Flüchtlinge - Und Ihr?

Begonnen von guest1707, 02. September 2015, 14:26:29

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Sweety

Ich sehe deine Besorgnis, Giftal. Seh ich das richtig, dass du glaubst, dass hier zu wenig Platz und zu wenig Geld ist?
Was ist dein Vorschlag?
Dass sie bleiben, wo sie sind oder dass sie sich an enger besiedelte und ärmere Länder wenden sollten? Ich kapier es immer noch nicht.

Zumal ich es trotzdem egal finde. Guck dir an, was sie auf sich nehmen, um von dort zu fliegen, wo sie unter besseren Umständen sicher gern geblieben wären und sicher sogar geblieben sind bis zur letzten Sekunde.
Ist es nicht total wurscht, wieviel Geld wir dafür aufwenden müssen, ihnen zu helfen?
Ist es das nicht wert?
Wäre es das nicht sogar wert, selber auf was zu verzichten?

Katie

Zitat von: schwarzesgiftal am 02. September 2015, 23:22:07
Zitat von: Katie am 02. September 2015, 23:18:45
Zitat von: schwarzesgiftal am 02. September 2015, 23:13:39

ich habe nichts gegen Flüchtlinge.. ABER...




Zu schnell abgeschickt, du hasst es ja jetzt genau so gesagt.  s-:)

das aber war auf das bezogen warum ich das ganze etwas zwiegespalten sehe... aber wie gesagt, sagt man etwas dagegen wird man eh gleich abgestempelt.. war klar...


Dann komm doch bitte mit richtigen Argumenten und sag nicht dass du zwiegespalten bist, weil du hier nur Bildzeitungsmuell widerkaeust. Sorry. Aber das Thema macht mich emotional und solche "Meinungen" wie deine darf man einfach nicht gelten lassen.

Denn komischerweise regen sich solche wie du auch nicht die ganze Zeit darueber auf wenn irgendwelchen Grosskonzernen Subventionen in den A-r-s-c-h geblasen werden, oder das Bankenproblem... usw.
Es gibt so vieles wofuer das Geld wirklich verschwendet wird, aber dagegen erhebt ihr nie die Stimme.

schwarzesgiftal

#52
solche wie ich... danke auch... und genau das mein ich mit man darf hier seine Meinung eh nicht kundtun..

Bildzeitungsmüll ... das ist kein Bildzeitungsmüll das sind meine eigenen Gedanken die ich mir über die Situation gemacht habe.. aber lassen wir das..

wie gesagt... hier wird eh gelesen was gelesen werden will... und wenn man nicht USERoberwichtig ist hat man ohnehin nichts zu melden....


achja und solche wie mich interessieren Grosskonzerne nicht die Bohne ... aber is ja egal hier scheinen mich ja einige sehr gut zu kennen
" I'd rather be hated for who I am, than loved for who I am not."

Sweety

Aber Giftal, wenn du dir so deine Gedanken machst... informierst du dich dann auch?
Also so richtig?

Dann wüsstest du doch, dass sowohl Platz als auch Geld durchaus vorhanden sind. Und zwar für mehr, als jetzt schon da sind.

Ich gestehe - ich kapier es immer noch nicht.

Bedenken beziehen sich doch auch immer auf etwas. Worauf stützt du die denn? Denn das, was das unterfüttert, was du schreibst, ist in der Tat Bildzeitungsmüll.

schwarzesgiftal

da is nichts bildzeitungsmüll da ich noch nicht mal bildzeitung lese... wie gesagt mir war sonnenklar wenn ich meine bedenken äussere wirds falsch aufgefasst..

schön und gut wenn momentan genug geld da ist.. und wie sieht es in zukunft aus.. das sind die bedenken... es is ja schön und gut wenn sie derzeit versorgt und untergebracht sind, aber wielange soll das gutgehen... bayern spricht jetzt schon von der flüchtlingskrise... und ich geh ja auch nicht mit scheuhklappen durch die gegend... ich kann doch wohl beurteilen inwiefern wir hier wohnungsmässig ausgelastet sind.. usw..

auf dauer braucht man sich hier echt nicht mehr wundern wenn sich kaum noch einer traut seine gedanken mitzuteilen... seh ja wiedermal was man davon hat.. man schreibt seine bedenken, oder gedankengänge.. und dann wird man gleich automatisch wie der grösste rassist hingestellt.. und sorry aber sowas brauch ich mir nicht gefallen zu lassen...
" I'd rather be hated for who I am, than loved for who I am not."

