Ambulanter Pflegedienst wie schnell verfügbar - neue Frage!?

Begonnen von SarkanaM, 17. Dezember 2012, 19:09:36

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SarkanaM

Hallo,

ein paar von euch arbeiten doch in der Pflege oder kennen sich vielleicht aus.

Situation: Kranker soll aus KH entlassen werden, aber der Ehepartner kann die notwendige Pflege nicht leisten. KH sagt: dann müssen sie ihn ins Heim überweisen.

Wie schnell kann meinen einen ambulanten Pflegedienst ordern?

Wie läuft das ab? MUSS man zwingend eine Pflegestufe haben? Kann man das notfalls auch selbst zahlen?

Würde man überhaupt ad hoc einen Heimplatz kriegen?
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"In the age of information, ignorance is a choice."

Frau B.

#1
Ich war ja im Sozialdienst einer großen Klinik. Wir haben die Pflegedienste manchmal am Entlassungstag erst angerufen - ging manchmal nicht eher.

IdR gehen sie innerhalb von 24h in die Versorgung. Wichtig wäre immer zu sagen, um was für eine Versorgung es sich handelt. Der PD wird dir dann sagen, ob sie zZ Kapazitäten/Personal dafür haben.

Man muss keine PS haben, aber dann ist man Selbstzahler.

Was für eine Versorgung soll es denn sein? Behandlungspflege (Spritzen, Wundversorgung)/Körperpflege?

Wende dich an den Sozialdienst der Klinik. Dessen Aufgabe ist es, die nachstationäre Pflege zu organisieren, dass muss man nicht alleine machen!!

Heimplatz ohne Pflegestufe geht idR nicht. Wie schnell man in deiner Stadt einen Platz bekommt, kann ich dir natürlich nicht sagen.

edit: kannst du vielleicht etwas zum Gesundheitszustand sagen? Dann könnte ich dir besser sagen, was nun wichtig ist. Es gibt auch Kurzzeitpflegen (meist in Heimen, Krankenkasse zahlt 28 Tage etwas dazu, Eigenanteil zw. 20-35€ am Tag bei Pflegestufe).

SarkanaM

Es geht um einen Mann, 74, dement, aber zu Hause lebend. Den Alltag kriegt er mit Hilfe gerade noch geregelt.

Sturz von der Kellertreppe, KH, MRT, es ist ein "ungefährliches" Gerinnsel (kein schlaganfall-Gerinnsel oder so).

KH-Betreuung ist unterirdisch, er wurde mit Beruhigungsmitteln abgeschossen, weil er Angstattacken bekam, vom Sturz selbst ist sonst nix weiter passiert.

Jetzt hieß es vom KH, sie könnten ihn nicht weiter da behalten, aber da er noch nicht so mobil sei (klar, nach 1 Woche Betäubungsmitteln / Schlafmittel, wenig Essen und Trinken und nur im Bett liegen), dürfte er nciht nach Hause, sondern nur ins Heim.
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"In the age of information, ignorance is a choice."

Frau B.

Ich würde die Kurzzeitpflege empfehlen. Es sei denn, er möchte nun auch ins Heim...

Um zu sehen, wie sich sein Gesundheitszustand entwickelt, ist die KZPfl eine gute Wahl.

Aufgabe des Sozialdienstes wäre es nun: Pflegestufe per Eilverfahren beantragen (dauerte bei uns ca. 5 Tage, ist aber je nach Bundesland verschieden).
Kurzzeitpflegeantrag bei der KK stellen - hier war das dann gleichzeitig der Antrag auf PS und der MDK entschied per Aktenlage oder kam zur Begutachtung in die Klinik.

Kurzzeitpflege wäre für max. 28 Tage, er kann aber jederzeit nach Hause, wenn es ihm besser geht. Die KK übernimmt die Kosten für die Pflege, man zahlt aber einen täglichen Eigenanteil von ca. 20-35 Euro (je höher die PS, umso höher der Eigenanteil).

Zu Hause stelle ich es mir schwer vor, wenn er noch nicht so mobil ist. Sollte er trotzdem nach Hause wollen, muss schon jetzt i.d. Klinik die Pflegestufe beantragt werden. Ein Pflegedienst kann ab dem 1. Tag zu Hause in die Versorgung gehen. Nachteil ist, dass er die Leistungen selber bezahlen muss, wenn er dann keine PS bekommt. Bei uns im Bundesland kam der MDK meist erst 4-6 Wochen nach Entlassung. Und wenn es dann keine Stufe gab, dann konnte man die Pflege kompl. selber bezahlen, die seit Entlassung geleistet wurde.
Es kann aber sein, dass das in deinem Bundesland anders ist und der MDK gleich entscheidet (in Hamburg zB läuft das wohl immer per Aktenlage, damit erstmal eine PS da ist und der Patient wird dann zu Hause nachbegutachtet).

