Ich glaube, für mich ist der Knackpunkt definitv, dass ich nicht wollen würde, dass meine Kinder ihre Lebenspläne mal meinem Befinden anpassen  :-[ Klar, wenn ihr Lebensmittelpunkt in meiner Nähe sein würde, wenn sich das auch nicht ändern würde, wenn ich nicht da wäre, dann ist das schön und richtig, aber wenn sie eigentlich woanders sein wollten, nee, dann nicht.
Aber vermutlich wird das dann nicht so einfach herauszufinden sein?
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Honigbluete

Ich sehe das auch so, ich will meinen Kindern nicht zur Last werden. Ich würde lieber ins Heim gehen und mich über Besuche freuen als ständig mitzukriegen, wie belastend meine Anwesenheit für meine Söhne und deren Familien ist.

schwalbe

genau das meine ich.
Naja und im Umkehrschluss, um zum ersten Post zurück zu kommen:

ich würde wollen, das meine Kinder mir sagen, wenn sie weg wollen würden.
Ich frage mich, wieso man als erwachsener Mensch seinen Eltern nichts darüber sagen möchte.

Hm, vielleicht ist das so, wenn man selbst keine Kinder hat. Wenn man sich irgendwie nicht vorstellen kann, dass man genau das eben nicht will. Nicht für sich und nicht für die eigenen Kinder.
zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen, Wurzeln und Flügel (Goethe)

Honigbluete

Und miteinander sprechen ist wichtig. Meine Schwiegereltern haben während meiner ersten Schwangerschaft ganz deutlich gesagt, dass sie keine feste Betreuung übernehmen. So konnten wir planen, es gab keinen Unmut und wenn Mal Not am Mann ist, springen sie ein, wenn es bei ihnen passt. Genauso klar ist, dass ich keine Pflege übernehmen werde, wenn sie alt sind. Haben sie bei ihren Eltern aber auch nicht und erwarten es auch nicht. Dass man mit einkauft, zu Arztterminen fährt etc. wenn es machbar ist, ist klar. Aber zu uns holen und pflegen definitiv nicht. Zumindest aus jetziger Sicht, wie es dann ist, sehen wir, wenn es soweit ist. Aber die Erwartung gibt es halt nicht, weil wir das so besprochen haben...

Nachtvogel

Zitat von: Honigbluete am 18. Februar 2017, 23:27:21
Es geht aber auch anders herum: sobald ich das Abitur hatte, sind meine Eltern weggezogen... Haben ein komplett neues Leben angefangen.

Das war hier auch so.
Ich musste dann auch ausziehen weil für mich kein Platz mehr im neuen Haus war/ist.

Sie sind nicht weit weg aber von der Stadt hier weg in ein Dorf wo es gaaarnix gibt.

Ich fand es bescheuert...Richtung Alter auf ein Dorf zu ziehen wo man sämtliche Eigenständigkeit verliert wenn man kein Auto mehr fahren kann (und meine Mutter hatte da schon körperlich große Probleme)

Ich hab auch damals sofort klargestellt dass sie nicht davon ausgehen können/sollen dass ich da später sämtliche Fahrdienste übernehme.
Sie hatten ihr Haus ganz zentral auf 5 Fußminuten alles um sie herum inklusive Ärzte, Krankenhaus usw usw

Wenn sie wegziehen ist das ihre Sache aber dann müssen sie auch irgendwann schauen dass sie klarkommen.
Ich helfe wenn ich kann aber ich mach mich nicht vollkommen krum für eine Entscheidung die sie über meinen Kopf hinweg getroffen haben und über die ich nicht glücklich war (mein Elternhaus verkaufen, alle meine Sachen weg,...)
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