Erziehung mit 16 oder 17 überhaupt noch möglich?

Begonnen von schnupsi, 06. März 2012, 11:36:38

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schnupsi

Frage mich grundsätzliches: ist Erziehung in dem Sinne eigentlich noch möglich wenn die Kinder 16 bzw. 17 Jahre alt sind. Hatte ja mal das Thema reingestellt, ob eine 16jährige allein in Urlaub fahren sollte mit Gleichaltrigen für 1 Woche ohne Aufsicht. Man wird in dem Alter ja fast täglich vor neue ,,Aufgaben" gestellt.  Kann man verbieten, kann man Grenzen setzen auch mit 16 oder 17? Kann man noch einschreiten, wenn man merkt das die ,,Kinder"  irgendwie abdriften oder so?  Bestrafen? Sanktionen? Oder einfach laufen lassen...???

zuz

Ich fürchte, mit Bestrafen/Sanktionen kommt man in dem Alter nicht mehr weit. Allerdings sind die ja nie wirklich wirksam ;).
Ich denke, was man tun kann, ist immer und immer wieder Gespräche anbieten, zuhören, Fragen stellen, die eigene Sichtweise erläutern und ganz klar die EIGENEN Grenzen abstecken. Also was man bereit ist zu tun und was nicht für das "Kind". Z.B. wenn sie die Wäsche nicht ins Bad bringen, dann wäscht man eben auch nicht.

Möglichst eben eine Vertrauensbasis schaffen und hoffen, dass die Grundsteine, die man früher gelegt hat, den Überschwemmungen des Erwachsenwerdens standhalten.
Manche Sachen kann man vielleicht durch Organisation und Entgegenkommen lösen. Wenn man z.B. Bauchweh hat, weil Töchting in die Disko geht, ihr anbieten, sie um 1 abzuholen - dann fährt sie vielleicht nicht mit Manni heim, der schon 4 Bier und Schlimmeres intus hat.

Schwierig wird es, wenn sie wirklich abdrehen, denke ich. Wenn es nicht nur drum geht, dass man erfährt, sie wollen was, was man ihnen nicht direkt erlauben würde, aber was an sich okay wäre (z.B. Urlaub allein ist ja an sich nichts Schlimmes, auch wenn man natürlich besorgt ist), sondern wenn man merkt, sie laufen Gefahr, ihr Leben in den Sand zu setzen. Ich glaube, man kann dann nur immer wieder mit ihnen reden, wie sie sich ihr Leben denn so vorstellen, was sie erreichen wollen, was sie eher abschreckt, WIE sie ihre Ziele erreichen wollen und sie dabei ernst nehmen. Also wenn sie absurde Dinge äußern wie "SChauspieler werden" dann mit ihnen gemeinsam mal recherchieren, Schauspielschulen anrufen, sich nach Voraussetzungen erkundigen etc. Entweder sie merken dann, dass es Quatsch ist oder sie bekommen so wirklcih den nötigen Ehrgeiz und tun das was für ihr Ziel und erreichen es vielleicht sogar. Oder auch umgekehrt, wenn sie z.B. die Schule abbrechen wollen, mit ihnen überlegen, was ihnen dann noch für Möglichkeiten bleiben und durchrechnen, welche Wünsche sie sich dann noch erfüllen können und welche nicht. (Da gab es mal eine Bing-Crosby-Folge, da wollte der 16-JÄhrige die Schule abbrechen. Der Vater hat dann ein Monopoly rausgeholt und ihm 1000 Dollar gegeben - was er verdienen würde, wenn er einen Job macht ohne Ausbildung. Und dann hat er einfach mal abgezogen: Miete. Willst Du ein Auto? - Ja klar - Also dann soundso viel. Hast Du eine Freundin? - Logo - Okay, Du musst sie zum Essen einladen, wieder 30 Dollar weg usw. Am Ende hat das Geld nciht gereicht und der Junior war kuriert. Klar, etwas fernsehkitschig, aber ich denke, im Grunde funktioniert es nach dem Prinzip).

peter

Hatte ich es die tage erst mit ner freundin drüber.... Es ist soooo einfach kleine kinder zu lenken und wenn sie grösser werden ist es soooo schwer.

