Ernsting schlimmer als Kik und H&M ?

Begonnen von moni, 22. Juni 2012, 20:14:22

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liadan

Naja Scarlet, aber in dem von Dir dann gezielten genannten Fall ist es dann das Problem das die Leute den Hals nicht vollkriegen. Aber einen deutschen der für den Hungerlohn arbeiten würde findet er eben nicht also holt er sich den Fremdarbeiter. Der Fremdarbeiter arbeitet für unsere Verhältnisse für einen Hungerlohn kann aber unter Umständen mit dem hier erarbeiteten Geld seine Familie unterstützen. Moralisch korrekt ist das Verhalten des "Bauern" nicht.

Das die "Bauern" von denen ich spreche sich einen Jaguar leisten können ist ja wohl eher die Ausnahme denke ich. Jeder will verdienen, wir ja auch wenn wir arbeiten. Das ist unser System im dem wir leben und von dem wir profitieren und in dem wir Menschen mit durchziehen die eben nicht wollen, egal was und in dem System Menschen geholfen wird die in einer Notlage sind.

Wir haben das Glück das wir hier leben und das es uns gut geht im Vergleich zu vielen anderen. Gut geht es uns hier weil wir von dem Elend anderer profitieren.

Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!

Once

Darf ich mal was eines fragen? Wofür argumentiert ihr beiden hier eigentlich? Da fass ich mit echt an den Kopf! Natürlich kann man das Problem am Schopfe anpacken und ganzheitlich betrachten. Politisch angehen. Gesetze fordern. Aber auch diese werden u.a. durch das Interesse der Bevölkerung gelenkt und beeinflusst. Solange die Bevölerung kein oder wenig Interesse und Aufmerksamkeit ggü der Problematik an den Tag legt, wird nichts passieren. Denn auch der Staat hat Interesse daran das Großkonzerne wie KIK außerhalb billig produzieren und hier entsprechend viel Geld umsetzen. Es ist also schön bequem zu sagen "ich rühr hier keinen Finger bis die Politik in meinem und diesem und jenem Land nicht entsprechend reagiert".

Ferner ging es hier doch speziell um die Produktionsverhältnisse. Dementsprechend diskutiert man auch zunächst auf der Ebene. Aber mal komplett davon ab kann und darf ich als Einzelperson durchaus Schuld und Verantwortung bei extrem kapitalistischen Unternehmen suchen, die auf dem Rücken der Ärmsten wirtschaften. Wo Menschenrechte den Wirtschaftsinteressen in einer dermaßen krassen Unverhältnismäßigkeit unterliegen und Milliardenbeträge erwirtschaftet werden, ohne dass sich darum geschert wird wie es den Menschen vor Ort ergeht, darf und sollte eigentlich IMMER mit dem Boykott reagiert werden. Ob man das in aller Gänze und für alle Produkte und Kleinteile in kleinen und großen E-Geräten (beispielsweise) umsetzen kann bleibt (berechtigter Weise) fraglich. Allerdings mindert das moralisch nicht den Wert der Reaktion auf Teilgebiete. Und es MACHT einen Unterschied.
Ich finde es persönlich grenzwertig sich seinen Konsumstil dadurch zu entschuldigen, dass man als Endverbraucher nicht die Möglichkeit hätte Wirkung zu erzielen. Das ist schlicht nicht wahr. Ich gebe Euch ja recht, dass die Politik einschreiten muss. Man kann lang auf die Verantwortung des Einzelnen warten. Und dennoch kann der Einzelne Einfluss üben. Und wenn nicht in allen Bereichen dann eben nur partiell. Unterm Strich steht, dass der Verbraucher ein wachsames Auge hat. Darauf wird reagiert. Momentan noch durch Greenwashing, zukünftig hoffentlich durch die Förderung der lokalen Marktwirtschaft, die Schaffung von Rechten, entsprechenden Hygieneverhältnissen, Mindestlöhnen, wirklichen Gewerkschaftsrechten und Ausbildungsplätzen. All das wird im Ausland noch immer billiger sein als hierzulande.

Und übrigens: Wo steht geschrieben dass es Prämisse ist sich durch die Bank weg komplett politisch korrekt zu verhalten um auf kranke Missstände zu reagieren? Es geht hier nicht darum mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, deswegen muss man sein eigenes Verhalten auch nicht dadurch rechtfertigen indem man zwangsläufige die vermeintliche Inkonsequenz anderer ins Feld führt. So was nervt mich immer kolossal und erinnert mich stark an meine Grundschulzeit...