SarkanaM

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"In the age of information, ignorance is a choice."

Frau B.

Kann er denn zumindest alleine zum WC gehen und sich mal etwas zu trinken holen?
Oder schafft er es auf einen fahrb. Toilettenstuhl?

Dann hilft wohl nur der amb. PD und Essen auf Rädern. Wichtig ist aber, dass ein PD auch nicht stundenweise da ist und nachts ist er dann eh alleine.

SarkanaM

Also die Mobilität ist momentan genau das Problem. Nach einer Woche nur liegen und Beruhigungsmitteln ist er natürlich gerade nicht so mobil.

Und sie haben auch ohne med. Indikation nen Katheter gelegt (damit nachts keine Schwester kommen muss). Gut, einerseits kann da nicht alle 2h jemand mit ihm zum Klo, ok. Aber andererseits hätte es ja wenigstens tagsüber ne andere Lösung gegeben.

Angehöringe sind12h/Tag vor Ort, aber da kein Arzt die Überwachung abgemeldet hat (braucht er aber nicht), darf er nicht ohne Schwester aufstehen, weil es dann natürlich lospiept.

Momentan kommt 2x am Tag ein Ergotherapeut und steht mit ihm auf.

Total mistige Situation. Ich bin ganz sicher, er würde sich zu Hause ganz schnell erholen, weil ihn die Situation im KH so fertig macht. Aber andererseits, was soll man machen, wenn der Ehepartner sich nicht zutraut / nicht kann ihn nachts alleine zu pflegen? Seine Frau hat natürlich auch Angst, dass er alleine nachts aufsteht und wieder irgendwo runterfällt.
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"In the age of information, ignorance is a choice."

Frau B.

Wie wäre es mit geriatrischer Reha? Zur Mobilisation und zur Vermeidung v. Pflegebedarf?

Die Ehefrau könnte als Selbstzahler mitfahren - das ist natürlich immer eine Kostenfrage.

SarkanaM

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"In the age of information, ignorance is a choice."

Frau B.


Trouble2011

Geriatrische Rehe ist ein guter Ansatz. Einfach um die Mobilität zu fördern, vielleicht kann man ihm das so bewusst machen?
Dass er dort hin kann, um wieder zuhause zurecht zu kommen?
12h am Tag ist nicht viel, wenn der Mann viel Pflege und Überwachung benötigt.  :-\

SarkanaM

Er bräuchte ja gar nicht so viel Pflege, wenn man im Krankenhaus mal irgendwas richtig gemacht hätte.  :-\

Da war Donnerstag (!!) zuletzt ein für ihn zuständiger Arzt und seit dem nicht mehr. Und auf jedwede Nachfrage seitens der Verwandten kommt nur, dass ein zuständiger nicht da wäre.  :o

Aber ich hab das jetzt alles fleißig notiert. Danke dafür schonmal!  :-*

Der Sozialdienst ist in dem Klinikum leider keine Hilfe. Die Frau war ja heute da und sagte, dass sie ausschließlich ins Heim oder zur Reha überweisen könnte. Sonst könnte sie nichts tun.

Und das schlimmste finde ich (eigentlich läuft da alles schlimm!), dass wenn die Ehefrau nicht in dem Moment dagewesen wäre, sie ihn einfach verlegt hätten, ohne dass jemand was hätte dazu sagen können.

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PeCaPe

Was ist das denn für ein Sozialdienst?
Einen Pflegedienst kann ich ja sogar als Krankenschwester von Station aus vermitteln.
Die kommen innerhalb von einem Tag.

Der Rest wurde eh schon geschrieben.
Es gibt ab nächsten Jahr mehr Geld für Dementkranke.

Ich würde auch den Weg der Geri-Reha wählen. Da könnten die evtl. noch einiges wieder gut machen, was im KH verbockt wurde und in dieser Zeit lässt sich dann alles mit zuhause besser regeln.

Entdecke deine Grenzen, aber vor allem deine Möglichkeiten, meine kleine, liebe Alicia!


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Frau B.

Traurig, wirklich traurig wie mit dem Patienten und den Angehörigen umgegangen wird.

Wohin hätten sie ihn verlegt,wenn die Ehefrau nicht da gewesen wäre?

Sonst kann die Sozialarbeiterin nichts tun? Es ist verdammt nochmal ihr Job die Angehörigen zu beraten  :-X . Das steht sogar im SGB, dass jeder ein Anrecht auf Beratung im Krankenhaus hat.

Wenn weitere Fragen kommen, melde dich ruhig per PN bei mir.

SarkanaM

Die Sozialdienstfrau sagte wohl, dass man lange auf einen Reha-Platz warten muss.  :-\

Das mit dem mehr-Geld habe ich eben auch gelesen, bei SPON glaube ich. Klingt ja ganz gut.