A.n.j.a

Liebe Giftal, ich schätze es sehr, dass Du Deine Meinung hier gegen den  Strom unbeirrt kundtust. Vielen Dank dafür!!! 

Ich hätte mir mehr Wortmeldungen dieser Lesart gewünscht, aber Giftal hat wohl recht, dass bei all dem Gutmenschen-Lalala dafür kein Platz zu sein scheint oder auch einfach keine Konfrontationsbereitschaft.

Ich meine das ganz ernst, Giftal, und danke nochmal für Deine Beiträge. Bitte bleib dabei.

Ich sortier mich jetzt kurz und bin dann wieder da mit meinem eigenen Beitrag.

Mondlaus

#56
Anja Gutmensch - wirklich jetzt  :-\  Ein Wort, das Menschen verhöhnt, die gutes tun? Es gehört doch genau zu diesen Totschlagwörtern, die man aus der Diskussion eigentlich raushalten sollte, wie Nazikeule, Lügenpresse oder von mir aus auch gleich Rassist (xenophob benutzt ohnehin keiner ;)  )

Zu den Bildern im Netz mit den toten, angeschwemmten Kindern. Sehr powerful, aber ich würden jeden bitten, sie nicht zu teilen. Diese Kinder haben Menschenwürde, in den deutschen Medien wird nicht ohne Grund auf die Darstellung von toten Menschen verzichtet. Ihre Eltern wollten für sie ein besseres Leben und hätten nicht gewollt, dass sie instrumentalisiert werden. Es käme auch keiner auf die Idee, ein bei einem Verkehrsunfall getötetes deutsches Kind zu verbreiten, um auf die Gefahren von schnell fahren hinzuweisen.



Kind 2011
Kind 2014
...

Nellie

Mich belastet das Thema sehr und zwar in vielerlei Hinsicht.
Die Bilder der Flüchtlingsmassen zu sehen macht mich unheimlich traurig und betroffen. Auch weil ich im Hinterkopf habe, wie viele die Flucht gar nicht erst schaffen und das noch viel mehr die Flucht gar nicht erst antreten, in ihren Herkunftsländern leiden und sterben.
Ich fühle mich dabei so machtlos, hilflos, wie ein nutzloser Wassertropfen in einer großen Wüste. Ich habe das Gefühl noch mehr tun zu müssen, weiß aber nicht was.
Ich bin ehrlich gesagt auch ratlos, wie wir anhaltende Flüchtlingsströme dauerhaft in unsere Gesellschaft integrieren können. Ich habe die Befürchtung, dass die Ströme nicht abbrechen werden für die nächsten Jahre und irgendwie keiner eine Idee hat. Ich nehme jeden Flüchtling hier herzlich auf. Ich bin froh über jedes gerettete Leben. Aber ich glaube auch, dass die Flüchtlinge irgendwann nicht mehr nur von Almosen und Sozialhilfe in großen Sammelunterkünften leben wollen. Wir müssen die Kinder in das Schulsystem integrieren und zwar so, dass sie Abschlüsse machen. Wir brauchen effektive Sprachkurse, Integrationshelfer und vieles mehr. Langfristige Planungen. Selbst wenn in 6 oder 8 Jahren der IS besiegt und Syrien wieder sicher ist - wollen wir dann alle wieder zurückschicken? Inklusive hier geborener und aufgewachsener Kinder z.B.? Ich habe das Gefühl, dass sich auch in der Politik keiner an das Thema ran traut.
Ich finde es ebenfalls erschütternd, dass zum Teil Volksgruppen aus EU-Mitgliedsstaaten und Beitrittskandidaten fliehen müssen und die Verantwortlichen das Hinnehmen bzw. die Verfolgung der Sinti und Roma nicht anerkennen. Ähnlich erging es den Juden im 3. Reich. Es gab 1938 eine Konferenz in Evian zu dem Thema. Makaber wie das Leben so ist, stand schon damals nicht eine optimale Verteilung und Unterstützung der Flüchtlinge im Fokus, sondern die Gefährdung der Aufnahmeländer durch die Flüchtlinge. So wirklich haben wollte sie ja keiner und jeder betonte wie viel er ja schon getan hätte und jetzt wären ja mal die Anderen dran. Kommt mir trauriger weise so bekannt vor.
Das Brandanschläge auf Unterkünfte verübt werden, Flüchtlinge beschimpft und Steine geworfen werden überrascht mich nicht. Auch wenn es natürlich schrecklich ist. Ich will gar nicht wissen, wie viele Flüchtlinge dadurch retraumatisiert werden. Als Teil eines homosexuellen, gemischtrassigen Paares habe ich aber nicht viel anderes erwarte.

