Fußball-EM und Ethik

Begonnen von zuz, 06. Juni 2012, 10:35:48

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A.n.j.a

@ Arthur: ich geb Dir natürlich recht mit dem vollen Bauch etc. Das ist eben leider meistens so.  Die 150ste Leiche in Bagdad läßt auch abstumpfen, normaler Effekt.  Und wenn man dazu keinerlei Bezug  hat und ohnehin kaum Interesse, dann tun einem halt die Hunde leid für ein paar Tage, und das war es.

Dass heisst aber nicht, dass es (also UKR jetzt) kein Thema ist an anderer Stelle.

@ Zuz: entschuldige, ich will Deinen Thread nicht sprengen oder zweckentfremden mit dem ganzen Politikgesülze.
Zur Frage: ich selber werde mir wohl kaum was ansehen,  mangels ordentlichem Sender und auch mangels Interesse an Fußball.

Ich finde (bei aller berechtigten Kritik an der grundsätzlichen Austragungsortswahl) wichtig und gut, wenn durch diese Sache zumindest ein paar Bundesbürger mehr wissen, wo das Land ist und was da teilweise vorgeht.


Jules

Mich regt nicht auf, dass die EM in der Ukraine ist, sondern dass sie überhaupt dahin gegeben wurde. Ich finde, die Austragungsländer sollten einen Mindestmaß an "Ethiknorm" im Lande erfüllen oder zumindest demonstieren, dass es besser wird.

Boykottieren tue ich die EM nur, wenn sie mich langweilt. Ob da nun eine Jules mehr oder weniger am TV sitzt interessiert niemanden und das bewegt auch nichts.

Und ich finde es definitiv NICHT unerheblich, wie hochrangige politische Gefangene behandelt werden! Es hätte doch wohl kaum sich jemand näher mit Myanmar befasst, wenn der Fall Aung San Suu Kyi nicht so im Blickpunkt gewesen wäre!!
Solche Fälle haben einfach eine riesige Durchschlagskraft.

A.n.j.a

Jules, die Fälle kann man aber nicht vergleichen, das ist ja eine völlig andere politische Dimension.
T. hat selbst  ordentlich Dreck am Stecken, von wegen Regimegegner - und 'nur' einen Bandscheibenvorfall..

T.s Tochter hat einfach ihre connections in Deutschland maßlos genutzt bis hin zum Charité-Chef.

Myanmar ist zwar weiter weg, aber das ist Tibet auch und (ehemalige) Militärdiktaturen jagen dem Mitteleuropäer schon mal optisch einen weitaus größeren Schrecken ein als westlich-tuende GUS-Staaten.

zuz

@Anja: Naja, es sollte ja ein politischer Thread werden, also das ist schon in Ordnung!

Ich selber bin mir nämlich nicht so ganz sicher. Einerseits mag ich EMs einfach. Andererseits kann ich das nicht so recht genießen, wenn ich weiß, was da abgeht. Wiederum andererseits bringt ein TV-Boykott meiner Meinung nach eben auch nur recht wenig. Ich will nicht sagen nichts, aber die Wirkung dürfte eben begrenzt sein.
Aber einfach unbeschwert feiern, das geht eben auch nicht.
Andererseits wieder, wenn viele Leute schauen, dann schauen auch viele die Berichterstattung drum rum, was ja wieder Vorteile hat.
Wenn natürlich einer eh kein FB-Fan ist, der ist fein raus. Aber die anderen müssen sich eben überlegen, was sie tun. Daher der Thread, wollte einfach hören, wie Ihr das so seht.

liadan

#29
Beim Fussball geht es in erster Linie um Geld und Geld regiert die Welt, das ist so und ich denke das wird wohl noch lange lange Zeit so bleiben.

Hätte man wirkliches Interesse daran in einem Land etwas zu verändern, müsste man eben auch konsequent sein von Seiten der Fussballobrigkeit und sagen nein, in einem Land in dem solche Misstände herrschen und in dem unter dem Deckmäntelchen des Fussballs eben Tiere getötet werden und ähnliches, tragen wir unsere EM nicht aus ...!