Ich glaube, die Sozialdienstfrau war noch die am wenigsten schlimmste in dieser üblen Odyssee.

Es weiß auch z.B. niemand so genau, welche Beruhigungsmittel in welcher Dosierung er bekommt. Es kann niemand sagen, ob er die Überwachung braucht (sonst könnte er tagsüber mit dem Sohn z.B. aufs Klo gehen) oder was überhaupt gemacht wird oder überhaupt mal irgendwas.

Heute morgen war angeblich um 7:00 schon Visite (da schlief er noch) und es war ein Chirurg da.  ??? Der konnte aber zu ihm auch nichts sagen - ach was.  s-:)

Wo bekommt man die Unterlagen für ne Pflegestufe? Beim MDK? Vom Pflegedienst?
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Trouble2011


PeCaPe

Gute Frage, normal auch beim Sozialdienst.
Für meine Tochter hat die vom Sozialdienst das mit mir zusammen ausgefüllt.
Als wir zuhause waren kam dann einer vom MDK, zwei Wochen später war dann der Bescheid da und rückwirkend das Geld ab Antragsstellung.

Kann man nicht auch beratend zu so Stellen wie der Diakonie oder so gehen?

Entdecke deine Grenzen, aber vor allem deine Möglichkeiten, meine kleine, liebe Alicia!


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Trouble2011

Und dann fordert ihr in der Rechtsabteilung eine Kopie der Krankenakte- dann habt ihr schonmal mehr Wissen.
Ansonsten natürlich aktuell direkt Einsicht nehmen.

Tagespflege ist eine Alternative, Betreuungsangebote gibt es sicherlich einiger- gerade für Dementkranke.
Fragt auch bei der Krankenkasse nach geriatrischer Reha- oder vllt. hat der MDK sonst auch Adressen- und dann fragt nach entsprechender Überweisung. :-*

Frau B.

Zitat von: Speranza am 17. Dezember 2012, 22:06:54
Bei der Krankenkasse.

Genau, du kannst online auch gucken. Meist kann man das Formular direkt ausdrucken.

Aber PeCaPe hat Recht - die Sozialarbeiterin kann euch auch einen Antrag geben, den ihr dann gleich mit dem Pat. ausfüllt und sie faxt ihn direkt zur Pflegekasse.

SarkanaM

#19
Ihr seid toll! Danke!  :-*


Was ist Tagespflege? Sowas in der Art wie ne "Tagesmutter", die wirklich stundenlang z.B. bei einem zu Hause bleibt?  ???

Geht das auch über ambulante Dienste?
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"In the age of information, ignorance is a choice."

Trouble2011

Tagespflege ist eine Tagesbetreuungsmöglichkeit gerade für Demenzkranke- da kann man dann auch Betreeungsleistungen bei der Krankenkasse für beantragen- meist wird das von Heimeinrichtungen angeboten.

Frau B.

Er würde morgens abgeholt werden und am Nachmittag wieder nach Hause gebracht.
In der Tagespflege bekommt er Verpflegung und Beschäftigung. Die Spielen dann, singen, basteln etc.

Ist vielleicht auch eine Erleichterung für die Ehefrau.

Aber auch dafür brauch er eine Pflegestufe.

Google mal Tagespflege + Wohnort. Meist bieten das die großen Verbände wie AWO, Caritas, Diakonie etc. an.

Fliegenpilz

Du bzw. die Ehefrau kann jederzeit Einsicht in die Patientenakte fordern, genauso muss Einsicht in den Medikamentenplan gegeben werden!

SarkanaM

Oh Mädels, ihr seid eine tolle Hilfe!  :-* :-*

Heute ist jemand kompetentes schon ganz früh dabei, so dass jemand bei der Visite hoffentlich mal Fragen stellen kann und auch Antworten bekommt.

Antrag für Pflegestufe und zusätzliche Betreuung wurden gestern schon ausgedruckt.

Der wirklich schwierige Punkt ist erstmal, dass die Ehefrau einsieht, dass sich Hilfe holen KEINE Schwäche, sondern Stärke ist. Und das sie leider im Superschnelldurchlauf begreifen muss, dass ihre Kinder seit 20 Jahren erwachsen sind und für ihre Eltern Verantwortung übernehmen können und wollen.
Leider sieht sie das nicht so. :( Und damit ist es unheimlich schwer, zu helfen. Obwohl es ihr selbst inzwischen psychisch total mies geht, weil das natürlich alles zu viel ist und sie seit einer Woche 12h/Tag am Krankenbett sitzt.
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"In the age of information, ignorance is a choice."

SarkanaM

Ist es richtig, dass die KK ENTWEDER Kurzzeitpflege oder geriatrische Reha bezahlt?
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