Was die Finanzierung angeht: ich wäre ja für den Flüchtlingssoli :)

A.n.j.a

Neinneinnein sorry. Sorry!!!

ich wollte noch was danach schreiben, Gutmenschenlala war dann doch das einzig Ironische in dem Beitrag.Ich habe das nicht klar herausgestellt.

Verzeihung!

Das war nicht diskretierend gemeint, alles andere als das. Ich schreibe an meinem Beitrag, kommt bald.


Mondlaus

Oh, die Ironie hab ich nicht aufgegriffen... Aber stimmt, Konfrontationsbereichtschaft ist wichtig, aber das überlass ich dir, ich halte mich aus der politischen Diskussion weitgehend raus. Da ich recht viel mit den Vertriebenen in Kontakt bin, fehlt mir die Objektivität und Geduld. Das können dann andere besser.

Aber vielleicht könntest du mal erklären, wie viele der Menschen überhaupt aufgenommen werden, wie die Kontingente sind etc, z.B. für Syrien?
Kind 2011
Kind 2014
...

A.n.j.a

:-* puhh. Alles gut?

Ehm, mach ich gerne jetzt partially, facts & figures dann nachliefernd. ZAhlen sind so eine Sache. Massive Dunkelziffer der Wartenden etc..

Mondlaus

Bisher hatte ich immer die Zahl mit 20 000 von 2014 im Kopf. Plus Familienzusammenführung. Eine bekannte Familie hat darüber gerade eine Aufenthaltserlaubnis bekommen, also scheinen die Kontingente noch nicht erfüllt?
Kind 2011
Kind 2014
...

A.n.j.a

Kontingente gibt es nicht. Es gab das LAP und BAP (Länder- und Bundesaufnahmeprogramm), das war kontingentiert, meint Du das? Siehe BAMF-website.

Dublin III ist nun auch offiziell ausgesetzt, non Kontingent.

Sweety

Ich bin jetzt irritiert. Ist es jetzt etwas Arges, etwas Anprangernswertes, wenn man diese Frage nicht "zwiegespalten" sieht?

Wenn das der Strom ist... dann bitte gerne. Dann schwimm ich aus vollem Herzen und gerne mit dem Strom. Warum sollte ich es nicht tun? Einfach um es nicht zu tun?

Es war doch klar, wer sich hier als "Stromschwimmer" offenbaren würde und evtl. noch wird.
Nur, dass es vorhersehbar war und ist, macht es doch aber nicht weniger wert?
Dass es Netti und Katie und Mondlaus und ich sind. Dass, wenn sie sich zu Wort meldeten, vermutlich redheart und Sarkana und Once auf den gleichen Zug springen würden. Einige andere auch.
Dass man die "Ich bin ja nicht dagegen, aber..."-Userinnen auch schon im Vorfeld benennen könnte.
Das sagt doch erstmal nichts weiter aus, als dass man die Forendynamik ein bisschen kennt.