Fakt ist man müsste auch bezüglich der Tiere an einer andere Seite anfangen, nämlich darin den Menschen beizubringen verantwortungsvoll mit Tieren umzugehen. Die Straßenhunde kommen ja nicht von ungefähr. Das hat ja seine Ursachen, nämlich die Ursache das den Menschen egal ist was mit den Tieren passiert, sie werden ausgezetzt können sich wahllos vermehren etc. pp.! Das Problem der Tiere liegt ja woanders, aber im Zuge der EM hat man jetzt eben wohl einen guten Grund gefunden vielleicht noch brutaler und effektiver gegen unerwünschte Tiere und allem vorzugehen, eben gegen alles was den Touri, der GELD bringt unangenehm aufstossen könnte weil es das Stadtbild zerstört.

Ich weiß jetzt nicht wieviel Gelder dort geflossen sind um alles Touri tauglich zu machen, aber diese Gelder hätte man eben auch in andere Dinge stecken können die das Land dringender benötigt. Vielleicht sehe ich das auch ein wenig naiv aber ich glaube einfach diese kurfristen Gelder, die die Touris bringen hilft auf DAUER dem Land nicht. Man wird sehen.

Allerdings bin ich was das restliche Thema anbelangt nicht so bewandert als das ich gross mitreden könnte. Da stehe ich auch zu, da es mich, wie soll ich sagen eben nicht so bewegt weil ich als Frau X in Deutschland daran nichts ändern kann. Die Leute, welche das ändern könnten tun es nicht.

Fussball ist eh nicht so meins, wenn ich dazu wieder was sage krieg ich wieder virtuelle Haue ,-)! Fussball ist bei weitem kein sauberer ehrenwerter Sport, zumindest nicht das was hinter den Kullisen abläuft, moderner Menschenhandel um Geld zu scheffeln, verkauf der Gesundheit, aber die Spieler lassen sich ja drauf ein. Aber das Problem beim Fussball fängt ja schon bei den kleinsten an, bzw. bei überehrgeizigen Eltern die versuchen ihre Kinder auf Teufel komm raus in die Geldmaschinerie zu bekommen alles unter dem Deckmäntelchen der Förderung der Kinder ...!

Aber mit Sport an sich kann man eine Menge bewegen, Fussball ist Geld und Geld ist Macht und Macht und Geld richtig eingesetzt kann meiner Meinung nach eine Menge bewirken wenn man denn überhaupt will das sich was ändert.


Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!

A.n.j.a

#30
Zuz, danke, dann ist ja alles fein. :)
Ich freu mich immer sehr ueber solche Threads!!!


Zu Deinem link uebrigens: von ai ist das schon ein guter Ansatz. Aber aus meiner Sicht ausschliesslich fuer eine zivilgesellschaftliche Initiative geeignet, also NGOs und Konsorten. Oder eben Privatleute, wie Once auch anregte. EM-Schlachtenbummler vor Ort zum Beispiel, die koennten durchs Daheimbleiben wenigstens etwas bewegen, u.a. weniger Tourismus- und kommerzielle Einnahmen fuer das Land.

Spitzenpolitiker koennen sich nicht einfach in Kiew hinstellen und lauthals auf die menschenrechtlichen Missstaende und den Tiermord hinweisen. Selbst der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung oder die UN-Hochkommissarin fuer Menschenrechte kann das nicht ohne Weiteres und "bluntly". 

Auch das ist eben, leider Politik. Da spielen viel zu viele Interessen eine grosse Rolle. Sowas, eine quasi demokratische Infiltrierung :), laeuft eben u.a. auf der zuvor skizzierten Schiene ueber Berichterstattung, -auswertung und Erkenntnisumsetzung.

Sich selber der EM verweigern durch TV-Boykott finde ich auswirkungstechnisch schlicht albern, wie zu Recht schon geschrieben wurde. Wenn man sich dann rechtschaffen fuehlt, bitte, aber was bewegt hat man damit kein Stueck.

Sich jedoch Gedanken machen ueber die Ukraine, evt. zivilgesellschaftlich taetig werden, neues Engagement in entsprechenden NGOs oder so starten, das ist dann ein wunderbarer Nebeneffekt dieses Sporthighlights in buerger-/menschenrechtlich fragwuerdigem Ambiente.

liadan

Anja, wenn alle nicht TV gltozen würden, dann würde das sicher was bewegen, aber wenn es nur vereinzelte tun, dann sicher nicht. Touris könnten die EM verweigern indem sie eben nicht hinfahren, keine teuren Tikets kaufen, keine EM Artikel im Laden erwerben, das könnte vielleicht was bewirken aber nur wenn es tausende machen.