Des Weiteren müssten sich gerade die ärmsten der Armen bewusst darüber sein wie es ist arm zu sein und hinterfragen ob sie Armut anderer mittragen möchten. Wenn man Second Hand kauft durchbricht man die Absatzkette der Milliardenkonzerne übrigens. Also es ist nicht so als hätten Geringverdiener nicht die Möglichkeit in ihrem Rahmen zu handeln. Das möchte ich noch mal festhalten.

~ Oma Netti ~

ich kaufe zwar nicht (sagen wir sehr selten, damit es auch die ganze wahrheit ist) bei kik (auch wegen der schlechten qualität) aber bei ernstings und h&m schon.
allerdings bin ich eine derjenigen, die mehr second-hand besitzt, als neuware. genau aus dem grund, den once anspricht. fair trade - sowas hat man hier auf den käffern noch nicht gehört. ich müsste für jedes teil, was ich kaufen möchte 45km nach oldenburg tuckern. wir sind mit 4 kindern nicht die reichsten und ich bin ganz oft auch einfach zu geizig für eine kinderhose, die mein kleinster dann 2 monate trägt bis sie zu klein ist 25€ auszugeben, wenn ich sie second hand für 3€ haben kann. ich sehe da einfach den sinn nicht. auch meine eigenen sachen sind oft gebraucht gekauft, selbst möbel - aktuell kaufe ich für meine kinder einiges an neuen möbeln dazu - kaufe ich, wenn es klappt gebraucht. bevor ich im schwedischen möbelhaus einkaufe, guck ich erst bei kleinanzeigen, ob ich das teil, was ich haben möchte nicht dort bekomme.

jako-o finde ich übrigens auch super @martina  und dort kaufe ich auch sehr gerne neue sachen. denn dort stimmt einfach die qualität zum preis.  :) und sie werben, wie schon geschrieben, mit fairen arbeitsbedingungen.

scarlet_rose

#53
Once so meine ich, und sehe ich das nicht. Natürlich darf und muss man sich darüber im Klaren sein wo die Ware her kommt und wie es produziert wird und vor Allem,dass jeder Einzelne seine Teilschuld daran trägt, sei es durch Konsum oder auch durch bloßes dulden der Situation.

Das Problem ist,dass man hier wenig Einfluss nehmen kann außer durch den Erwerb gerecht produzierter Ware.
Aber auch hier im reichen Deutschland ist eben nicht jeder in der Lage solche Produkte zu erwerben.

Die Frage ist eben: Kann man hier die Diskussion beschränken auf die Eine Industrie, wenn das eigentliche Problem etwas anderes ist? Und wo ist der Anfang der Problematik?

Ich wollte nicht damit sagen "aber die anderen machen auch und wir können eh nix tun", sondern einfach,dass die Problematik so groß und umfassend ist,dass wir als Endverbraucher in einer ziemlich schwierigen Situation sind, da wir, auch wenn wir scheinbar "faire" Ware, wie z.B. dt. Ware kaufen , nicht sicher sein können, was am Ende alles dahinter steht.

Und eben auch der Großteil der Endverbraucher rein von den eigenen Mitteln nicht in der Lage ist, dem Einhalt zu gebieten.

Und wichtig ist es durchaus, dass jeder seinen Kleinen Beitrag leistet um für fairere Bedingungen auf der Welt zu sorgen. Das fängt im ganz kleinen an und endet damit, vollkommener Selbstversorger zu sein ;)
Aber solange es keine grundsätzliche Veränderung in der globalen Situation gibt wird sich vieles nicht ändern.

Ich kaufe nur deutsches Obst und Gemüse, kaufe nichts fertiges, kaufe Mehl in der Mühle usw....Kein Nestle oder ähnliches...das sind alles eDinge, die einfach zu umgehen sind, besonders bei Lebensmitteln.
Aber gerade bei Kleidung ist es sehr sehr schwer richtig zu handeln.
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KoenigRaffzahn

also ganz ehrlich, ich ärger mich über die klamotten die da in letzter zeit hingewandert sind, das mit den altkleidersammlungen... aber was macht man mit solchen klamotten wenn nicht dahin? bleibt ja nur wegwerfen oder selber auf den flohmarkt stellen...
mfg die welt liegt uns zu füßen denn wir stehen drauf wir gehen drauf für ein leben voller schall und rauch bevor wir falln falln wir lieber auf

liadan

#55
Once, ich wollte nur ins Feld bringen das man wenn man schon motzt mal generell hinterfragen sollte warum man sich hier z.b. immer nur auf KiK stürzt als Beispiel.