Über die Flüchtlingsproblematik sagt es nichts und mit Mut hat das gleich gar nichts zu tun.
Da muss ja nur im Post stehen: "Ich habe eine andere Meinung, aber die sag ich nicht, weil man das nicht darf und sonst alle auf einen prügeln." Bämm... schon kann man nicht mehr verlieren, egal was man absondert. Im schlimmsten Fall ist man immer noch der einsame Wolf, der Märtyrer.
Das ist billigste Polemik. Wundert mich, dass du (die ich als Sprachwalterin und eigentlich allergisch gegen derlei Umtriebe kenne) darauf abfährst und das als "Mut" bezeichnest.

Naja, egal. Geht vom Thema ab.

Sorry.

Ich bin weiterhin kein kleines bisschen zwiegespalten und sehe weiterhin auch nicht einen einzigen logischen Grund für Zwiegespaltenheit :)

Nellie s-daumenhoch s-daumenhoch s-daumenhoch

A.n.j.a

#64
Hey Stefanie :),

dankeschön für den schönen  Start dieses so wichtigen Themas!

Ich freue mich enorm über die menschlichen, differenzierten, politisch bewussten Statements, die hier das Gros ausmachen.

Mir fehlt ein Stück weit,  ich schrieb es eben, die andere Seite - die, die klar sagen, wo sollen die denn alle hin, müsssen wir die denn alle versorgen, wo soll denn das enden, warum denn alle hierher etc. .

Ich nehme Euch allen ab, dass Ihr das, was Ihr hier schreibt, so empfindet und auch nach aussen transportiert, evt. sogar mit Taten. ich erinner mich da an Lotte, die seit ganz langem ehrenamtich tätig ist, wow, sowas von Hut ab.

Jedoch ist es innenpolitisch ein solcher Riesenberg, der zu bewaeltigen ist.

Nellies Beitrag finde ich ganz besonders klasse, vielen Dank dafür. Empathie und politisches  Verständnis für die Flüchtlinge, aber eben auch das mitttel- bis langfristige Bedenken der Konsequenzen für das gesamte Sozialgefüge, die Infrastruktur unsres Landes, das spricht auch aus vielen Beiträgen, und ich freue mich so sehr, was für differenzierte und kuge Meinungen es hier gibt.

Ich sage ehrlich, was die innenpolitische Bewältigung angeht, bin ich ein Stück weit ahnungslos und auch interessensmäßig, selbst wenn ich hier lebe, aussen vor - denn mich tangiert vor allem die aussenpolitische Komponente.

Wir haben Hunderttausende Flüchtlinge in der pipeline im Libanon und in der Türkei, seit Anfang Juli habe ich da einen Sonderauftrag, den stelle ich woanders hier gerne mal ein, wenn online. Es geht um die rasche Bearbeitung der vielen dort wartenden Nachzugsberechtigten.

Wohlgemerkt, ich spreche hier ausschliesslich von syrischen  Flüchtlingen. Andere Flüchtlinge aus auch sehr schwierigen Ländern gibt es ebenfalls. Und dann die Masse an sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen. Die jeweilige Differenzierung traue ich dann aber doch allen zu, so dass mir Sprüche wie 'die nehmen uns das und dieses weg' total am Kleinhirn vorbeigehen.

Folgender Beitrag im SPON trift es ganz gut und ist ansprechend aufgearbeitet: [Login or Register]

Da ist soweit alles Wesentliche zu Asyl, Flüchtlingsschutz, Genfer Konvention, Wirtschaftsasyltourismus etc. erwähnt. Sicher eine kleine Fleissarbeit, sich da durchzuklicken, aber m.E. durchaus den Massen an Menschen, um die es hier geht, geschuldet.

Jeder hat so sein eigenes Universum inklusive Sorgen und Nöte. Jeder. Und das sei auch jedem zugestanden. Man kann die Welt nicht durch Betroffenheit retten, und man ist sich selbst der Nächste.