Dazu ist Fussball aber eben der Deutschen liebster Sport.

Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!

Mondlaus

Stimme Anja voll und ganz zu (finde es übrigens immer gut, wenn sie ihre Meinung über politische Geschehnisse teilt, denn diese ist immer fundiert).

Schon alleine, dass ordentlich darüber disktuiert wird, ist schon mal gut. Wer hätte denn Vorher von den Mißständen in der Ukraine gewusst? Wenn solche Dinge jetzt ins Licht der Öffentlichkeit gedrückt werden, umso besser, denn es kann etwas bewirken. Vielleicht färbt so etwas letztlich auch auf die "Großen" ab (Russland, China..).

Daumen hoch für diejenigen Politiker, die demonstrativ fernbleiben. Denn im Gegensatz zu den privaten "Nicht-Schauern" setzen die ein eindeutiges Zeichen.

Boykott vorm dem Fernseher - da macht man es sich etwas einfach. Das ist genauso wie bei Facebook "gefällt mir" zu drücken, wenn man gegen häusliche Gewalt/Armmut/Joseph Kony ist. Es gibt vielerlei Möglichkeiten, sich zu engagieren - durch Amnesty International kann man z.B. Briefe an antsprechende Stellen schreiben, welche in der Masse sicher was bewirken. Für den Tierschutz gibt es bestimmt auch ähnliches (wobei ich ganz ehrlich sagen muss, ich mache mir über die Straßenhunde weniger Gedanken als über die Menschenrechtsverletzungen).
Kind 2011
Kind 2014
...

A.n.j.a

Sicher, Liadan. Aber das ist ja klar utopisch. Ich bin mal gespannt, wie die EM so besucht ist, hoffe auf halbleere Stadien, aber rechne nicht damit.

Die Sache mit den Hunden: das ist ein ganz wichtiger und sehr korrekter Punkt.

Die "Haustierkultur", sag ich mal, in Deutschland oder generell den meisten Industriestaaten wird so oft als normal und selbstverstaendlich vorausgesetzt. Dass das  in sehr weiten Teilen der Welt das so absolut nicht der Fall ist, ist vielen gar nicht klar.

Das hat etliche Gruende. In vielen Laendern gibt es hoechstens eine Nutztierkultur (z.B. Suedamerika).

Und in nochmal vielen Laendern sind Tiere, speziell Hunde leider (im Islam als unrein erachtet) total unerwuenscht  und werden nicht als Lebewesen mit Recht auf Leben betrachtet, teilweise richtiggehend gequaelt.

In sehr armen Laendern muss man auch bedenken, dass viele Menschen kaum wissen, was sie selber essen sollen - dann noch ein Tier durchfuettern?

Aus der Sicht ist so ein Massenmord an Hunden eben gar kein moralisch-ethisches Problem, sondern eine  Tourismus-indizierte Notwendigkeit.   

Das ist nicht meine Meinung, das ist nur eine Aufzaehlung kulturell, existentiell bedingt anderer Sichtweisen.


lotta

Ganz ehrlich mache ich mir mehr Gedanken um die Sicherheit der Fußballfans in den Austragungsorten und die angekündigte Gewalt zahlreicher Hooligans (die sie sicher nicht alle aus den Ländern raushalten werden...)

Politik und Sport derart miteinander zu verquicken - und / oder den Tierschutzgedanken mit in die Moralwaagschale zu werfen finde ich eher unglücklich und möchte es FÜR MICH gerne trennen.

Die Zustände dort sind wie sie sind - daran ändert auch eine EM und der Boykott einer solchen von Privatleuten oder Politikern nichts.

Die Problematik muss auf anderer Ebene angegangen werden - was sie sicherlich auch wird.

Dass die Austragungsvoraussetzungen mal überarbeitet werden sollten, steht auf einem ganz anderen Blatt.

A.n.j.a

Dankeschoen, Mondlaus :D *rotwerd* *dollefreu*

Ich seh das so wie Du, wie Hubs auch weiter vorne schrieb und Zuz eben. Wenn das Ganze, die kontroverse Diskussion, Zusatzreportagen etc. ein Stueck Bewusstseinsentwicklung foerdert, ist das schon was.

Auch wenn  wohl leider danach, wie auch Aserbaidschan nach dem ESC, die Ukraine froehlich weiter korrupt vor sich hinduempelt.

Aber nochmal: politisch wird das alles durchaus auch jenseits der grossen Gesten wie Besuchsabsage sehr kritisch beaeugt.