Natürlich heisst es - sag niemals nie
Aber ich denke was mit 15 oder so net sitzt ist kaum mehr zu " retten"

~ Oma Netti ~

ich schließe mich satti an.

man hat im grunde kaum eine chance, wenn so große kinder so gar nicht wollen. zuz hat sehr gute anreize gebracht, aber alles wird nur was bringen, wenn das "kind" auch will. eine 15-jährige kann man nicht mehr damit beeindrucken ihr eine auszeit zu verpassen wie einem bockenden 3-jährigen. ohne zugang zum kind wird es schwer werden. :-\

schnupsi

Bei meiner Tochter ist es so, dass sie Freunde hat die alles dürfen z.B. ihre Freundin lebt mit 16 schon mit ihrem Freund zusammen und ist halt insgesamt ohne irgendwelche ,,Grenzen" der Eltern. Die darf halt alles.  Merke, seit meine Tochter mehr mit ihr zusammen ist rebelliert sie immer mehr. Sie fängt an zu lügen, ist stinkfaul, hat nur noch PC,  Weggehen, Party und Haarewaschen im Kopf. Um Schule kümmert sie sich so gut wie gar nicht mehr obwohl sie dieses Jahr ihren Abschluss machen muss. Sie hat schon eine Ausbildungsstelle ab 1.8. als MFA, aber ohne Abschluss ist auch die hin. Jetzt bekam ich einen Anruf der Schule, dass sie ständig zu spät kommt, schlechte Noten schreibt, Unterschriften von mir fehlen und sie wenn sie drauf angesprochen wird, total frech ist. Es hat mich letzte Zeit immer schon gewundert, dass sie nichts für die Schule machen muss. Angeblich hat sie alles schon dort gemacht.

Das meine ich mit ,,Abdriften". Ich versuche ihr zu erklären, dass es im Leben halt so nicht geht. Sie spricht ständig von Erwachsenwerden. Aber es geht nicht nur darum,  Party zu feiern sondern zum Erwachsenwerden gehören auch Zuverlässigkeit Ehrlichkeit und Pünktlichkeit und verantwortungsbewusstsein (auch sich selbst gegenüber). Sie sagt ja und macht trotzdem so weiter. Nach dem Gespräch der schule hat sie jetzt wochentags Ausgehverbot, von 16 -20 Uhr Internetverbot und hat so genug Zeit jetzt was für die Schule zu tun. Wenn sie´s anders nicht kapiert, was soll ich tun?

moni

ich würde sie mal komplett auflaufen lassen. sie muss die konsequenz ihres handelns spüren.

wenn sie erwachsne sein will, soll sie doch. wäsche waschen , essen kochen, geld verdienen usw.

rede mit ihr darüber welche konsequenzen anstehen.

ich würde sogar wenn es schon so schlimm ist eine beratungsstelle aufsuchen.

erziehen in dem alter? das ist glaube ich gelaufen. jetzt müssen sie durch erfahrungen lernen.

~ Oma Netti ~

ehrlich gesagt glaube ich, je mehr du ihr verbietest, desto mehr wird sie bocken  :-\ so kommst du wahrscheinlich nicht ans ziel.
versuch doch irgendwelche kompromisse mit ihr auszuhandeln. also meinetwegen, sie tut das und jenes für die schule, dafür darf sie dann abends auch ne weile weg. erst an 1-2 wochentagen oder so. je mehr klappt schulmäßig, umso mehr bekommt sie wieder zurück (pc-zeit, weggehen etc)

schnupsi

Genau so hatte ich es vor. Ausgangsverbot ist erstmal für 4 Wochen. Wenn ich sehe ( und  nach Rücksprache mit der Klassenlehererin) das sich was positiv geändert hat bekommt sie Stück für Stück wieder was zurück. Darf mal länger weg oder auch in der woche weg. 

Es ist ja nicht so, dass es mir Spaß macht ihr was zu verbieten oder sie "einzusperren". Aber es ist doch meine Pflicht als mutter sie auf den richtigen Weg zu bringen. Möchte einfach nicht, dass sie sich alles versaut mit ihrer momentanen Einstelllung. 

zuz

Oje, klingt schwierig. Ich würde mir auch Sorgen machen. Natürlich kannst Du sie dennoch nicht zwingen, zu lernen. Aber bei so wichtigen Dingen will man ja seine Kinder auch nicht auf die Nase fallen lassen  :-\

Wie sieht es denn schulisch aus bei ihr? Also wie schlecht sind die Noten? Läuft sie wirklich Gefahr, den Abschluss nicht zu schaffen oder könnte sie trotz Nichtstuns noch halbwegs durchkommen? Das gibt es ja auch.