Was man machen kann, ist dann wieder von der jeweiligen Orga-Struktur des Umfelds abhängig. Ich gebe Sweety da sowas von recht, was wir gerade haben, ist kein Geld- oder manpowerproblem - wir kriegen es einfach organisatorisch nicht auf die Reihe, bei allen wirklich massiven und lobenswerten Bemuehungen aus staatlicher und nicht-staatlicher Richtung.

Und dann bin ich wieder beim Föderalismus, wo ich mir wünsche, dass eine Merkel mal die Knute in die Hand nimmt und sagt, Ihr, Ihr, Ihr, Bundesländer, je nach Auslastung , bekommt vom Bund folgende Sonderzuwendung finanziell und personell, und nun macht mal und kümmert Euch.

Diese gesamte Herausforderung ist logistisch der Hammer.  Ich wünsch mir so, dass die Innenbehörden  das irgendwie gestemmt kriegen, Hilfe vom Bund erhalten.

ABER!!!!!!  In Syrien tobt seit Jahren Krieg und NIEMAND hat etwas gesagt! Das wurde ausgesessen!!!  Und jetzt ist Polen, halt, Syrien offen und die armen Leute suchen neue Heimat! In einem Land, dessen pures Alphabet sie als Araber nicht mal können. Alphabetisierung von im Zweifel bereits sehr gebildeten Leuten mal anders!


Wir setzen im AA gerade m.E. bahnbrechende Initiativen um, die seit Juni quasi aus dem Boden schossen, die massive Entlastung unserer Vertretungen in der Türkei und im Libanon zu Folge haben sollen, damt diese extrem hohe Dunkelziffer all der Frauen und Kinder, deren Ehemann/Vater durch im Zweifel Schlepper es nach Deutschland geschafft hat, nachkommen können.

Juristisch möchte ich eins klarstellen: diese "Nachflüchtinge" haben im Rahmen   bestimmter Vorgaben (vom BAMF anerkannter Status, Fristwahrung) einen ANSPRUCH, nach Deutschland zu kommen. Einen Anspruch. Sie SOLLEN, MÜSSEN!!!

Das ist unser Bekenntnis im Aufenthaltsgesetz auch vor Syrien, basierend auf dem verfassungsrechtlichen Grundsatz von der Einheit von Ehe und Familie.
Das muss man verinnerlichen.

Diese Menschen sind keine Bittstelller, denen ein feudalistischer Fürst nach Lust und Laune sagen kann, och nee, Ihr nicht. Hier ist kein Platz mehr (also, wie wir ihn kennen, seit 1945, alle schick, Wirtschaftswunder, unbemannte Turnhallen etc), Ihr stört das Stadtbild, also irgendwie.)

ANSPRUCH.

Diesem Bekenntnis unseres Ausländerrechts müssen wir nachkommen.


Ich sage nicht, wir sitzen alle fett und bräsig im reichen Erstweltland. Aber ich bin kurz davor, es zu sagen.

Wir stehen vor einer Jahrhundert-Herausforderung. Nicht umsonst ist das Thema das, was man im Radio oder TV als Erstes und Letztes hört und sieht.

Keiner von uns muss seine Wohnung hergeben oder Flüchtlinge beherbergen.
Keinen von uns tangiert das tatsächlich (sofern kein Flüchtlings-Soli eingeführt wird, danke Nelliee, ich bin total dafür!!!)

Keiner muss den Gürtel enger schnallen.
Nur mal über den eigenen Telllerrand gucken. Mitfühlen. Viielleicht was tun.

Nochmal, anderslautende Meinungen sind normal und ok. Wer sich überrannt fühlt, das allles zuviel, über dessen Beiträge freue ich mich. Andere Sichtweisen.

Sicher auch berechtigt. Aber im Grossen und Ganzen vielleicht. etwas nachdenklicher, demuetiger. Im Lichte der Katastrophe, die das syrische Volk getroffen hat.