Dann sollte man eben mal selbst hinterfragen ob man denn sonst immer so korrekt einkauft ...! Ich tue es nicht und ich weiß das und stehe dazu. Nichts weiter.

Das Problem liegt eben nicht nur bei den bösen Billigherstellern, das Problem liegt tiefer, so einfach ist das.

Weiß gar nicht warum Du so gereizt reagierst, das Theme KiK kommt hier doch immer wieder auf und immer wird sich darüber aufgeregt, aber es gibt hundert andere Dinge über die man sich aufregen könnte wo  man handeln könnte, mir stellt sich dir Frage warum immer hier bei EO sich augenscheinlich über H&M, KiK, Ernstings und Co so aufgeregt wird.

Geringverdiener haben geringere Möglichkeiten und ja wir alle als Endverbrauchen können unser Verhalten üerdenken und Second Hand, sorry selbst da sind die Leute schon zu geizig auch nur einen Euro auszugeben und sicher nicht weil sie sich Gedanken darüber machen das sie so irgendwelchen Konzerne dazu bringen können anderes zu produzieren oder denen nicht mehr das Geld in den Rachen zu werfen sondern weil die Leute zu geizig sind oder weil sie Sedond Hand kaufen MÜSSEN, es mag ein geringer Teil sein der Second Hand kauft aus den von Dir genannten Gründen.

Ist es schlimm wenn ich sage das mir das stellenweise zu weit weg ist und mir auch die Motiviaton fehlt? Ich stehe dazu, weil mir das bewusst ist und mir durchaus klar ist das ich hier auf der Sonnenseite des Lebens lebe in Deutschland. Ich stehe dazu das es so ist wie ich es handhabe.

Aber warum sollen immer die Geringverdiener oder Normalverdiener zur Kasse gebeten werden, der normale Angestellte von nebenan zahlt schon genug für andere Dinge und ja vielleicht sollten die Menschen, die wir wählen auch eben mal Prioritäten setzen und zwar anders als sie es tun.

Aber ich muss mich auch nicht für alles verantwortlich fühlen. Wenn ich nicht mehr bei KiK kaufe erreiche ich als einzelne nichts. Wenn ich nicht mehr bei Lidl einkaufe erreiche ich alleine nichts.

Ja, die Produktionsverhältnisse haben auch ihren Grund.  s-:)

Once, im übrigen sind wir auch der Staat und es gibt weitaus mehr Firmen die auf dem Rücken anderer ihr Geld einstreichen. Das wollte ich sagen.

Boykott? Dann darf man nirgends mehr einkaufen, kein Unternehmer ist ein Wohlfahrtsverein.

Fakt ist doch auch das viele Deutsche sich für gewisse arbeiten sich zu fein sind und für weniger Geld wollen die wenigten arbeiten also sollte man nicht nur auf die bösen Konzerne schimpfen.

Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!

liadan

Zitat von: scarlet_rose am 23. Juni 2012, 21:58:47

Die Frage ist eben: Kann man hier die Diskussion beschränken auf die Eine Industrie, wenn das eigentliche Problem etwas anderes ist? Und wo ist der Anfang der Problematik?

Ich wollte nicht damit sagen "aber die anderen machen auch und wir können eh nix tun", sondern einfach,dass die Problematik so groß und umfassend ist,dass wir als Endverbraucher in einer ziemlich schwierigen Situation sind, da wir, auch wenn wir scheinbar "faire" Ware, wie z.B. dt. Ware kaufen , nicht sicher sein können, was am Ende alles dahinter steht.

Und eben auch der Großteil der Endverbraucher rein von den eigenen Mitteln nicht in der Lage ist, dem Einhalt zu gebieten.


s-daumenhoch

Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!