Solar. E

Mich nervt die zunehmende Politisierung von Großereignissen, die mit Politik erst mal gar nichts zu tun haben. Nicht nur die EM in der Ukraine, sondern auch z.B. die Austragung des ESC in Aserbaidschan vor zwei Wochen. Da kochte auch kurz vorher hoch, wie sch... die politische Situation dort ist, Fr. Engelke erhielt ein Lob über ihre diplomatisch geäußerte Kritik am System - und jetzt ist alles wieder vorbei und vergessen.  :P

Die Olympischen Winterspiele 2014 finden in Sotschi/RUS statt, die WM 2018 ebenfalls in RUS, die WM 2022 in Qatar. Bei den beiden letzteren gabs bei der Vergabe schon einen Aufschrei und Diskussionen warum, wieso, weshalb, aktuell ist Ruhe - und wenn die Ereignisse dann vor der Tür stehen, wird sich das wiederholen.

Schon in Peking 2008 wurde mehr über Politik diskutiert als über den Sport an sich.

Ich denke, klar ist es immens wichtig, auf Missstände aufmerksam zu machen. Aber das bringt nur dann was, wenn sich langfristig wirklich was bewegt - und nicht nur im Rahmen von Großereignissen mal angesprochen wird.

Und mal kurz OT:

Zitat von: A.n.j.a am 06. Juni 2012, 18:25:22

Die Sache mit den Hunden: das ist ein ganz wichtiger und sehr korrekter Punkt.

Die "Haustierkultur", sag ich mal, in Deutschland oder generell den meisten Industriestaaten wird so oft als normal und selbstverstaendlich vorausgesetzt. Dass das  in sehr weiten Teilen der Welt das so absolut nicht der Fall ist, ist vielen gar nicht klar.



Ich hab vor zwei Tagen ein Radiointerview gehört mit dem Inhaber einer Zoohandlung, welches mir die Schuhe ausgezogen hat. Der vertreibt u.a. sehr vermenschlichte Hundenahrung (z.B. Hundepizza), dazu Designerklamotten von Harald Glööckler für Hunde - also da treibt die hiesige Haustierkultur Blüten, die ich auch nicht mehr normal finde  :o
Na ja, der Typ sagte, es verkauft sich gut und er klang, als würde er so  s-:) gucken.
Das ist dann die kostspielige Variante der nicht artgerechten Tierhaltung.  :P

starlet

ich bin scarlets meinung.


mit den hunden. tjaha.... das ist so. in anderen ländern ist dsas gang und gebe, weil die sich halt so viel vermehren und so. und da interessiert es auch kein schwein.

liadan

#38
Zitat von: starlet am 06. Juni 2012, 19:33:43
ich bin scarlets meinung.


mit den hunden. tjaha.... das ist so. in anderen ländern ist dsas gang und gebe, weil die sich halt so viel vermehren und so. und da interessiert es auch kein schwein.

In anderen Ländern passiert das mit den Hunden auch, in der Tat und doch das interessiert da auch Menschen die sich dafür engagieren, allerdings geht das dann eben nicht so durch die Presse weil kein Gorßereignis stattfindet ... und es nicht verschlimmert wird aufgrund des Großereignisses und nur weil es in anderen Ländern auch passiert heißt das doch nicht das man das gut heißen muss und tolerieren sollte und vor allem aktzeptieren sollte oder? Vielleicht sollte man einfach mal da ansetzen das die Tiere sich erst gar nicht vermehren und dafür setzen sich Tierschützer in Organisation ein die mitunter herrenlose Tiere einfahgen und kastrieren / sterelesieren, das ist natürlich aufwendig und mit Kosten verbunden und das will keiner tragen und sich drum kümmern.

Anstatt sich eben ein teures EM Tiket zu kaufen und ein Hotel zu buchen könnte man auch das Geld an Organisationen spenden die sich um Kinder, Tiere in Not dort kümmern aber das würde natürlich voraussetzen das man auf sein eigenes Vergnügen verzichtet und wer will das schon, dafür ist Fussball eben für viele Menschen in diesem Ausmaß wichtiger. DAS ist das schlimme daran.