Anja


mausebause

#65
Ohne jetzt erstmal auf einzelne einzugehen- ich schließe mich dem allgemeinen Tenor hier an und zwar ohne wenn und aber!
Was das Thema um die eigenen Kinder betrifft: mit Helena rede ich da viel drüber und zwar ohne zu beschönigen.. sie ist natürlich auch schockiert, sind wir alle, aber für mich ist das wichtig dass sie versteht WARUM jemand ohne Hab und Gut sein Land verlässt und schlimmste Wege und Situationen dafür in Kauf nimmt..nur so beuge ich hoffentlich einem späteren "...ich hab ja nichts dagegen, aber." vor ....

Aktuell haben wir hier leider noch recht wenig Flüchtlinge, aber bei denen dir hier sind haben sie eine m. M.nach tolle Regelung gefunden, denn die wurden quasi voll integriert in den umliegenden Dörfern..
Desweiteren wird nun überlegt wo und wie man in den umliegenden Städten etwas machen kann, ich hoffe es scheitert nicht wieder an Bürokratie, denn genug Platz gibt es!!!!!

So ich schick jetzt erstmal ab....

Honey

#66
Ich antworte jetzt erstmal, ohne den bisherigen Themenverlauf hier gelesen haben...
Wie wir als Familie damit umgehen:
Persönliche Hilfe, Spenden, Anbietung von Freundschaft und dadurch erklärt sich sehr Vieles für unsere Kinder von selbst.  :)
Aus speziellem Grund müssen wir eine bestimmte Distanz wahren (offen im Forum erklären kann und werde ich das nicht), aber alle Hilfsmöglichkeiten, die wir außerhalb dieser Grenze anbieten können, schöpfen wir aus und bisher haben wir wirklich gute Erfahrungen gemacht. :)

Rest editiert, sorry.
~ The Love Inside You Take It With You. Swayze & Family Comes First. Sandler ~
 

~ Wir machen uns die Welt, widdewidde wie sie uns gefällt ~

~ Oma Netti ~

Fragen wir halt mal so: Wenn man große Bedenken hat und zwiegespalten ist, welche Lösungsvorschläge bietet man? Was für Gedanken hat man dann dazu, wie diese riesige Flüchtlingswelle zu händeln wäre? Ernste Frage.
Grundsätzlich verstehe ich erstmal, dass Menschen auch Angst haben. So ist es ja nicht.
Und grundsätzlich verstehe ich auch, dass man angesichts der Flüchtlingsmassen Bedenken hat was die Zukunft betrifft, denn ich bezweifle dass der Strom so schnell abreißen wird.
Nur .... welche Lösungsvorschläge haben die Zweifler?

Dass sich jeder Mensch selber der nächste ist, ok. Mag in bestimmten Situationen stimmen. Geht es ums nackte Überleben - bestimmt. Aber geht es in einem Land wie dem unseren darum, dass ich mir vielleicht nicht jedes zweite Jahr ein neues IPhone gönnen kann, dass das Auto 3 Jahre länger gefahren werden muss oder dass der Sommerurlaub vielleicht ausfallen würde, dann sind das einfach Luxusproblemchen. Und nö, da kann ich es nicht so ganz hinnehmen, dass sich eben jeder selber der nächste ist.  :-\
Ich könnte nicht an einem gut gedeckten Tisch sitzen, wenn ich wüßte im Haus nebenan wohnen drei Kinder, die hungern.  :-\




A.n.j.a

Alle, die erklären: mch würde interessieren, WAS genau Ihr da erklärt. Und wie.

Wo das Land ist?
Was dort passiert?
Bilder zerbombter Städte? Sicher nicht toter Menschen, aber z.B. Krankenhäuser nach Angriffen?

Oder eher abstrakt, iSv böses Land, böse Könige/Herrscher, kein Essen, keine Sicherheit?