Wegen fehlender Unterschriften: Wenn sich das häuft, kann die Schule Attestzwang verhängen. D.h. jedes Fehlen muss ärztlich attestiert werden. Dann hört das meist ganz schnell auf. Da würde ich mal die Schule ansprechen. Kooperiert die nicht ausreichend, dann würde ich regelmäßig anrufen und nachfragen. So merkt Deine Tochter auch, dass es auffällt und nicht egal ist, was sie macht.

Was sagt sie denn dazu, wenn Du ihr sagst, Du machst Dir Sorgen, dass ihre Lehrstelle futsch ist? Oder wie stellt sie sich das vor, wenn sie keinen Abschluss hat? Evtl. kannst Du ja mit ihr mal den Worst Case angehen: Ok, ich gehe davon aus, dass Du den ABschluss nicht bekommst und somit die Lehrstelle weg ist. Dann schauen wir uns jetzt mal um, was Du noch machen könntest. Und dann wirklich mal rumtelefonieren, wo sie aushilfsmäßig anfangen könnte. Evtl. kann sie dann da auch mal ein Praktikum machen. Viele merken dann ganz schnell, dass sowas nicht die Art Job ist, die sie machen möchten.

Dennoch: Letztendlich liegt die Verantwortung bei IHR, auch wenn das bestimmt schwer zu ertragen ist, man will ja seinen Kindern negative Erfahrungen immer gern ersparen. Du kannst natürlich gute Rahmenbedingungen schaffen Aber NUR SIE kann letztlich entscheiden, was sie daraus macht. Evtl. hilft es ja auch, ihr das mal so klarzumachen? Momentan gängelst Du sie ja eher. Vielleicht würde ein konstruktives Mama-Tochter-Gespräch mehr helfen, wo Du IHR die Verantwortung übergibst, ihr aber klarmachst, dass Du Dir Sorgen machst.

schnupsi

Du hast recht zuz. Aber die Gespräche hatten wir bereits. Eigentlich immer. Ich wollte eigentlich iimmer zu meinen Kindern so ein Verhältnis haben, dass ich so was wie ich jetzt mache ( Strafen etc.) gar nicht machen muss. Ich dachte immer, wenn man wie ne freundin ist und auch mit vernünftigen Gesprächen dann klappt das auch ohne Strafen. Aber das funktioniert bei meiner Tochter irgendwie nicht. Ich hab das ja schon lange kommen sehen wie es jetzt ist und im vorfeld schon viel mit ihr geredet. Nur das Gespräch der Lehrerin hat mir jetzt klar gemacht , dass es fünf vor 12 ist und ich die Zügel nicht mehr bei ihr schleifen lassen darf. Jetzt zwingt sie mich im Grund zu solchen Maßnahmen, da reden nichts geholfen hat.

Jedes Kind ist anders. Meine Tochter ist halt so, dass sie echt ne Führung braucht. Sei guckt sich auch viel von anderen ab. Meist von den schlechten... Umgang formt den Menschen...

zuz

Umgang formt sicher auch. Andererseits sucht man sich ja auch die Leute, die zu den eigenen Vorstellungen passen. Wie ist es denn, wenn Du sie fragst, was sie an ihnen bewundert? Und was sie vielleicht auch eher kritisch sieht? Was denkt sie, wo die in 10 Jahren stehen werden? Und wo will sie dann sein, was will sie machen? Und dann würde ich mal schauen, ob ihre Vorstellungen da realistisch sind . Und wenn nicht, wie man dann Realität und Ideal zusammenbringen könnte. Wichtig ist, dass sie da möglichst selbst drauf kommt.

Ich denke, die Zeit spielt für Dich. Schlimmstenfalls schafft sie den Abschluss nicht, dann ist die Lehrstelle weg. Dann wird sie wohl das Jahr wiederholen, ist dann schon reifer und erkennt vielleicht eher, was sie selbst wirklich will. Kinder entwickeln sich ja weiter und merken irgendwann, dass es doof ist, nur Party zu machen.