Was ist das denn für ein Argument woanders passiert es auch und es regt sich keiner auf? Das ist für mich kein Argument. In dem Moment wo man die BREITE Öffentlichkeit hat - und das passiert halt wenn ein Großereignis bevorsteht hat man eher die Möglichkeit was dagegen zu tun - Tierschutzorganisationen im kleinen die haben eben nicht so die Presse und die Öffentlichkeit oder vereinzelte Menschen die sich einsetzen. Was ist also jetzt so schlimm daran wenn es nunmal so heiß in den Medien veröffentlich wird dagegen vorzugehen, wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn alles wieder in normalen Bahnen läuft, die EM vorbei ist dann spricht da eben nicht mehr jeder drüber, also sollte man dann doch die Chance nutzen auch in dem Moment was zu tun wo es eben heiß diskutiert wird.

Die Leute wissen was da abgeht, buchen sich Flüge, Reisen, kaufen teure Tickets und setzen sich dann in die Stadien genießen ihren Fussball, machen danach ein paar Touri Rundgänge und fahren dann nach Hause und die Sache ist vergessen, zwischendurch wird ein wenig gejubelt wenn ihr Land gewinnt, dann sind alle Freunde und haben sich lieb und ein paar Wochen später ist alles vergessen bis zur WM und dann geht die Geldmaschinerie von vorne los. Ja so ist das Leben.

Das hat für mich einen ähnlichen Charakter wie ein Urlaub All in buchen in einem armen Land, dann in seinem Hotel sitzen alles bekommen was man will (man hat ja dafür bezahlt) und neben der teuren Hotelanlage krepieren die Leute weil sie kein essen haben, oder eben wenn Touris in bestimmten Landstrichen mit dem Bus durch Armenviertel fahren und Fotos schießen.

Nein, ich lebe auch nicht hunderprozent korrekt aber ja ich bin froh das Glück gehabt zu haben eben hier geboren worden zu sein und nicht in einem Land in dem solche Zustände herrschen.

Heutzutage ist es so verdammt schwer dumm zu sein,  weil die Konkurrenz so gigantisch ist!

A.n.j.a

Amen, Schwester.

Sicher kann man den Menschen ein soziales Gewissen nicht kuenstlich anerziehen, und immer wird es Leute geben, die sagen "Was hilft es den armen Kinderlein in Afrika, wenn ich dieses oder jenes nicht tue".

Dein letzter Satz gefaellt mir sehr. Es ist schoen zu lesen, dass es doch noch Menschen gibt in den teils extrem uebersaettigten - in jeder Hinsicht, Konsum, Medien, lifestyle- Industriestaaten-Gesellschaften, die sich dieses Privilegs bewusst sind.

Once

Doppelamen!

Ich hatte gestern schon zum Schreiben angesetzt, war dann aber so geladen, dass ich es lieber bleiben ließ. Diese Verharmlosungen, dieses unreflektierte Aufschnappen und Weitergeben von Infos über die man sich noch nicht mal selbst informiert hat, dass Ignorieren, das nicht-darüber-nachdenken-Wollen das Abgrenzen nach unten (woanders passiert das ja auch) und die damit einhergehende Legitimierung der Sache aus bloßer Bequemlichkeit heraus: all das nervt mich so. Egal in welchem Kontext.

lotta

Vielleicht hilft es dir und deiner Stimmung, wenn du den Gedanken mal an dich ran lässt, dass nicht jeder Mensch das Weltverbesserergen in sich trägt und auch nach der Erkenntnis lebt, dass es Dinge auf diesem Planeten gibt, bei denen die eigene Wirksamkeit schlicht nicht (unmittelbar) greift.

Das hat nichts mit Ignoranz zu tun und allen andersdenkenden Menschen direkt Bequemlichkeit und Unreflektiertheit zu unterstellen finde ich regelrecht anmaßend.  ???

Die Differenzierung zwischen Dingen die ich ändern kann, Dingen, die ich in begrenztem Maße ändern kann und Dingen, bei denen meine Macht nicht ausreicht, ist ein sehr wichtiger Vorgang und sollte nicht per se  als negativ abgestempelt werden!