Honigbluete

Ich sehe es wie Junikorn, es gibt Gegenden, in denen genug Platz ist, Menschen unterzubringen. Es sterben in ländlichen Gegenden die Dörfer aus, da können Flüchtlinge untergebracht werden. Und die ganze "Maschinerie", die dadurch in Gang gesetzt wird, bringt auch den einen oder anderen Job in diese strukturschwachen Gegenden. Klar wird das von uns allen einiges abverlangen, sei es finanzieller oder persönlicher Art, aber ich sehe das als unsere Verpflichtung als Mensch an, anderen zu helfen. Es ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen, es müssen natürlich auch Fragen nach der langfristigen Auswirkungen gestellt - und gelöst - werden.
Hier vor Ort hat eine ältere Dame ein Zimmer bei sich für eine geflüchtete Frau zur Verfügung gestellt. Zum einen, weil sie selbst mal Flüchtling war und zum anderen aber auch, weil sie sich über ein bisschen Gesellschaft und Unterstützung im Haushalt freuen würde. So entsteht eine win-win-Situation, Hilfe muss nicht immer absolut selbstlos sein. Wir brauchen viel mehr von solchen Taten, von Menschen, die zeigen, dass die Flüchtlinge nicht nur Bedrohung sind, sondern auch Bereicherung sein können. Da muss ein Umdenken passieren, in einem weiteren Schritt könnten auch Flüchtlinge, die schon etwas länger heir sind, als Helfer fungieren, beim Übersetzen, in der Verteilung der Spenden etc etc. Das wichtigste finde ich erstmal, dass die Flüchtlinge sich hier willkommen fühlen und Sicherheit erleben können. Dann Integration und Anerkennung ihrer Fähigkeiten, Hilfe zur Selbsthilfe,...

Flower Eight Revival

#70
@anja
viel erklären muss ich nicht, liegt aber natürlich an ihr Alter. meine Tochter kennt "unsere" Geschichte, ist politisch interessiert und sitzt täglich gebannt vor den Tagesthemen, liest Zeitung etc. Ausserdem sieht sie täglich auf dem Weg zur Schule das Elend der Flüchtlinge, da das Amt für Migration auf dem Weg liegt. In unsere Stadt ist eine Erstaufnahmeeinrichtung, 3 Turnhallen werden zur zeit provisorisch als Unterkunft genutzt. Wenn sie Fragen hat, werden sie beantwortet. Ohne "Samthandschuhe", sondern so wie es nun mal ist. In ihrer Schule werden aktuell keine Flüchtlingskinder unterrichtet, bei meinem Sohn mittlerweile in alle Klassen.  :)


mausebause

Anja hier ist es so dass sie logo Nachrichten schaut und dann eben nachfragt..oder Gespräche mitbekommt und Sachen genauer wissen will..
Die politische Sache erkläre ich da wenig, das ist für sie noch zu abstrakt.. aber ich versuche zu erklären warum sie fliehen müssen und auf welchen Wegen das leider teilweise passiert aufgrund der großen Verzweiflung..
Z.b.meinte sie irgendwann dass sie aufjedenfall ihren Kater mitnehmen würde und ich hab ihr dann versucht zu erklären warum so etwas dann eben nicht mehr möglich ist.. also da geht's eher um die persönliche Schiene..auch dass ihre Oma (meine Mutter) seinerzeit fliehen musste im 2. Weltkrieg...

Meph

Sie wissen, dass die meisten aus Syrien kommen, dass es aber auch in anderen Ländern schlimme Kriege gibt. Die genaue politische Lage um die vielen Gruppierungen kennen sie mit 5 bzw 8 Jahren so noch nicht, ich habe ihnen da tatsächlich gesagt, dass es dort sehr böse Menschen gibt mit einem sehr bösen "chef", der ihnen alles wegnimmt, die Häuser zerstört, sie keine Spielzeuge, keine Kleidung, kein essen mehr haben und große Angst davor haben müssen, dass die bösen Menschen ihnen furchtbar wehtun. In Kinderworten, aber unbeschönigt. Freya bekommt  natürlich schon wesentlich mehr mit als Ragna, sieht Nachrichten, liest Zeitung... Für Ragna ist es sehr abstrakt.. allein die vorstellung 10 mal die längste ür sie vorstellbare strecke (Hamburg-München) zu fuss und ohne Schlafplatz und Kleidung laufen zu müssen weil man kein Zuhause mehr hat ist für sie unvorstellbar.
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Für Dezentralität und Eigenverantwortung! https://www.youtube.com/watch?v=8zeg_R-PMAw
1DfyhRV3c7nRGPQuF4PdMkhJYtqE3BmSzW

Schnukki

Wenn ich mir Facebook und Co. anschaue - dann braucht man sich aber auch nicht wundern, warum zum Teil so viele verstörende Meinungen unter gewissen Berichten etc. sind.