Mondlaus

Once hat ja im Prinzip recht, als Entschuldigung nehmen darf man das nicht. Nur leider finde ich die Alternative - zu 100% auf Fair Trade umzustellen - genauso wenig effektiv. Es mag zwar nicht schön sein, aber ich glaube, dass der Endverbraucher hier wirklich nur marginal etwas beeinflussen kann. Gut, Großkonzerne boykottieren - die verbessern dann ein wenig die Bedingungen ihrer Arbeiter, hauptsächlich per PR-Zwecke.. Das Problem liegt nunmal an der Dynamik des internationalen Handels und den Wettbewerbsvorteilen der Länder. Das Problem muss von oben angepackt werden, nicht von unten.
Leider finde ich, dass Fair Trade eher -im Gegensatz zum Kauf von z.B. Biofleisch- den Konsumenten das Gewissen bereinigt, als dass es einen Effekt hätte. Deshalb schaue ich keinen schräg an, der bei H&M shoppen geht, erst recht, wenn das Geld eben nicht da ist.

Es ist möglicherweise nicht sehr konsequent, aber ich gehe ebenfalls bei diesen Läden einkaufen, stelle mich aber wöchentlich für Amnesty an den Stand und schreibe für sie Briefe, da ich lieber nicht über vier Ecken helfen möchte, sondern direkt.
Kind 2011
Kind 2014
...

liadan

#58
Raffzahn, man könnte die Sachen verschenken an Bedürftige und selbst das gestaltet sich schwierig wie ich unlängst mit der hier ansässigen Tafel feststellen musste, die mir allen ernstes gesagt haben das sie die Sachen nicht gebrauchen können und das sie keine Familien kennen oder Organsisationen die gebrauchte und noch gut erhaltene Kinderkleidung + Spielzeug benötigen könnten.

Oder das sogenannte FairKaufhaus was es hier gibt, da lachen ja die Hühner die verkaufen verranzte Kinderklamotten mit Löchern und Flecken stellenweise über den Neupreis hinaus. Also das man sich dann auch irgendwann sagt, ne sorry, das ist nicht Fair, da steht zwar Fair drauf aber das war es dann. Selbst die sind nur an ihrem Gewinn interessiert, also hört mir auf mit Fair ...!

Will man die Sachen auf dem Flohmarkt verkaufen dann wird man von den Käuferinnen noch dumm angemacht. Versucht man es über online Verkaufsgedönse dann hat man nur Ärger an der Backe, also dann schmeiß ich die Sachen lieber weg. Selbst wenn man sie an fremde verschenkt wird noch gemotzt.

Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!

~ Oma Netti ~

Übrigens habe ich von Umsonst-Läden/Ecken noch nie gehört.  ???

scarlet_rose

Umsonst-Ecken gibt es bei uns auch keine.
Und auf dem Flohmarkt/Basar zahlt man zwischen 5 und 15€ pro Kleidungsstück.

Aber es geht hier ja weniger um den preis als mehr um die Fairness.

Ich denke einer der wichtigsten Ansätze wäre es, nur noch das zu kaufen, was man braucht.
Damit würde man solchem Wirtschaften wirklich einen gewissen Riegel vor setzen, denn es würde eine Größe Konsumminderung darstellen, als einen Anteil Fair produzierter Ware.
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liadan

#61
Stimmt Scarlet, wenn man nur das kauft was man benötigt dann muss man nachher auch nicht soviel wegwerfen. Das fängt bei den Lebensmitteln an und kauft man nur das was man auch wirklich isst dann kann man vielleicht auch in den entsprechenden Läden einkaufen wenn man gut kalkuliert.

Fakt ist doch das wir in einer Wegwerfgesellschaft leben, zieht man seinem Kind ein Hose mit einem Fleck an oder einem Loch im Knie kommen gleich 180 Muttis ums Eck die schreien wie man das nur machen könnte. Wenn man dann liest das es Kinder gibt die über 100 T-Shirts besitzen dann fragt man sich schon. Aber das ist ja die Entscheidung jedes einzelnen. Wenn jeder an seinem reinen Konsumverhalten arbeiten würde.

Aber wer macht das schon immer 100% korrekt. Da sollte man doch erstmal anfangen bei sich vor der Tür zu kehren bevor man  mit dem Finger auf die anderen zeigt. Ja fällt mir auch nicht immer leicht, aber mein Konsumverhalten ist mir bewusst, aber ich finde es hält sich noch im Rahmen.  ;) Und ja ich gestehe ich kaufe mir dann lieber ein Cars Shirt bei KiK für 3,- Euro anstatt das gleich woanders für 10,- Euro.

@Scarlet, auf welche Basare gehst Du? Bei uns sind Basare wie Krieg da kriegen viele schon Anfälle wenn sie für eine Jeans 2,- Euro zahlen sollen.

Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!