Arthur

Ein schöner Beitrag, Lotta.  :D

Once

#43
stimmt grundsätzlich schon lotta, aber gerade hier wurde ja schon mehrfach erläutert, dass die Dinge nicht so einfach abzuhaken sind. Ob es nun um den Tierschutz oder die politische Lage generell geht.
Wenn nun selbst diese Infos konsequent ausgeblendet werden und erneut ein "ist überall so, Schulternzuck ICH WILL FUßBALL" kommt (jetzt mal überspitzt gesagt), dann hat das erst mal nichts mit dem mangelnden Weltverbesserungsgen zu tun, sondern rührt schon in gewisser Weise von Bequemlichkeit bez. der inhaltlichen Auseinandersetzung. Ich für meinen Teil erkenne hier nämlich gar nicht erst eine Nutzenabwägung um ehrlich zu sein. Eher ein Abtun von Tatsachen. Und das ist es was ich ärgerlich finde! Die Infos werden gar nicht erst an sich heran gelassen.

Ich meine es nicht persönlich. Ich spreche auch niemanden persönlich an, es mag auch anmaßend sein. Aber es ist eben auch nicht gerade aus der Luft gegriffen. Insofern nehme ich das mal in Kauf.

zuz

Zu den Tickets bzw. Hotelübernachtungen: Nach meiner Info war es ja so, dass sie die erst zu normalen Preisen verkauft haben und dann die gebuchten(!) Zimmerpreise nachträglich(!) ver-x-facht haben. Das ist natürlich arg und ich vermute mal stark, mafiös und sowas kann tatsächlich eingedämmt werden, indem man dann einfach absagt und das schon bezahlte Geld in den Wind schießt. Das gilt aber ja nur für Leute, die auch wirklcih hinfahren wollten (hier wohl eher niemand). Und da müssten schon sehr, sehr viele absagen, damit es einen Effekt hat.

Zu den Politikern: Doch, ich denke schon, dass die etwas sagen können. Nicht direkt, klar, aber selbst in China werden ja MR-Verletzungen angesprochen. Ich denke jedenfalls, dass man als Politiker entweder wegbleiben sollte oder nur hinfahren, wenn man auch was sagt. Alles andere würde für mich wie stillschweigendes Anerkennen wirken.

@Once: Darf ich mal neugierig fragen, was Du denn genau tust, wie Du Dich konkret engagierst?

Once

#45
in Bezug auf die EM oder generell?

ich engagiere mich nicht aktiv in Bezug auf die EM im speziellen, eher in Bezug auf Tierrecht. Aber ich nehme auch nicht daran teil und kritisiere wie gesagt durchaus die Missstände, politisch wie tierethisch und bin genau wie einige andere hier wütend, dass die Ukraine überhaupt in Frage kam. Ich probiere mich informiert zu halten. Deswegen ärgert es mich auch latent wenn konsequent behauptet wird, die Hunde würden nur dem normalen Tötungshabitus dieses Landes (und vieler anderer) zum Opfer fallen. Dem ist nicht so. Es stimmt zwar, dass in der Ukraine behördliche Veranlassungen zur Hundetötung schon vor der EM bestanden, jedoch nicht in diesem Maße und nicht aus dem Grund der visuellen Aufwertung. Mittlerweile wurde sogar ein Verbot gegen die Hundetötung eingeführt. Dennoch fielen einige zehntausende Hunde Vergiftungen, Verbrennungen oder anderen Tötungsarten zum Opfer und wurden in Massengräbern verscharrt. So als seien sie schlicht nichts wert. Müll der von der Straße geräumt wird. Einzig aus Gründen der Imagepolitur. Das ist pervers! Das ist abartig! Das ist grauenvoll! Und wer die EM unterstützt der unterschreibt gewissermaßen auch dafür.

Ich bin froh, dass die Medien reagiert haben und denke auch, dass jeder zu einem gewissen Maße Einfluss übt. Gerade im Zeitalter sozialer Netzwerk die eine immense Macht auf die Politik ausüben! So haben Beispielsweise McDonalds und Adidas (Sponsoren) darauf reagiert, dass sie via Facebook (im Rahmen der Hundetötung) mehrere Tausend (!) Boykottaufrufe erhielten und so zusammen mit Fifa veranlasst, Einfluss auf die Behörden vor Ort zu üben. Nun wurde ein Gesetz verabschiedet welches die Hundeermordung verbietet. Natürlich agieren Adidas, McDonalds und Fifa in erster Linie um potenzielle Imageschäden abzuwenden - aber es bezweckt etwas. Und das ist Politik! Man ist nie allein mit seiner Meinung wenn man sie nur äußert und sei es nur über Facebook. Ich halte Facebook oder auch Onlinekampagnennetzwerke sowieso für verkannt und unterbewertet da dies tatsächlich das Medium ist, welches am schnellsten Einfluss auf Gesellschaft und Politik übt. Natürlich muss darüber hinaus noch was passieren. Aber so kann im Prinzip jeder anfangen ohne sich die Finger schmutzig zu machen. Und das trifft doch genau den Nerv unserer mehr als nur bequemen Gesellschaft.