Da braucht man sich doch nicht wundern, dass so viele denken *die bösen bösen Flüchtlinge kommen und nehmen uns weg*  :-\
Kaum jemand macht sich doch die Mühe oder hat auch die Zeit und Lust dazu sich intensiver damit zu befassen  :-[

Und ich rede nicht vom Bild-Zeitungs-Niveau ... ich sehe Berichte von Spiegel .. Spon .. FAZ und darunter Kommentare wo ich wirklich erschrocken bin. Da reden Menschen nicht von Flüchtlingen aus Kriegsgebieten, sondern von Menschen die mehr Just for Fun ihr Land verlassen, weil hier in Deutschland ja alles besser ist.
Dann sieht man Artikel darüber, dass Flüchtlinge jetzt kostenlos WLAN bekommen.
Das Flüchtlinge in Berlin Tagelang in Schlangen stehen - um überhaupt registriert zu werden - um dann überhaupt versorgt zu werden - darüber habe ich nirgendwo etwas gesehen. Diese Leute haben keinerlei Versorgung bekommen - wären nicht private Vereine und Menschen mit Mitgefühl vor Ort gewesen.



eisi04

Danke für den Thread, mich - wie viele andere - beschäftigt das Thema in den letztem Wochen sehr ..... :'(
Ich finde mich was die Grundhaltung angeht vollumfänglich bei Sweety, Junikorn, Meph etc. wieder. Wir sind eines der reichsten Länder der Welt, rein aus finanziellen Aspekten ist die Aufnahme der Flüchtlinge bei uns unsere verdammte Pflicht.....!!!
Aber ich sehe auch die mittelfristigen Probleme, diese Menschen haben ein Recht auf Bildung und Arbeit, sie müssen in unsere Gesellschaft integriert werden. Ich wohne in Duisburg, für diese Stadt - wie sicherlich für viele andere - ist das eine echte Herausforderung (organisatorisch und finanziell) ....wir haben einen hohen Anteil an Migranten, in den letzten Jahren sind hier viele Bulgaren und Rumänen hin gezogen (die immer noch vielfach unter absolut menschenunwürdigen Bedingungen  hier leben) und jetzt kommen die Flüchtlinge mit ihrer vielfach unfassbar dramatischen Geschichte...
Und da sehe ich, dass es bei vielen  eben doch keine "wahrhaftige" (mir fällt kein besseres Wort ein  :-( :-() "Willkomenskultur" gibt....  die meisten sind gerne bereit ihr ausrangiertes Spielzeug und ihre getragenen Anziehsachen bei der Diakonie abzugeben, aber ansonsten wollen meiner Ansicht nach viele das Problem nicht in ihrer Nähe haben. Nachdem  in Duisburg die Flüchtlinge zunächst in den bekannten Stadtteilen Marxloh und Hochfeld untergebracht wurden (frei nach dem Motto:"die kennen sich ja mit so etwas aus") wird nun in einem der "Bildungsbürgertum - Viertel " ein altes Verwaltungsgebäude zum Flüchtlingsheim umgebaut..... Und jetzt kommen diese sogenannten "Gutmenschen" und erklären, dass sie das wirklich problematisch finden, weil ihre Immobilien durch die Nähe zum Flüchtlingsheim weniger wert sein könnten und das Niveau in den Schulen hier in der Umgebung durch die vielen Flüchtlingskinder auch sinken würde... :(
Und diese Einstellung macht mich nicht nur unfassbar wütend, sie macht mir auch wirklich Sorgen, weil ich glaube, dass sie die notwendige Eingliederung dieser Menschen hier sehr erschwert !