A.n.j.a

#46
Once  :-*

Da hast Du wunderbar einlenkend schoen die Kurve gekriegt, Hut ab.

Lotta, Dein post fand auch ich sehr schoen, neutral, unpolemisch und eben auch andere Sichtweisen aufzeigend, ohne diese als neurotisch-undifferenziert hinzustellen.

Once, es gibt halt solche und solche. Dein sozial-politisches Engagement, zumal seit langer Zeit und in verhaeltnismaessig jungen Lebensjahren, ist fuer mich persoenlich - und ich bin ja, wie Du weisst , eher die Fiddle-dee-dee-Fraktion in vielen Lebensbereichen - sehr, sehr beeindruckend und enorm bewundernswert.

Diese Sensibilitaet gegenueber vielen Misstaenden anderen zu unterstellen in dem Sinne, da muss man doch hinsehen, -hoeren, was machen - die geht einfach vielen ab. Ohne dass sie das zu sehr schlechten Menschen macht.

Vielleicht eher zu Menschen, die evt. lieber Politik und Vergnuegen (Sport) trennen um des eigenen Wohlbefindens willen - oder auch, weil sie durchaus differenzierter denken als durch 3 Zeilen Post angenommen - aber sich nicht eine so empfunden fremdbestimmte Betroffenheit oktroyieren lassen wollen?

Dann gibt es auch die, die keinerlei Interesse an und Ahnung von aller Art Missstaenden haben, teils nicht mal im eigenen Land. Aber die halten sich in den meisten Faellen aus solchen Threads ohnehin raus.

Bottomline: bei allem Respekt  und allem bejahenden Verstaendnis fuer eine Sensibilisierung der Massen, eine Art Wachruettel-Motivation, die ich ueber die Massen teile - erlaube mir, mit einer etwas platt anmutenden, aber durchaus nicht unpassenden Kalenderweisheit  zu schliessen - jeder ist seines Glueckes Schmied.

Und wenn es einen gluecklich macht, wegzusehen, nicht nachzudenken, nicht in Frage zu stellen, dann sollte man das vielleicht einigermassen wertungsfrei  (zumindest nach aussen) so hinnehmen.

Ich bin da sicher auch etwas berufsgeschaedigt, und im Verbund mit meiner nicht wirklich latenten Harmoniesucht ergibt das keine wirkliche Konfrontationsattituede.

Aber bevor man sich angiftet, wer das groesste Bewusstsein hat, und wer eventuell nicht, aus freigewahlten Gruenden, PEACE.




A.n.j.a

Zuz: Politiker sagen ganz bestimmt eine ganze Menge zu dem Thema, und wenn auch in verbraemten Nebensaetzen und hinter verschlossenen Tueren. Nur schlaegt sich das eben nicht in Schlagzeilen nieder, da es ein extrem sensibles Thema ist.  Da sind Nichtregierungsorganisationen wie ai fein raus, da per se auf Konfrontationskurs.

Meine Vision ("stellt sich in Kiew dahin") war jetzt die eines deutschen Spitzenpolitikers, der in einer grossen Menge in einem Interview mit gefuehlt 100 Mikros und Kameras vor der Nase eine drastisch-deutliche Ansage macht. Das passiert nicht!

Und aus gutem Grund, nicht dass ich das nicht wollte, aber ich hab es ja nun zu Genuege dargelegt, wie das meiner Erfahrung nach funktioniert - und warum.

Schnauferl1974

Ich freue mich total auf die EM!!
Natürlcih ist es schlimm. was da passiert und es sollte auch darauf aufmerksam gemacht werden, ab er es kann kein Fußballer was afür, keine Fan.....

Missstände gibt es überall wenn man danach sucht!!

A.n.j.a

Ach Schnauferl, neee - wenn man danach sucht? Vielleicht eine unglueckliche Wortwahl, aber - wie waere es eher mit - wenn man sich informiert und man mal hinguckt?  Heutzutage mit Netz etc. sowas von einfach, Minutenfrage - wenn man es wissen will!!!

Wuerdest Du eine Olympiade in Nordkorea kritiklos ansehen?